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Warrior Cats 03 - Die Macht der drei 06 - Sonnenaufgang

Warrior Cats 03 - Die Macht der drei 06 - Sonnenaufgang

Titel: Warrior Cats 03 - Die Macht der drei 06 - Sonnenaufgang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Hunter
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Blut quoll hervor.
    Löwenglut sah zu, wie seine Schwester ihr Heilerwissen einsetzte, das sie vor langer Zeit von Blattsee gelernt hatte. Distelblatt leckte den Bereich um den Dorn herum gründlich ab und bekam den spitzen Stachel schließlich mit den Zähnen zu fassen. Mit einem energischen Ruck zog sie ihn heraus und spuckte ihn aus. Noch mehr Blut strömte aus Haselschweifs Nase und tropfte auf den Boden.
    »Au!«, protestierte Haselschweif.
    »Wir brauchen dringend Wasser, um das Blut abzuwaschen und die Wunde zu schließen«, miaute Distelblatt.
    Löwenglut schaute sich suchend um, doch weit und breit war kein Bach zu sehen.
    »Drück deine Schnauze in den Schnee«, wies Distelblatt Haselschweif schließlich an. »Das wird die Blutung stoppen.«
    Mit einem zweifelnden Blinzeln vergrub Haselschweif ihre Nase in einem Flecken sauberen, weißen Schnees. »Es ist so kalt!«, ertönte ein gedämpftes Maunzen.
    »Halte noch ein bisschen durch«, drängte Distelblatt. »Ich verspreche dir, es hilft.«
    Haselschweif hielt ihr Gesicht noch mehrere lange Augenblicke in den Schnee gedrückt und hob dann den Kopf. Weiße Klumpen hingen an ihrer Schnauze, und sie sah aus, als hätte sie sich in Wolkenschweif verwandelt mit seinem langen, schneefarbenen Pelz. »Es t-tut schon g-gar n-nicht mehr so weh«, berichtete sie mit klappernden Zähnen.
    Distelblatt beugte sich vor, um die Wunde zu begutachten. Vorsichtig wischte sie mit der Pfote den Schnee beiseite. Die Verletzung war nun ein glattes, sauberes Loch, das sich schon fast wieder geschlossen hatte.
    »So müsste es gehen«, miaute sie.
    »Gut gemacht.« Brombeerkralles polterndes Schnurren erklang hinter Distelblatt. Löwenglut sah, wie er sie liebevoll musterte, den gleichen väterlichen Stolz in den Augen wie Socke, als er Haselschweif betrachtet hatte.
    Distelblatt wandte sich ab. Löwenglut wusste, wie gerne sie auf das Lob reagiert hätte, aber sie konnte nicht. Früher einmal hatte Brombeerkralles Anerkennung ihnen allen so viel bedeutet. Doch das war vorbei. Welche Talente wir auch haben, sie stammen nicht von dir.
    Der Schneefall ließ nach, doch die Wolkendecke am Himmel machte es unmöglich, festzustellen, wo die Sonne gerade stand. Vielleicht geht sie schon bald unter. Löwenglut zitterte. Direkt vor ihnen lag der riesige Donnerweg und dahinter eine weite Ebene, aus der nur ein kleines Wäldchen aufragte. Seitlich davon machte Löwenglut eine Ansammlung funkelnder Lichter aus.
    »Was ist das?«, fragte er und deutete mit dem Schwanz darauf. »Sieht aus, als wären jede Menge Sterne auf die Erde gefallen.«
    »Nein, das sind nur viele, viele Zweibeinernester, dicht beisammen«, erklärte Farnpelz.
    Haselschweif staunte. »Ich hätte nicht geglaubt, dass es so viele Zweibeiner auf der Welt gibt!«
    »Ich hoffe, wir müssen nicht in ihre Nähe gehen«, fügte Birkenfall hinzu.
    Haselschweif nickte, und Löwenglut murmelte, wie um sich selbst davon zu überzeugen: »Wir sind schließlich keine Hauskätzchen.«
    Brombeerkralle und Farnpelz führten sie hinunter zum Donnerweg und hockten sich an seinen Rand, die anderen Katzen in einer Reihe zwischen ihnen. Monster grollten vorbei, deren grelle Lichter sich auf der nassen, schwarzen Oberfläche spiegelten.
    »Diesmal rennen wir alle gemeinsam rüber, sobald eine Lücke groß genug ist«, entschied Brombeerkralle. »Wenn ich ›Los!‹ sage, dann rennt, als wäre ein ganzer Stamm von Dachsen hinter euch her.«
    Löwenglut versuchte verzweifelt, seine Angst zu verbergen, während er auf das Zeichen seines Anführers wartete. Das hier war viel schlimmer als der Donnerweg, den sie vorhin überquert hatten. Es schien, als würde der Strom an Monstern niemals enden.
    Neben ihm zitterte Haselschweif, und dahinter sträubte sich Birkenfalls Fell, als stünde er einer Horde von Feinden gegenüber. Auf seiner anderen Seite scharrte Distelblatt wütend am Boden, die Augen auf Brombeerkralle gerichtet.
    Warum muss ich eigentlich immer tapfer sein? Löwenglut hatte auf einmal alles so satt. Wir wissen ja inzwischen, dass die Prophezeiung nicht uns meinen kann, also ist das doch gar nicht mehr nötig. Schließlich könnten wir ebenso gut Hauskätzchen sein.
    Furcht und Scham wogten bei diesem Gedanken über ihn hinweg, und er war so in sein Elend vertieft, dass er beinahe Brombeerkralles Ruf überhört hätte: »Jetzt!«

6. Kapitel
    Distelblatt rannte gemeinsam mit ihren Clan-Gefährten los. Als sie die Mitte des Donnerwegs

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