Warrior Cats - Die Macht der Drei 05 - Lange Schatten
war, Jagende Wolken.
Wippender Farn saß in der Mitte der Lichtung und wartete, bis sich alle Katzen eingefunden hatten. Häherpfote fand, dass er geduldig und respektvoll wirkte, gar nicht wie ein Anführer eines Clans, der seine Katzen gerade zu einer Versammlung einberufen hatte. Wippender Farn hatte die Versammlung auch gar nicht einberufen. Die Nachricht hatte sich von Katze zu Katze verbreitet, und sie schienen alle nacheinander einzutrudeln, wie es ihnen gerade passte.
Endlich verließ Singender Stein seinen Platz neben Dunkler Bart am Rand der Lichtung und trat vor. »Wir wünschen, dass die Steine geworfen werden«, miaute er.
»Ob wir fortgehen sollen?«, fragte Wippender Farn.
Singender Stein nickte. »Ja.«
Mit resigniertem Blick erhob sich Wippender Farn auf die Pfoten. »Ich wünschte, es würde uns erspart bleiben«, seufzte er, »aber ich weiß, dass dies die einzige Möglichkeit ist, zu einer Entscheidung zu kommen. Bevor wir die Steine werfen, will ich euch alle noch einmal daran erinnern, dass dies hier unser Zuhause gewesen ist, so lange sich jede Katze erinnern kann.«
Jede lebende Katze . Aber wo sind all die toten Katzen hingegangen? Sind sie jetzt hier und sehen uns zu, können aber nichts sagen?
»Ja«, fuhr Wippender Farn mit einem traurigen Blick über die Lichtung fort, »Beute ist in dieser Blattgrüne spärlicher denn je, und ja, die Zweibeiner rücken näher. Aber wollen wir uns wirklich abwenden und wie Mäuse die Flucht ergreifen? Wir haben einen Weg gefunden, neben den Dachsen zu überleben, die uns in der Vergangenheit wesentlich mehr Probleme bereitet haben als die Zweibeiner. Wir sollten gemeinsam bleiben und akzeptieren, dass wir den See teilen müssen.«
Häherpfote hätte sich fast von den tiefen Gefühlen überzeugen lassen, die Wippender Farn in seine Rede gelegt hatte. Von den übrigen Katzen nickten einige zustimmend, unter ihnen Aufgehender Mond und die abgemagerte Älteste.
Halber Mond stieß ihn an. »Sieh nur, Gezackter Blitz will bleiben.« Mit einem Ohrenschnippen deutete sie auf einen langbeinigen schwarz-weißen Kater, dessen Bernsteinaugen voller Zustimmung leuchteten. »Feder der Eule wird das nicht gefallen.«
Überall auf der Lichtung wurde erwartungsvoll geflüstert, als Singender Stein vortrat. »Was du sagst, ist wahr, Wippender Farn«, hob er an und neigte respektvoll den Kopf, »aber da ist zu vieles, das du weggelassen hast. Was ist mit den Katzen, die wir verloren haben? Gleitender Falke starb unter den Pfoten eines Zweibeinermonsters.«
Häherpfote sah, wie Schwinge der Taube bei der Erwähnung ihrer toten Mutter Kopf und Schwanz traurig hängen ließ, schnell senkte er ebenfalls den Kopf.
»Dann hat uns ihr Gefährte Fallender Regen verlassen, und keine Katze weiß, was aus ihm geworden ist. Und vor einem Mond« – seine Stimme zitterte – »ist Fallendes Blatt in die Tunnels gegangen und nicht wieder herausgekommen.«
Gebrochener Schatten jaulte bei der Erwähnung ihres Sohnes leise auf und Singender Stein sah einen Herzschlag lang mit einem Blick voller Liebe und Schmerz zu ihr hinüber.
»Die Prüfung in den Höhlen soll unsere Scharfkrallen nicht von uns nehmen«, fuhr er fort. »Sie ist dazu gedacht, sie zu erschaffen, und soll zeigen, dass sie erwachsen und jeder anderen Katze ebenbürtig sind. Aber damit noch nicht genug. Beute verschwindet, von Zweibeinern verjagt oder von Füchsen und Dachsen gestohlen. Dazu reißen die Zweibeiner die Erde mit unablässigem Lärm und Erschütterungen auf. Dies ist nicht mehr unser Zuhause. Dies ist ein Ort, an dem wir nicht mehr willkommen sind.«
Als Singender Stein geendet hatte, wurde wieder genickt und zustimmend gemurmelt. Eine schwarz-weiße Katze rief laut: »Aber wohin sollen wir gehen?«
Häherpfotes Herz machte einen Satz, als er sah, dass sich Singender Stein an ihn wandte. Er konnte sich denken, was als Nächstes kam.
»Schwinge des Hähers hatte einen Traum«, verkündete der getigerte Kater. »Er sah einen Ort, an dem wir leben können: steinerne Berge, in denen wir reichhaltige Beute und Schutz finden, aber keine Feinde.«
Häherpfote unterdrückte seinen Protest. Er hatte die Berge gar nicht so wundervoll dargestellt! In einem Punkt hatte Singender Stein allerdings recht: Die Clans hatten die Große Reise geschafft, weil die Zweibeiner ihnen das Leben in ihrem Wald unmöglich gemacht hatten. Und in den Bergen hatten sich vor langer, langer Zeit wirklich Katzen niedergelassen.
Weitere Kostenlose Bücher