WARP 1 - Der Quantenzauberer (German Edition)
WARP-Kapsel kommen, und Sie haben nichts weiter zu tun, als für Ihre Abschlussprüfung zu lernen. Aber falls dieser unwahrscheinliche Fall doch eintreten sollte, während ich gerade abwesend bin, dann müssen Sie dafür sorgen, dass er am Leben bleibt. Halten Sie ihn am Leben und geben Sie mir Bescheid. Das ist alles.«
»Ist der Mann jetzt da drin?«
»Nein. Im Moment ist die Kapsel leer, wie schon seit knapp dreißig Jahren.«
»Dann ist es also eine Wunderkapsel?«
Orange lächelte auf eine Weise, die Chevie verriet, dass er eine ganze Menge mehr wusste als sie. »Nein, eher eine Wanderkapsel.«
»Was soll das denn heißen?«
»Mehr werden Sie heute nicht aus mir herauskriegen, Agent Savano. Vielleicht werde ich Ihnen mehr verraten, wenn Sie sich als Hüterin der Kapsel bewährt haben. Bis dahin ist das hier Ihre Einsatzzentrale; Sie entfernen sich nicht weiter als einen Kilometer vom Haus, und während Sie schlafen, bewache ich die Kapsel.«
»Wo schlafe ich denn?«
»Oben in der Wohnung. Es wird Ihnen gefallen.«
»Und wo schlafen Sie? Im schönen Schottland?«
Wieder lächelte Orange. »Im obersten Stock. Ich habe das Penthouse. Einer der Vorzüge, wenn man der Chef ist.«
Er reichte Chevie ein Smartphone. »Alle Nummern sind bereits eingegeben, und es gibt Apps für Alarm und Überwachung. Sehen Sie das Icon hier? Wenn Sie da drauftippen, bricht die Hölle los. Also schön vorsichtig damit. Verstanden?«
Chevie nahm das Handy. »Verstanden.«
»Gut.« Orange wandte sich wieder der Kapsel zu. Seine Finger klimperten auf den altertümlichen Tastaturen, die an der Außenhülle befestigt waren. »Wenn Sie sich hier bewähren und ein, zwei Jahre von der Bildfläche verschwunden bleiben, können wir Sie wieder in die Staaten schmuggeln, ohne dass die Presse Wind davon kriegt. Bis dahin sind Sie fast alt genug, um sich für die Akademie zu bewerben.«
Chevie warf seinem grauen Rücken einen finsteren Blick zu. In zwei Jahren würde sie uralt sein. Fast neunzehn.
»Wow, das klingt ja toll. Zwei Jahre Babysitten. Wie gut, dass ich die ganzen Schusswaffenkurse gemacht habe.«
Orange verließ den Kapselraum, ohne sich noch einmal umzusehen. »Versuchen Sie’s ruhig weiter, Agent Savano!«, rief er über die Schulter. »Eines Tages fällt Ihnen bestimmt etwas ein, das wirklich witzig ist.«
Ich hasse den Kerl jetzt schon , dachte Chevie.
Jetzt, ein Dreivierteljahr später, hatte Chevie den Kontakt zu den meisten ihrer Freunde in Kalifornien verloren, während sie im Keller rumsaß und darauf wartete, dass irgendein geheimnisvoller Typ aus einer Art Raumkapsel spazierte. Sie hatte kein einziges Mal ihre Waffe abgefeuert, nicht mal in einem Übungsraum, und das machte sie extrem nervös. Mittlerweile redete sie nicht nur dauernd mit sich selbst, sondern führte sogar richtige Diskussionen.
Du musst damit aufhören, ermahnte sie sich. Sonst denken die Leute noch, du spinnst.
Ach ja? Welche Leute denn? Seit über sechs Wochen hatte sie mit niemandem außer Orange gesprochen. Sie hatte sogar ihren siebzehnten Geburtstag allein gefeiert, mit einem Schokoladenbrownie und einer einzigen armseligen Kerze.
Das Haus am Bedford Square war für sie zu einem zweiten Zuhause geworden, oder in gewisser Weise auch zu einem Gefängnis. Sie kannte jeden Zentimeter des Hauses besser als ihr eigenes kleines Cottage in den Malibu Bluffs, wo sie von Gesetz wegen allein leben durfte, sobald sie achtzehn war, also in weniger als einem Jahr.
Einen Raum in dem Haus am Bedford Square liebte sie wirklich, und das war der große Saal. Irgendwann in der Geschichte des Hauses hatte jemand einen Großteil des ersten Stocks in einen Tanzsaal verwandelt, komplett mit Spiegelwand und Stange. Chevie Savano war zwar keine Tänzerin, aber ein begeisterter Fitnessfan und sie hatte Orange nur drei Wochen bearbeiten müssen, dann hatte er ein paar Tausend Pfund für Gewichte und Maschinen springen lassen.
An diesem Abend, der noch ziemlich ereignisreich werden sollte, aber bisher genauso öde wie immer gewesen war, verbrachte Chevie ihre letzten stressfreien Momente damit, sich lange im Spiegel zu betrachten und sich zu fragen: Mädel, wo soll das bloß hinführen?
Die Antwort lag auf der Hand.
Du weißt ganz genau, wohin das führen soll. Sitz deine Zeit als Kapselhüterin ab, und mit etwas Glück vergisst die Chefetage in den Staaten die Sache mit Los Angeles und gibt dir die Chance, eine echte Agentin zu werden. Du hast immer noch
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