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Warte auf das letzte Jahr

Warte auf das letzte Jahr

Titel: Warte auf das letzte Jahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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vor allem, wenn es Menschen seines eigenen Planeten waren. Für den Maulwurf spielte das keine Rolle mehr.
    So oder so.
    Virgil Ackerman flüsterte Eric zu: »Sie sind Arzt. Also fragen Sie ihn, ob er ärztliche Hilfe benötigt.« Er schien ebenfalls besorgt zu sein.
    Eric sah Virgil an. Deshalb mußte ich mitkommen, dachte er. Es war von vornherein beabsichtigt, daß ich Molinari hier treffen sollte, und alles andere, die Ackermans, die uns begleitet haben – Tarnung. Um die Sternmenschen zu täuschen. Jetzt verstehe ich; ich verstehe, um was es geht und was man von mir verlangt. Ich weiß, wen ich behandeln muß; das also ist der Mann, dem in Zukunft mein Geschick und mein Können zur Verfügung stehen werden – zur Verfügung stehen müssen.
    Er beugte sich nach vorn und begann unsicher: »Herr Generalsekretär …« Seine Stimme schwankte. Aber es war keine Ehrfurcht, die ihn verstummen ließ – der zurückgelehnt dasitzende Mann löste dieses Gefühl sicherlich nicht in ihm aus –, sondern Unwissenheit; er wußte einfach nicht, was er zu einem Mann sagen sollte, der ein so wichtiges Amt innehatte. »Ich bin Allgemeinmediziner«, fuhr er schließlich fort und erkannte erst danach, wie nichtssagend diese Bemerkung war. »Außerdem arbeite ich als Transplantchirurg.« Er schwieg, aber er erhielt keine Antwort. »Während Sie sich hier im 35er Wash …«
    Mit einem Mal hob Molinari den Kopf; seine Augen wurden klar. Er musterte Eric Sweetscent, und plötzlich, ganz unerwartet, erklang seine vertraute, leise Stimme. »Zum Teufel damit, Doktor. Mir geht es gut.« Er lächelte; es war ein kurzes, aber natürliches, menschliches Lächeln, das Verständnis für Erics ungeschickte, angestrengte Bemühungen verriet. »Amüsieren Sie sich! Genießen Sie das Leben im Stil von 1935! Galt damals nicht die Prohibition? Nein, ich glaube, die lag schon einige Jahre zurück. Wie wär’s mit einer Pepsi-Cola?«
    »Ich wollte gerade einen Himbeer-Shake probieren«, erklärte Eric, der allmählich seine Fassung zurückgewann; sein Herzschlag normalisierte sich langsam.
    »Der alte Virgil hat sich ja hier eine hübsche Anlage errichten lassen«, fuhr Molinari im jovialen Tonfall fort. »Ich habe die Erlaubnis bekommen, mich ein wenig umzusehen. An sich sollte ich das ganze dösige Babyland verstaatlichen; zuviel privates Kapital ist hier investiert worden, das besser unseren Kriegsvorbereitungen zugute kommen sollte.« Er sprach nur halb im Scherz; offenbar bedrückte ihn die Umgebung. Molinari führte, wie allen Bürgern der Erde bekannt war, ein asketisches Leben, obwohl er sich hin und wieder genußvollen Ausschweifungen hingab, die jedoch kaum bekannt waren. In der letzten Zeit allerdings, hieß es, wurden seine Saufgelage immer seltener.
    »Dieser Bursche dort ist Dr. Eric Sweetscent«, sagte Virgil. »Der bestverdienende Transplantchirurg der Erde, wie Sie vermutlich schon den Akten des Oberkommandos entnommen haben; in den letzten zehn Jahren hat er mir fünfundzwanzig – oder waren es sechsundzwanzig? – verschiedene Kunstorgane eingepflanzt, für die ich teures Geld bezahlt habe. Jeden Monat streicht er einen fetten Batzen ein. Obwohl seine geliebte Frau noch mehr verdient als er.« Er grinste Eric an, und sein knochiges, langes Gesicht strahlte väterliche Wärme aus.
    Nach einem Moment des Schweigens wandte sich Eric an Molinari und raunte ihm zu: »Ich warte nur auf den Tag, an dem ich Virgil ein neues Gehirn transplantieren kann.« Der ärgerliche Klang seiner Stimme überraschte ihn selbst; vermutlich hatte ihn die Erwähnung Kathys so gereizt. »Ich habe schon mehrere Gehirne bereitliegen. Eines davon ist ziemlich bescheuert.«
    »Ich war die letzten Monate sehr beschäftigt«, murmelte Molinari zusammenhanglos. »Mußte zu viele Gesetze vorbereiten, zu viele Reden halten … Es ist ein bescheuerter Krieg, nicht wahr, Doktor?« Seine großen, dunklen, schmerzerfüllten Augen richteten sich auf Eric, und Eric bemerkte etwas, das ihm bisher noch nicht aufgefallen war. Eine Kraft ging von Molinari aus, die weder normal noch menschlich war. Und es war ein physiologisches Phänomen, eine Schnelligkeit der Reflexe, die sicherlich auf einer einzigartigen und überdurchschnittlichen Entwicklung des Nervensystems beruhte. Der Blick des Maulwurfs übertraf mit seiner Autorität und Klugheit sowie seiner Macht alles, was gewöhnlichen Menschen gegeben war, und Eric wurde der Unterschied zwischen dem Maulwurf und ihnen allen

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