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Warrior Cats - Die Macht der Drei 05 - Lange Schatten

Warrior Cats - Die Macht der Drei 05 - Lange Schatten

Titel: Warrior Cats - Die Macht der Drei 05 - Lange Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Hunter
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durch den Kessel, wobei er sich vorzustellen versuchte, wo die Baue sein würden. Das Bild war nicht leicht heraufzubeschwören, weil der Pflanzenwuchs am Boden fehlte. Es gab keine Brombeeren, keinen Farn oder Haselstrauch, um den harten Kanten der Felswände die Schärfe zu nehmen. Nur ein paar Weidenröschen hatten sich durch die Erde gekämpft und nickten mit ihren zarten Köpfen im Wind. Häherpfote glaubte, die Hochnase zu erkennen, hinter der sich die Höhle für Feuersterns Bau befand, aber von den abgebröckelten Felsen, über die man hinaufkam, fehlte jede Spur.
    »Schwinge des Hähers!«
    Häherpfote zuckte vor Schreck zusammen und wirbelte herum, wo ihn die weiße Kätzin, Halber Mond, aus ängstlichen, grünen Augen ansah.
    »Was tust du hier?«, keuchte sie. »Die Dachse werden dich schnappen. Beeil dich!«
    Sie sprang zwischen den Bäumen davon und den Abhang beim Felsenkessel hinauf in die Richtung, wo der Eingang zu den unterirdischen Tunneln lag. Häherpfote folgte ihr mit geschlossenen Augen, um mit ihrem Tempo mithalten zu können. Hier haben also die Dachse gelebt . Zum ersten Mal fiel ihm der strenge Dachsgeruch auf, der ihm auf dem Hinweg entgangen war. Die Veränderungen am Zweibeinerweg und im Felsenkessel hatten ihn zu sehr beschäftigt. Der Kessel war für die Katzen vermutlich gesperrtes Terrain, weil er ihren Feinden gehörte – keinen rivalisierenden Katzen, sondern Dachsen. Vielleicht waren es die Ahnen jener Dachse, die viele, viele Monde später in den Wald zurückkehren, den DonnerClan angreifen und Rußpelz töten würden. Hatten diese Dachse gewusst, dass hier einst ihr Zuhause gewesen war?
    Häherpfote war erleichtert, als die Dachsgerüche verflogen waren und Halber Mond endlich langsamer wurde und sich ins kühle Gras fallen ließ. Er fragte sich, woher sie wusste, dass sie hier in Sicherheit waren, wo es doch keine Geruchsmarkierungen gab, die ihr Territorium von dem der Dachse trennten.
    »Es fällt mir jetzt erst auf«, hob er vorsichtig an, »aber ist es nicht seltsam, dass uns die Dachse hier nie jagen, obwohl sie nichts daran hindern kann?«
    Halber Mond überlegte nicht lange. »Wahrscheinlich gibt es im dichteren Teil des Waldes genug Beute. Also haben sie es nicht nötig, bis hierher zu wandern.« Sie sah Häherpfote von der Seite an, wollte offensichtlich noch etwas sagen, war sich aber nicht sicher, ob sie es wirklich tun sollte. »Ich bin deinem Geruch gefolgt«, gab sie schließlich zu. »Ich dachte, vielleicht bist du in Schwierigkeiten. Und das hier wollte ich dir geben.« Sie verschwand unter einem Busch und kam einen Herzschlag später mit einer Amsel im Maul wieder zum Vorschein, die sie Häherpfote vor die Pfoten fallen ließ. »Ich dachte, es fällt dir vielleicht schwer, mit wunden Pfoten zu jagen.«
    Häherpfote nickte. Erleichtert über die Ausrede, aber immer noch mit leichten Schuldgefühlen, hockte er sich vor die Amsel. »Danke. Wollen wir sie uns teilen?«
    »Ich habe schon gegessen, aber einen Bissen nehme ich noch.« Halber Mond ließ sich auf der anderen Seite der Beute nieder.
    Beim Essen wurde Häherpfote bewusst, dass er jagen lernen musste, falls er hier noch länger bleiben sollte. Aber das könnte schwierig werden, weil er bereits für eine Scharfkralle gehalten wurde.
    »Wird mir Wippender Farn jetzt Pflichten auftragen?«, fragte er Halber Mond.
    Die weiße Kätzin hatte einen Bissen von der Amsel genommen und wusch sich jetzt Gesicht und Schnurrhaare mit den Pfoten. »Könnte sein, dass du für die Ältesten jagen musst, wenn sonst keine Katze etwas übrig hat«, miaute sie. »Weißt du nicht mehr, wie heftig es im letzten Mond geregnet hat? Als Säuselnder Wind für uns alle Beute gefangen hat, weil sie die einzige Katze ist, der es nichts ausmacht, wenn ihr Pelz nass wird?«
    »Doch, natürlich«, brummelte Häherpfote.
    »Ich habe meinen Augen kaum getraut, als sie mit einem Fisch ankam!«, schnurrte Halber Mond. »Ich hatte nie zuvor Fisch gegessen.«
    »Besonders gut läuft die Beute gerade nicht, oder?« Häherpfote fand, dass dieser Kommentar ungefährlich sein müsste.
    Halber Mond schüttelte den Kopf. »Vielleicht hat Singender Stein recht und wir sollten uns überlegen, fortzuziehen.« Ein trauriger Schatten trübte ihren Blick. »Du hast das schließlich auch gesagt.«
    »Stimmt«, miaute Häherpfote, erleichtert über die Information, für welche Seite sich Schwinge des Hähers bei dieser Diskussion entschieden hatte.

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