Warrior Cats - Die neue Prophezeiung. Sonnenuntergang - Hunter, E: Warrior Cats - Die neue Prophezeiung. Sonnenunter
hätte Rindengesicht gern gefragt, wie es Krähenfeder ging, traute sich aber nicht. Du musst ihn vergessen!
Inzwischen war die Nacht hereingebrochen. Auf dem Gipfel eines Moorlandhügels blieb Blattsee stehen und blickte zurück auf den Halbmond, der in der Ferne über dem See leuchtete. Mottenflügel war nirgends zu sehen. Sie prüfte die Luft, aber auch der Geruch der Freundin war nicht aufzuspüren.
»Ist euch Mottenflügel unterwegs begegnet?«, fragte sie die anderen.
Rindengesicht schüttelte den Kopf.
»Mir auch nicht, aber durch das Territorium des SchattenClans kommt sie sowieso nie«, miaute Kleinwolke. »Mach dir keine Sorgen. Sie hat sich schon öfter verspätet.«
Blattsee wusste, dass er recht hatte, aber schließlich wusste sie auch, was im FlussClan los war. Sie fragte sich, ob Mottenflügel nicht kommen konnte, weil sie die Älteste mit dem Grünen Husten nicht allein lassen durfte. Vielleicht hatte sich die Krankheit weiter ausgebreitet, weil ihnen Katzenminze fehlte, um die Patienten zu behandeln.
Als Blattsee mit den anderen am plätschernden Bach ankam, war Mottenflügel immer noch nicht aufgetaucht. Blattsee sprang am funkelnden Sternenwasser entlang weiter hinauf und schlüpfte eilig zwischen den Sträuchern vor der Senke hindurch, weil sie hoffte, ihre Freundin wäre vielleicht schon da.
Der Wasserfall, ein bewegtes Silberband, rauschte an der Felswand in den Teich hinab. Schaumwolken wirbelten auf wie tanzendes Mondlicht. Aber nirgends erhob sich die vertraute gold-gestreifte Gestalt, um Blattsee zu begrüßen, kein vertrauter Duft wehte ihr entgegen. Das Tal lag verlassen da.
Rindengesicht lief auf dem gewundenen Pfad voraus bis zum Rand des Mondsees. Blattsee folgte ihm und wie immer schlüpften ihre Pfoten in die Spuren der Katzen längst vergangener Generationen. Doch das Gefühl von Frieden, das sie an diesem Ort sonst umgab, wollte sich diesmal nicht einstellen. Ihre Sorge um Mottenflügel und den FlussClan hinderte sie daran. Außerdem fürchtete sie, Schmutzfell in ihren Träumen zu begegnen, der ihr vorwerfen würde, dass sie seine Botschaft nicht sofort überbracht hatte.
Da sie den anderen Heiler-Katzen nichts davon erzählen konnte, kauerte sie sich neben ihnen an den Rand des Sees und reckte den Hals, um von dem eiskalten Wasser zu trinken. Die Kälte schien in jeden Winkel ihres Körpers zu fließen und lähmte ihre Glieder, bis sie sich fühlte, als wäre sie aus Eis. Gebannt starrte sie auf die schäumende Wasserfläche, die allmählich ruhiger wurde, bis Blattsee die Spiegelbilder zahlloser Katzen ausmachen konnte, die um sie herum in der Senke saßen.
Sie blickte auf. Rindengesicht und Kleinwolke hockten reglos links und rechts von ihr, tief versunken in ihre Träume. Um den See herum waren die Hänge des Tals bis zu dem Wall aus Büschen mit den schimmernden Kriegern des SternenClans übersät.
Ein bemooster Felsbrocken ragte bis in den See hinein, von dem sich eine Katze mit einem blauen Pelz erhob. Blattsee wusste, dass es Blaustern war.
»Willkommen«, miaute die ehemalige DonnerClan-Anführerin. »Der SternenClan heißt dich als neue Heiler-Katze des DonnerClans willkommen.«
Überall um den Teich herum schlossen sich die Kriegerahnen murmelnd der Begrüßung an. Blattsee entdeckte Federschweif neben einer wunderschönen Kätzin mit silbergrauem Pelz, die ihre Mutter Silberfluss sein musste. Näher am Wasser saßen Weidenpfote, Lärchenjunges und Buchenjunges, Rauchfells Junge, die während der Hungersnot im alten Wald gestorben waren. Riesenstern, der ehemalige WindClan-Anführer, saß in ihrer Nähe. Die strahlenden Blicke der Sternenkrieger gaben Blattsee neue Kraft.
»Ich danke euch«, antwortete sie. »Ich werde meinem Clan nach besten Kräften dienen, das verspreche ich.«
Auf der gegenüberliegenden Seite des Sees sah sie eine Gruppe ehemaliger Heiler-Katzen: ihre geliebte Tüpfelblatt, die sie stets begleitete, zusammen mit Gelbzahn und Schmutzfell. Über ihnen schien ein Schatten zu schweben, obwohl der Mond an einem wolkenlosen Himmel stand. Schmutzfell hielt den Blick auf seine Pfoten gesenkt. Blattsee stockte das Herz, und sie fragte sich, ob er sie absichtlich ignorierte.
Sie betrachtete den Schatten genauer und suchte verzweifelt nach Rußpelz. Tüpfelblatt hatte zwar versucht, sie zu beruhigen, aber Blattsee fürchtete trotzdem, ihre ehemalige Mentorin könnte ihr böse sein, weil sie den Clan verlassen hatte.
»Bitte, Rußpelz …«,
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