Warte auf das letzte Jahr
ein Haus … ich halte dort oft Seminare ab. Natürlich verkehren dort ein Haufen Leute, aber an Sie würde ich mich erinnern. Gewiß.«
»Mein verdammter Mann«, erklärte Katherine Sweetscent, »würde nicht zulassen, daß ich Sie besuchen komme. Ich bin finanziell unabhängig – und sogar mehr als das –, und trotzdem muß ich mich mit seinem Gemecker und Gequake herumärgern, wenn ich etwas allein unternehmen will.« Und sie fügte hinzu: »Ich bin Antiquitäten-Spezialistin, aber das alte Zeug wird allmählich langweilig. An sich würde ich gerne …«
»Sagen Sie«, schnitt Marm Hastings ihr das Wort ab und sah Chris Plout an, »woher stammt dieses JJ-180 eigentlich? Ich meine, Sie sagten aus Deutschland. Aber sehen Sie, ich habe zu vielen deutschen pharmazeutischen Forschungsinstituten gute Verbindungen, zu den staatlichen Einrichtungen wie zu den privaten, und soweit ich mich erinnern kann, hat keines der Institute ihren Entwicklungen Namen wie JJ-180 verliehen.« Er lächelte, aber es war ein kurzes, listiges Lächeln, das eine Antwort verlangte.
Chris zuckte die Achseln. »Ich hab’s unter dieser Bezeichnung bekommen, Hastings. Mehr kann ich nicht sagen.« Er wirkte nicht verärgert; wie die anderen wußte er, daß unter diesen Umständen von ihm keine Rechtfertigung verlangt werden konnte.
»Dann stammt das Zeug nicht wirklich aus Deutschland«, stellte Hastings mit einem leichten Nicken fest. »Ich verstehe. Könnte dieses JJ-180 oder Frohedadrin, wie man es auch bezeichnet … ist es möglicherweise extraterrestrischen Ursprungs?«
Chris zögerte. »Ich hab keinen blassen Schimmer, Hastings«, sagte er dann. »Wirklich nicht.«
»Nun«, fuhr Hastings fort, und seine Stimme klang ernst und gefaßt, »es hat schon mehrmals Fälle gegeben, wo illegale extraterrestrische Drogen eingeführt wurden. Sie waren nicht besonders interessant. Meist wurden sie aus marsianischen Pflanzen gewonnen oder aus den Flechten von Ganymed. Ich nehme an, Sie haben davon gehört. Wie es scheint, sind Sie alle gut über dieses Thema informiert, und das ist vollkommen richtig. Oder zumindest …« Sein Lächeln wurde breiter, doch seine Augen hinter den randlosen Brillengläsern waren kalt. »Oder zumindest scheinen Sie mit der Herkunft dieses JJ-180 zufrieden zu sein, für das Sie diesem Mann fünfzig US-Dollar gezahlt haben.«
»Ich bin zufrieden«, versicherte Simon Ild auf seine hohlköpfige Art. »Auf jeden Fall ist es jetzt zu spät; wir haben Chris das Geld gegeben, und wir haben alle die Kapseln genommen.«
»Das stimmt«, nickte Hastings verständnisvoll. Er nahm auf einem von Chris’ wackligen billigen Stühlen Platz. »Spürt jemand bereits eine Veränderung? Bitte melden Sie sich, sobald die Wirkung einsetzt.« Er blickte Katherine Sweetscent an. »Ihre Brustwarzen scheinen mich zu beobachten, oder bilde ich mir das nur ein? Jedenfalls ist dies ein entschieden unangenehmes Gefühl.«
»Um ehrlich zu sein«, sagte Chris Plout gedehnt, »spüre ich schon etwas, Hastings.« Er fuhr mit der Zunge über seine Lippen, versuchte, sie zu befeuchten. »Entschuldigen Sie. Ich … offen gesagt, ich bin allein hier im Raum. Von Ihnen ist keiner mehr zu sehen.«
Marm Hastings beobachtete ihn.
»Ja«, fuhr Chris fort. »Ich bin in meinem Konap allein. Sie existieren nicht mehr. Aber die Bücher und die Stühle … alles andere ist noch vorhanden. Also, mit wem rede ich eigentlich? Sagte da jemand etwas?« Er blickte sich um, aber es war deutlich, daß er keinen von ihnen sehen konnte.
»Meine Brustwarzen beobachten weder Sie noch irgend jemand anders«, wurde Hastings von Kathy Sweetscent versichert.
»Ich kann Sie nicht mehr hören«, stieß Chris panikerfüllt hervor. »Antworten Sie!«
»Wir sind hier«, erklärte Simon Ild und kicherte.
»Bitte«, sagte Chris, und seine Stimme klang flehentlich.
»Sagen Sie etwas; ich sehe nur Schatten. Alles … alles ist leblos. Nur die toten Gegenstände sind geblieben. Und es fängt erst an – ich fürchte mich vor dem, was noch kommen wird, aber ich kann nichts dagegen unternehmen.«
Marm Hastings legte Chris Plout seine Hand auf die Schulter.
Und die Hand glitt durch ihn hindurch.
»Nun«, bemerkte Kathy Sweetscent mit leiser, humorloser Stimme, »das Zeug scheint doch seine fünfzig Dollar wert zu sein.« Sie stand auf und näherte sich Chris.
»Versuchen Sie es nicht«, bat Hastings sanft.
»Doch«, erklärte sie. Und ging durch Chris Plout hindurch. Aber sie
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