Warrior Cats 03 - Die Macht der drei 06 - Sonnenaufgang
Himmel sehen, der allmählich von Schwarz zu Grau verblasste. Alles war still.
Sie trank ausgiebig von dem eiskalten Wasser. Als sie sich die Tropfen aus den Schnurrhaaren schüttelte, hörte sie einen lauten Alarmruf und erhaschte einen Blick auf eine Amsel, die in die Höhe flatterte. Gleich darauf stolzierte Brombeerkralle mit einem Kaninchen im Maul zwischen den Bäumen hervor.
»Dort drüben lässt sich gut jagen«, bemerkte er und ließ seine Beute vor Distelblatts Pfoten fallen.
Beim köstlichen Geruch der Frischbeute lief Distelblatt das Wasser im Maul zusammen. »Soll ich noch mehr fangen?«, schlug sie vor. »Ein Kaninchen reicht nicht für uns sechs.«
»Gut«, erwiderte Brombeerkralle. »Aber geh nicht aus dem Wäldchen hinaus. Ich wecke die anderen. Das nächste Mal kannst du die erste Wache übernehmen«, fügte er hinzu. »Aber jetzt müssen wir bald weiter.«
Distelblatt folgte dem Bach, sprang einen kleinen Wasserfall empor und stolperte praktisch über eine Wühlmaus, ehe diese zurück in ihr Schlupfloch am Ufer flüchten konnte. Nachdem sie etwas Erde über den schlaffen Körper gescharrt hatte, kletterte sie die Böschung hinauf und stand witternd da, die Ohren gespitzt nach den leisesten Anzeichen von Beute. Bald entdeckte sie eine Maus, die Samen unter einem Busch knabberte. Mit Pfoten leichter wie Luft glitt Distelblatt über das Laub und brach der Maus mit einem schnellen Pfotenhieb das Genick. Dann ging sie zurück, holte die Wühlmaus und kehrte mit den beiden Frischbeutestücken in die Senke zurück.
Früher wäre sie stolz auf ihr Jagdtalent gewesen, vor allem, wenn sie Brombeerkralle zeigen konnte, wie schnell sie Beute brachte. Nun konnte sie dem Zweiten Anführer nicht einmal mehr in die Augen schauen, als er sie beglückwünschte. Ihr ganzes Training, alles, was sie zu wissen meinte, war nichts als Staub, wenn sie nicht einmal eine echte Clan-Katze war.
Alle anderen Katzen waren wach. Sie fraßen schnell und folgten Brombeerkralle zum Rand des Wäldchens. »Wir sind nun nicht mehr weit von Mitternachts Zuhause entfernt«, miaute er. »Seid vorsichtig und bleibt dicht bei mir.«
Außer den Zweibeinernestern war das Land vor ihnen flach und leer und bot keinen Schutz. Der Himmel war klar, abgesehen von ein paar wenigen Wolkenfetzen, die an ihm entlangjagten, und leuchtete milchweiß im Dämmerlicht. Der Wind traf Distelblatt hart ins Gesicht, sobald sie den Schutz der Bäume verlassen hatte. Er war kalt und schneidend, mit einem fremden Geruch, wie der Geruch von gefrorenem Blut.
»Der bläst mir noch das Fell weg!«, beschwerte sich Birkenfall.
Distelblatts Augen und Mund brannten und ihr Pelz klebte an ihrem Körper. Sie kniff die Augen zusammen, zog den Kopf ein und hielt sich dicht neben Löwenglut. Immer weiter wanderten sie über das brüchige Gras, bis Distelblatt unter dem Pfeifen des Windes ein dumpfes Dröhnen vernahm, ein Geräusch, wie sie es noch nie gehört hatte.
Auf einmal blieb Löwenglut stehen. Distelblatt, die nicht mehr rechtzeitig anhalten konnte, prallte gegen ihn und stolperte mit einem verärgerten Fauchen, als Haselschweif von hinten mit ihr zusammenstieß. Als sie den Kopf hob, sah sie Brombeerkralle und Farnpelz Seite an Seite an der Spitze der Patrouille stehen. Distelblatt tappte zu ihnen und die anderen Katzen reihten sich neben ihr auf.
Gütiger SternenClan! Sie hatten den äußersten Rand des Landes erreicht! Vor ihren Pfoten fiel der Boden steil ab zu einem steinigen Abhang, dahinter erstreckte sich eine endlose Weite aus wogendem, brüllendem, grauem Wasser.
»Willkommen beim Wassernest der Sonne«, miaute Brombeerkralle.
7. Kapitel
Nach dem Aufbruch der Sol-Patrouille stand Häherfeder auf der Lichtung und witterte den Geruch von Schnee im Morgenwind. Er konnte es rascheln hören, als mehrere Katzen sich durch die Zweige des Kriegerbaus drängten. Unter seinen Clan-Gefährten herrschte eine seltsame Anspannung.
»Morgenpatrouille.« Graustreifs Stimme erklang dicht neben Häherfeder. »Sandsturm, du führst sie an. Nimm Fuchspfote und Eichhornschweif mit. Und seid vorsichtig entlang der WindClan-Grenze.«
»Muss ich mitgehen?«, hörte Häherfeder die bestürzte Stimme von Fuchspfote. »Ich mag den WindClan nicht.«
»Sei still!«, fuhr Rauchfell ihn an. »Du weißt doch, dass du keine Angst mehr zu haben brauchst.«
Häherfeder zuckte zusammen. Offenbar dachten die meisten im Clan, Sol sei der Mörder und dass es nun nichts mehr zu
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