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Warte auf das letzte Jahr

Warte auf das letzte Jahr

Titel: Warte auf das letzte Jahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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ob du es glaubst oder nicht. So hat er noch immer die Möglichkeit, seine Vorgesetzten mit Informationen zu versorgen, obwohl er unser Kriegsgefangener ist. Er wird zum Verbindungsmann zwischen Molinari und den Riegs werden.«
    »Was soll ich mit ihm machen? Ihn nach Cheyenne bringen?«
    »Nach Tijuana. Zur TF&D-Zentrale. Du kaufst ihn der Lagerverwaltung ab; er hat den Status eines Sklaven. Du wußtest wohl nicht, daß große irdische Industrieunternehmen Zwangsarbeiter von den Kriegsgefangenenlagern erwerben können? Nun, wenn du im Lager 29 erscheinst und ihnen sagst, daß du von TF&D kommst und einen cleveren Rieg benötigst, werden sie es verstehen.«
    »Man lernt jeden Tag hinzu«, murmelte Eric.
    »Aber dein Hauptproblem ist Molinari. Es ist deine Aufgabe, ihn zu überreden, Tijuana zu besuchen und sich mit Di Do Zi zu unterhalten, und sobald die Verbindung zustande gekommen ist, werden ihn die Umstände dazu zwingen, die Erde vom Lilistern zu lösen und sich den Riegs anzuschließen, um weiteres Sterben zu verhindern. Und ich werde dir verraten, warum dies schwierig werden wird. Molinari hat einen Plan. Er ist in einen persönlichen Kampf, Mann gegen Mann, mit Freneksy verwickelt; er meint, daß seine Männlichkeit auf dem Spiel steht. Für ihn ist dies kein abstrakter, sondern ein direkter und körperlicher Kampf. Du hast die Aufnahme des gesunden Molinari gesehen, wie er herumstolzierte und prahlte. Das ist seine Geheimwaffe, seine V-2. Er ist dabei, die gesunden Duplikate seiner selbst aus den Parallelwelten in den Kampf zu werfen, und er weiß, daß ihm genug von ihnen zur Verfügung stehen, um weiterzumachen. Seine gesamte Psychologie, sein Orientierungspunkt, ist, sich dem Tod hinzugeben und ihn dennoch zu überwinden. Jetzt ist für ihn der Moment gekommen, dies zu beweisen. Konfrontiert mit Premierminister Freneksy – den er fürchtet –, kann er tausendmal sterben und trotzdem dem Tod entgehen. Sein schlechter Gesundheitszustand wird sich bessern, seine psychosomatischen Krankheiten werden verschwinden, sobald er den ersten gesunden Molinari einsetzt. Und wenn du Cheyenne erreicht hast, wirst du es selbst erleben können; heute nacht noch gehen die Videobänder an alle TV-Stationen ab und werden zur Hauptsendezeit ausgestrahlt.«
    Nachdenklich bemerkte Eric: »Also wird er von jetzt an immer so krank sein, wie es jeweils erforderlich ist.«
    »Und das ist außerordentlich krank.«
    »Ja, Doktor.« Eric musterte sein 2056er Selbst. »Unsere Diagnosen stimmen überein.«
    »Heute nacht wird Premierminister Freneksy ihn zu einem weiteren Gespräch unter vier Augen zu sich bitten. Und die gesunde, tatendurstige Ausgabe wird zu ihm gehen … während der Kranke, unser Molinari, in seinen Privaträumen bleiben wird, bewacht von seinen Sicherheitsbeamten, um die Videoaufzeichnungen im Fernsehen zu verfolgen und sich erhabenen Gedanken hinzugeben, wie leicht er doch einen Weg gefunden hat, um Premierminister Freneksy und seinen drängenden, endlosen Fragen und Forderungen nach Unterstützung zu entgehen.«
    »Ich nehme an, der gesunde Molinari von der anderen Erde macht freiwillig mit.«
    »Sogar enthusiastisch. Wie alle anderen. Sie alle halten es für die Erfüllung ihres Lebens, Freneksy mit gelungenen, über und unter der Gürtellinie angesetzten Schlägen zu treffen. Molinari ist Politiker, und er lebt dafür – er lebt dafür, während es ihn gleichzeitig umbringt. Der Gesunde wird nach dem Gespräch mit Freneksy seine ersten Magenkrämpfe bekommen; der Verschleiß wird auch ihn hinwegraffen. Und so wird es einem nach dem anderen ergehen, bis Freneksy schließlich stirbt, was eines Tages geschehen wird – und hoffentlich noch vor Molinari.
    Es ist genau wie im Mittelalter, der Zusammenprall gepanzerter, schwerbewaffneter Ritter. Molinari ist Artus mit der Speerwunde in der Seite; rate mal, wer Freneksy ist. Und mir erscheint am wichtigsten, daß – da der Lilistern keine Zeit des Rittertums gekannt hat – Freneksy nicht die geringste Ahnung davon hat. Für ihn ist es einfach ein Ringen um wirtschaftliche Herrschaft; wer wessen Fabriken kontrolliert und wer wessen Arbeitskräfte ausbeuten kann.«
    »Was ist mit den Riegs?« fragte Eric. »Werden Sie den Maulwurf verstehen können? Gab es in ihrer Vergangenheit ein Zeitalter der Ritter?«
    »Wenn man bedenkt, daß sie vier Arme und Chitinpanzerung besitzen«, brummte sein 2056er Gegenpart, »wäre es bestimmt eine Pracht gewesen, ihnen dabei

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