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Warte auf das letzte Jahr

Warte auf das letzte Jahr

Titel: Warte auf das letzte Jahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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Blicke aus.
    »Das stimmt«, nickte Hazeltine. »Aber diese Information ist streng geheim, wie Sie zweifellos wissen. Ich nehme an, daß Ihre Frau Ihnen das gesagt hat? Ist das die Richtung, in der sie sich unter dem Einfluß der Droge bewegt? Das ist sehr selten; gewöhnlich kehren die Leute in die Vergangenheit zurück.«
    »Ja, ich habe mit Kathy darüber gesprochen«, fügte Eric geistesgegenwärtig hinzu.
    »Nun«, brummte Hazeltine, »es wäre eine zumindest logisch klingende Möglichkeit. Man reist in die Zukunft, besorgt sich das Gegenmittel – oder vielmehr die entsprechende Formel, die man sich merkt –, und anschließend kehrt man wieder in die Gegenwart zurück und übergibt die Formel unseren Chemikern von der Hazeltine Corporation. Und das wär’s dann. Aber irgendwie klingt das zu einfach, meinen Sie nicht auch? Die Droge ermöglicht es, daß man ein Gegenmittel gegen sie selbst findet, ein neues, bisher unbekanntes Molekül vielleicht, das man anstelle des JJ-180 in den Stoffwechsel der Leber einschleusen kann … Der erste Einwand, der mir einfällt, ist der, daß es ein derartiges Gegenmittel möglicherweise gar nicht gibt, so daß es völlig nutzlos wäre, in die Zukunft zu reisen und danach zu suchen. Schließlich besitzen wir noch immer kein Mittel, um die Abhängigkeit von Opiumderivaten zu heilen; Heroin ist noch immer verboten und gefährlich wie vor über einem Jahrhundert. Aber es gibt da noch einen stichhaltigeren Einwand. Offen gesagt – und ich habe alles Tests mit JJ-180 überwacht – habe ich das Gefühl, daß die Zeitperiode, in die man unter dem Einfluß der Droge versetzt wird, eine Art … Schwindel ist. Ich glaube nicht, daß es sich dabei um die wirkliche Zukunft oder Vergangenheit handelt.«
    »Sondern?« fragte Eric.
    »Ich glaube, JJ-180 löst genau das aus, wofür Hazeltine Corporation die Droge entwickelt hat: Halluzinationen. Nur weil die Halluzinationen real wirken, bedeutet das noch lange nicht, daß sie auch real sind; die meisten Halluzinationen scheinen Wirklichkeit zu sein, ob sie nun durch eine Droge, eine Psychose, eine Schädigung des Gehirns oder elektronische Stimulation erzeugt werden. Sie müssen das doch wissen, Doktor; ein Mensch, der an Halluzinationen leidet, glaubt nicht nur, daß er … nun, sagen wir … einen Orangenbaum sieht – er sieht ihn wirklich. Für ihn ist das eine authentische Erfahrung, genauso wie unsere Anwesenheit hier in Ihrem Wohnzimmer. Niemand, der JJ-180 genommen hat und in die Vergangenheit zurückgekehrt ist, hat jemals etwas mitgebracht; er verschwand auch nicht oder …«
    Miss Bachis unterbrach. »Da bin ich anderer Ansicht, Mr. Hazeltine. Ich habe mit einer Reihe von JJ-180-Süchtigen gesprochen, und sie wußten Dinge über die Vergangenheit, die sie einfach nicht wissen konnten, wären sie nicht tatsächlich in der Vergangenheit gewesen. Ich kann es zwar nicht beweisen, aber ich bin fest davon überzeugt. Aber, verzeihen Sie bitte, daß ich Sie unterbrochen habe.«
    »Verschüttete Erinnerungen«, widersprach Hazeltine irritiert. »Oder, mein Gott, möglicherweise frühere Leben; vielleicht gibt es wirklich eine Reinkarnation.«
    »Falls JJ-180 wirklich die Fähigkeit zur Zeitreise verleiht«, bemerkte Eric, »dann sollte man sie besser nicht gegen die Riegs einsetzen. Vielleicht nützt sie ihnen mehr, als sie ihnen schadet. Und deshalb müssen Sie, Mr. Hazeltine, daran glauben, daß JJ-180 ein Halluzinogen ist – solange Sie die Droge der Regierung verkaufen wollen.«
    »Ein ad hominem Argument«, spottete Hazeltine. »Sie greifen meine Motive und nicht meine Argumente an; ich bin überrascht, Doktor.« Er sah ihn düster an. »Aber vielleicht haben Sie recht. Wie sollte ich das wissen? Ich habe die Droge nie genommen, und seitdem wir über ihre suchterzeugenden Eigenschaften Bescheid wissen, haben wir sie niemandem mehr gegeben; wir sind auf Tierversuche angewiesen, und natürlich haben wir auch gewisse Kenntnisse durch unsere ersten – und unglücklichen – menschlichen Versuchspersonen und seit kurzem durch Leute wie Ihre Frau gewonnen, die von den Sternmenschen in Süchtige verwandelt wurden. Und …« Er zögerte, zuckte dann die Achseln und fuhr fort: »Und selbstverständlich haben wir JJ-180 auch den gefangenen Riegs in den Lagern gegeben; die einzige Möglichkeit, um zu erfahren, wie die Droge auf sie wirkt.«
    »Wie haben sie darauf angesprochen?« wollte Eric wissen.
    »Mehr oder weniger wie unsere eigenen

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