Warrior Cats 03 - Die Macht der drei 06 - Sonnenaufgang
Distelblatt den Stolz in Sockes Augen sah, überkam sie eine Welle der Eifersucht. Ob mein Vater auch stolz auf mich wäre? Weiß er überhaupt, dass es mich gibt?
»Ich bin beeindruckt«, miaute Socke, als Haselschweif und Birkenfall sich voneinander lösten und Erde und Laub aus ihrem Fell schüttelten. »Der DonnerClan bringt seinen Katzen jedenfalls bei, wie man für sich sorgt.«
Molly trat vor, sie wirkte scheu, aber freundlich. »Wollt ihr den Rest des Tages bei uns verbringen?«
»Gute Idee.« Socke deutete mit dem Schwanz ins Innere des Pferdenestes. »Hier drin ist es warm, und es gibt jede Menge Mäuse, wenn ihr Hunger habt.«
»Danke, nein«, erwiderte Brombeerkralle. »Wir müssen weiter.«
»Wir verfolgen einen Mörder!«, fügte Haselschweif hinzu.
Molly und Socke sahen sich beunruhigt an, ihr Nackenfell stellte sich auf. »Was – wer wurde ermordet?«, fragte Molly ängstlich.
»Das ist eine lange Geschichte.« Farnpelz tappte herbei und legte Socke besänftigend die Schwanzspitze auf die Schulter. »Und ihr braucht keine Angst zu haben. Wir müssen nur mit einer Katze reden, die vielleicht gesehen hat, was passiert ist.«
Socke entspannte sich und das Fell an seinem Nacken und seinen Schultern glättete sich. »Welche Katze ist es denn?«, fragte er.
»Ein braun und schildpattfarbener Kater«, erwiderte Brombeerkralle, »mit sehr langem Fell und blassgelben Augen.«
Molly holte tief Luft. »So eine Katze habe ich gesehen! Er lief vor ein paar Sonnenaufgängen sehr früh am Morgen über das Feld.«
»Dann sind wir ihm ja dicht auf den Pfoten«, schnurrte Brombeerkralle. »Lasst uns weitergehen.«
Haselschweif tappte zu ihrem Vater und berührte seine Nase mit der ihren. »Auf Wiedersehen«, miaute sie. »Ich komme auf dem Rückweg noch mal vorbei.«
»Du bist jederzeit willkommen«, sagte Socke zu ihr. Distelblatt sah, wie traurig er war, dass er seine Tochter so schnell wieder gehen lassen musste.
»Ich komme auf jeden Fall«, versprach Haselschweif.
Als sie über das Feld Sols Pfotenschritten folgten, kam Birkenfall an Distelblatts Seite. »Es muss merkwürdig sein, Halb-Clan zu sein«, murmelte er so leise, dass Haselschweif es nicht hören konnte. »Stell dir vor, du bist nie bei deiner Familie.«
Distelblatt antwortete nicht und schaute nur düster vor sich hin. Immer noch besser als das, was ich bin: ein Kein-Clan.
5. Kapitel
Während die Patrouille das nächste Feld überquerte, begann es in weichen, fedrigen Flocken zu schneien, die schmolzen, sobald sie den Boden berührten. Löwenglut nieste, als eine auf seiner Nase landete.
Auf der gegenüberliegenden Seite des Feldes kamen sie zu einem breiten Streifen aus weißlichem Gestein mit riesigen, roten Holznestern an einer Seite. Es schneite nun stärker, Wind war aufgekommen und peitschte die Flocken über die freie Fläche, als sie sich auf den harten Untergrund wagten. Löwenglut lief neben Distelblatt und versuchte, sie so gut es ging vor dem Wind zu schützen.
Plötzlich ertönte ein lautes Schnauben aus einem der Nester. Entsetzen packte Löwenglut, und er rannte los, den Bauch so dicht am Boden, dass er den Schnee streifte. Neben sich spürte er Distelblatt und Haselschweif rennen.
Wieder ertönte dieser Laut, gefolgt von Farnpelz’ Jaulen: »Bleibt stehen! Das sind doch nur Pferde!«
Nur Pferde! Löwengluts fliegende Pfoten trieben ihn voran, während er sich die riesigen Wesen mit ihren schweren Pfoten vorstellte, die mit einem Tritt einer Katze das Rückgrat brechen konnten. Ein Zweibeinertor ragte aus dem Schneetreiben auf, er zwängte sich darunter hindurch und spannte seine Muskeln an, um sogleich weiterzurennen. Distelblatt und Haselschweif waren direkt hinter ihm.
»Nein!«, kreischte Brombeerkralle. »Stopp! Donnerweg!«
Abrupt kam Löwenglut zum Stehen, als vor ihm gelbe Strahlen das Schneegestöber durchschnitten. Ein Monster mit blendend hellen Augen glitt vorbei, zerrte an Löwengluts Fell und durchnässte seine Pfoten mit einem Schwall dreckigen Schneematsches. Erschrocken sprang er zurück. Sein Herz klopfte vor Angst, während er darauf wartete, dass sich Birkenfall, Farnpelz und Brombeerkralle zu ihnen gesellten.
»Und ihr wollt Krieger sein?« Brombeerkralles Stimme klang schneidend. »Das war pure Panik. Die Pferde waren in ihren Nestern. Es bestand keine Gefahr, bis ihr beschlossen habt, euch einem Monster in den Weg zu werfen.«
»Entschuldige«, murmelte Löwenglut. Brennende Scham
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