Warrior Cats - Staffel 3 Bd. 1 - Die Macht der 3 - Der geheime Blick
du jetzt mit uns oder nicht?«, wollte Disteljunges wissen.
Häherjunges sprang auf und schüttelte sich. »Na klar!«
»Löwenjunges hat sich die Maus geschnappt und will sie nicht mehr hergeben!«, beschwerte sich Disteljunges.
»Dann holen wir sie uns eben!« Häherjunges flitzte über die Lichtung zu seinem Bruder. Er stürzte sich auf Löwenjunges und hielt ihn auf dem hart gefrorenen Boden fest, während ihm Disteljunges die Maus aus den Krallen riss.
»Das ist unfair!«, protestierte Löwenjunges.
»Wozu fair sein«, piepste Disteljunges triumphierend. »Wir sind hier doch nicht beim SternenClan!«
»Und da werdet ihr auch nicht hinkommen, wenn ihr nicht aufhört, mit Beute zu spielen!« Sturmpelz war auf seinem Weg zum Bau der Krieger bei ihnen stehen geblieben. Seine Worte klangen streng, aber seine Stimme blieb freundlich. »Es ist Blattleere. Wir sollten dem SternenClan für jedes Bröckchen dankbar sein.«
Löwenjunges schüttelte Häherjunges ab. »Wir üben bloß unsere Jagdtechniken!«
»Und das müssen wir unbedingt«, fügte Häherjunges hinzu, der sich aufgesetzt hatte. »Schließlich werden wir bald zu Schülern ernannt.«
Sturmpelz schwieg einen Moment. Dann streckte er den Kopf vor und leckte Häherjunges kurz zwischen den Ohren. »Natürlich«, murmelte er. »Das hatte ich vergessen.«
Enttäuschung loderte in Häherjunges’ Bauch. Warum behandelte ihn der ganze Clan wie ein neugeborenes Junges, obwohl er schon fast sechs Monde alt war? Verärgert schüttelte er den Kopf. Dabei war Sturmpelz gar keine richtige DonnerClan-Katze! Sein Vater Graustreif war früher Zweiter Anführer des DonnerClans gewesen, aber Sturmpelz war bei den Clan-Gefährten seiner Mutter im FlussClan aufgewachsen und seine Gefährtin Bach kam von weit her aus den Bergen. Wer gab ihm das Recht, sich so aufzuspielen?
Disteljunges knurrte der Magen. »Wie wäre es, wenn wir die Maus essen würden, statt mit ihr zu spielen?«
»Ihr beiden könnt sie euch teilen«, bot Löwenjunges an. »Ich hole mir was vom Frischbeutehaufen.«
Häherjunges wandte sich dem Haufen mit der Beute zu, die von den Kriegern am Morgen gefangen worden war. Ein schwacher Geruch irritierte ihn. Er holte tiefer Luft, öffnete das Maul und inhalierte die Gerüche: Er erkannte Haselpfotes frisch getötete Drossel und Mauspfotes Mäuse an ihrem warmen Blut. Aber weiter unten lag ein saurer Gestank, bei dem sich seine Zunge einrollte. Mit steil aufgestelltem Schwanz trottete er an seinem Bruder vorbei.
»Was hast du vor?«, wollte Löwenjunges wissen.
Häherjunges antwortete nicht. Er schnupperte sich durch die kleinen toten Körper bis zu einem Zaunkönig. »Sieh dir das an!«, miaute er, während er den Vogel mit der Pfote herumrollte. Der Bauch des Tieres war voller Maden.
»Igitt!«, quiekte Disteljunges.
Blattsee tauchte aus dem Bau der Ältesten auf. Im Maul trug sie ein Bündel Moos, das so sehr nach Mäusegalle stank, dass es den Gestank des verwesten Zaunkönigs überdeckte. Bei den drei Jungen hielt sie inne. »Gut aufgepasst«, lobte sie und ließ dabei das Moosbündel vor ihre Pfoten fallen. »Ich weiß, dass es im Moment nur wenig Beute gibt, aber bevor wir uns den Magen verderben, essen wir lieber nichts.«
»Häherjunges hat ihn gefunden«, berichtete Disteljunges.
»Nun, da hat er mir einen Patienten erspart«, miaute Blattsee. »Ich habe auch so genug zu tun. Farnpelz und Birkenfall haben Weißen Husten.«
»Brauchst du Hilfe beim Kräutersammeln?«, bot sich Häherjunges an. Er hatte das Lager noch nie verlassen und sehnte sich danach, den Wald zu erkunden. Er wollte Grenzmarkierungen riechen. Bis jetzt hatte er nur die schwachen Gerüche des SchattenClans und des WindClans entdeckt, wenn sie bei der Rückkehr ins Lager in den Pelzen der DonnerClan-Patrouillen hingen. Er wollte sich die frische Brise vom See um die Nase wehen lassen, bevor sich die Gerüche des Waldes darunter mischten. Er wollte wissen, wo an den jeweiligen Grenzen die Markierungen waren, um jeden Pfotenschritt seines Clan-Territoriums zu verteidigen.
»Du könntest viel mehr Kräuter sammeln, wenn wir dir helfen, sie ins Lager zurückzutragen!«, warf Löwenjunges ein.
»Ihr wisst doch, dass ihr das Lager erst verlassen dürft, wenn ihr Schüler seid«, erinnerte Blattsee.
»Aber wenn Katzen krank werden, wirst du Hilfe brauchen …«, beharrte Häherjunges.
Blattsee fuhr ihm mit der Schwanzspitze über die Schnauze. »Tut mir leid, Häherjunges.
Weitere Kostenlose Bücher