Warrior Cats – Der vierte Schüler
immer verborgen. Sich der Wahrheit zu stellen, verlangt großen Mut.« Er hielt inne und starrte vor sich hin, als würde er sich an etwas erinnern, das vor langer Zeit geschehen war. »Ihr solltet Blattsee nicht länger bestrafen. Sie hat schon genug gelitten«, fuhr er fort. »Sie hat alles verloren, was sie jemals geliebt hat. Und Eichhornschweif hat ihren Gefährten verloren. Glaubt ihr, das ist leicht für sie?«
Geschieht ihnen beiden ganz recht! Löwenglut musste sich sehr beherrschen, um die Worte nicht laut hinauszufauchen. Sein Zorn drohte ihn zu überwältigen, und darüber, wie sich Blattsee wohl fühlen mochte, wollte er nicht nachdenken.
»Das ist vermutlich aber nicht der Grund, weshalb du zu mir gekommen bist?«, fragte Feuerstern und legte den Kopf auf eine Seite.
Löwenglut war froh über den Themenwechsel und erleichtert, weil er nun als DonnerClan-Krieger mit seinem Anführer sprechen konnte und nicht über die Probleme seiner Familie. »Hast du gehört, wie Taubenpfote von braunen Tieren gesprochen hat, die den Bach an der SchattenClan-Grenze blockieren?«
Feuerstern nickte.
»Ich glaube, sie könnte recht haben«, fuhr Löwenglut fort.
Der DonnerClan-Anführer blinzelte überrascht, öffnete das Maul, um etwas zu sagen, schien dann aber doch noch einmal genauer über die Möglichkeit nachzudenken. »Wenn es stimmt, dann verstehe ich nicht, woher sie das weiß«, antwortete er. Seine Augen verengten sich und Löwenglut unterdrückte ein Schaudern unter seinem grünen Blick. Wie viel weiß Feuerstern über uns?
»Der SternenClan könnte ihr vielleicht einen Traum geschickt haben«, miaute Feuerstern nach einer Weile. »Hat sie dir gegenüber so etwas erwähnt?«
Löwenglut hätte sehr gern Ja gesagt. Es wäre so eine bequeme Erklärung gewesen. Aber wenn er seinen Anführer belog, würde er damit mehr Probleme schaffen als lösen. »Nein, das hat sie nicht«, antwortete er.
»Nun …« Feuersterns Schnurrhaare zitterten, er schien tief in Gedanken versunken. »Was sie sagt, klingt plausibel«, fuhr er schließlich fort. »Und damit meine ich nicht die braunen Tiere. Aber möglich ist, dass etwas den Bach blockiert, weshalb das Wasser nicht mehr bis zu uns fließen kann.«
»Das habe ich auch gedacht.« Löwenglut war froh, dass er jetzt einen guten Grund hatte, Taubenpfote zu glauben, ohne die Wahrheit über ihre Gabe zu enthüllen.
»In unserem Territorium ist nichts«, miaute Feuerstern leise weiter, mehr zu sich selbst. »Und im SchattenClan kann auch nichts sein, sonst hätten sie etwas dagegen unternommen.«
»Die Sperre muss weiter flussaufwärts sein«, bestätigte Löwenglut. »Lass mich eine Patrouille anführen, um der Sache auf den Grund zu gehen.
»Nein, das ist zu gefährlich.« Feuerstern schüttelte den Kopf. »Wir wissen nicht, was die Blockade verursacht haben könnte. Außerdem müssten wir durchs SchattenClan-Territorium ziehen. Schwarzstern würde uns die Ohren zerfetzen und das könnte ich ihm auch nicht verdenken.«
»Und deshalb muss jede Katze unter dem Wassermangel leiden?«, fragte Löwenglut vorwurfsvoll. »Häherfeder tut, was er kann, um den Clan gesund zu halten, Feuerstern, aber auch eine Heiler-Katze hat ihre Grenzen. Wenn das so weitergeht, werden Katzen verdursten.«
»Ich weiß.« Feuerstern seufzte tief, womit er Löwenglut mehr über seine Verzweiflung sagte als mit Worten. »Aber eine Reise flussaufwärts … das ist ein zu großes Risiko, solange wir uns nicht einmal sicher sind, dass das Wasser überhaupt blockiert wird.«
»Aber was sollen wir sonst tun? Herumsitzen und auf Regen warten?« Löwengluts Zorn flammte wieder auf. »Der SternenClan hat uns keine Botschaften geschickt, aus denen wir schließen können, wann die Dürre zu Ende sein wird. Es wird Zeit, dass wir unser Schicksal in die eigenen Pfoten nehmen!« Frustriert scharrte er mit den Krallen auf dem Felsboden des Baus. Ungesagte Worte hingen in der Luft: Du weißt, dass ich mächtiger bin als der SternenClan! Warum willst du mir nicht glauben, wenn ich dir sage, dass ich das hier beheben kann? Aber Löwenglut brachte es nicht über sich, laut zu sagen, was er dachte.
»Also gut«, antwortete Feuerstern müde. »Wenn du davon überzeugt bist, dass Taubenpfote recht hat, erlaube ich euch, der Sache auf den Grund zu gehen. Anscheinend bleibt uns nichts anderes übrig. Ich will aber trotzdem nicht, dass eine Patrouille nur allein aus DonnerClan-Katzen flussaufwärts reist. Ihr
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