Warte auf das letzte Jahr
»Eric! Ich habe es in den Zeitungen gelesen – Sie haben bereits sein Leben gerettet. Ich wußte, daß Sie es schaffen würden. Nun, wenn Ihnen das jeden Tag gelingt …« Er kicherte entzückt.
»Kathy ist nach JJ-180 süchtig. Ich brauche Hilfe; ich muß sie davon befreien.«
Virgils Gesichtsausdruck änderte sich. »Das ist ja entsetzlich! Aber wie kann ich Ihnen helfen, Eric? Natürlich bekommen Sie jede Unterstützung. Wir alle hier lieben Kathy. Sie sind Arzt, Eric; Sie sollten in der Lage sein, etwas für Sie zu tun.« Er wollte weiterplappern, doch Eric schnitt ihm das Wort ab.
»Sagen Sie mir, wie ich Kontakt mit der Firma aufnehmen kann, die JJ-180 herstellt.«
»Oh, natürlich. Hazeltine Corporation in Detroit. Warten Sie … Hm, mit wem sprechen Sie da am besten … Vielleicht mit Bert Hazeltine persönlich. Einen Augenblick; Jonas kommt gerade in mein Büro. Er will mir etwas sagen.«
Jonas erschien auf dem Monitor. »Ich wollte es Ihnen eben schon mitteilen, Eric. Als ich von Kathys Zustand erfuhr, habe ich mich sofort mit der Hazeltine Corporation in Verbindung gesetzt. Sie haben bereits jemanden losgeschickt; er befindet sich auf dem Weg nach Cheyenne. Ich dachte mir schon, daß Kathy dort auftauchen würde, nachdem sie verschwand. Halten Sie Virgil und mich über die weiteren Ereignisse auf dem laufenden. Viel Glück.« Er trat zurück und war offensichtlich erleichtert, seine Botschaft losgeworden zu sein.
Eric dankte Virgil und legte auf. Dann erhob er sich und begab sich in den Empfangsraum des Weißen Hauses, um nachzusehen, ob der Vertreter der Hazeltine Corporation bereits eingetroffen war.
»Oh, ja. Dr. Sweetscent«, bestätigte das Mädchen, nachdem sie ihre Unterlagen überprüft hatte. »Zwei Personen, die vor einem Moment eintrafen; man hat Sie bereits ausrufen lassen.« Sie warf einen Blick auf die Eintragungen. »Ein Mr. Bert Hazeltine und eine Frau, Miss Bachis … Ich hoffe, ich habe ihren Namen richtig entziffert; ja, es müßte stimmen. Man hat sie bereits in Ihr Konap geschickt.«
Als er sein Konap erreichte, bemerkte er, daß die Wohnungstür nur angelehnt war; seine Gäste befanden sich in seinem kleinen Wohnzimmer. Ein gutgekleideter Mann mittleren Alters, der einen langen Mantel trug, und eine blondhaarige Frau Ende Dreißig, bebrillt und mit breitem, kühl wirkendem Gesicht.
»Mr. Hazeltine?« sagte Eric und streckte ihm grüßend die Hand entgegen.
Der Mann und die Frau erhoben sich gleichzeitig. »Hallo, Mr. Sweetscent.« Bert Hazeltine schüttelte seine Hand. »Darf ich Ihnen Hilda Bachis vorstellen? Sie arbeitet für die Drogenkontrollbehörde der UNO. Wir mußten sie über den Zustand Ihrer Frau informieren, Doktor; so schreibt es das Gesetz vor. Jedenfalls …«
Mit rauher Stimme erklärte Miss Bachis: »Wir sind nicht daran interessiert, Ihre Frau einzusperren oder sie zu bestrafen; wir wollen ihr – genau wie Sie – helfen. Wir haben bereits alles für einen Besuch bei ihr vorbereitet, wollten uns aber zunächst mit Ihnen unterhalten und erst dann hinunter ins Lazarett gehen.«
»Wie viele Einheiten von dieser Droge besitzt Ihre Frau noch?« fragte Hazeltine leise.
»Keine«, erwiderte Eric.
»Dann lassen Sie mich bitte«, fuhr Hazeltine fort, »den Unterschied zwischen einer Gewohnheit und einer Abhängigkeit erklären. Bei der Abhängigkeit …«
»Ich bin Arzt«, erinnerte Eric. »Mir brauchen Sie das nicht zu sagen.« Er nahm Platz und spürte, wie er noch immer unter den Nachwirkungen der Droge litt; sein Kopf schmerzte, und bei jedem Atemzug krampfte sich seine Brust zusammen.
»Dann wissen Sie auch, daß die Droge bereits Eingang in den Stoffwechsel der Leber gefunden hat und nun für die Arbeit des Metabolismus lebensnotwendig geworden ist. Wenn sie die Droge nicht mehr bekommt, wird sie binnen …« Hazeltine rechnete nach. »Wie oft hat sie sie schon genommen?«
»Zwei- oder dreimal.«
»Also wird sie ohne sie binnen vierundzwanzig Stunden sterben.«
»Und wenn sie die Droge weiter nimmt?«
»Dann bleiben ihr vier Monate. Dann werden wir vielleicht ein Gegenmittel besitzen; wir werden alles menschenmögliche versuchen. Wir haben bereits mit Transplantorganen experimentiert, die Leber ausgetauscht und …«
»Dann muß sie mehr von dieser Droge bekommen«, sagte Eric, und er dachte an sich selbst. An seinen eigenen Zustand. »Angenommen, sie hätte JJ-180 nur einmal probiert. Würde das …«
»Doktor«, unterbrach Hazeltine,
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