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Warte auf das letzte Jahr

Warte auf das letzte Jahr

Titel: Warte auf das letzte Jahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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wird vermutlich schon in einem Monat erforderlich sein.«
    »Wie geht es Molinari?«
    »Viel besser. Er handelt jetzt genau so, wie er es immer gewollt hat und von dem er auch wußte, daß es notwendig war. Und da ist noch etwas … aber das wirst du selbst herausfinden. Hol dir jetzt das Gegenmittel zum Gegenmittel des Lilisterns.«
    Eric suchte in den Manteltaschen, fand die Tabletten und würgte sie ohne Wasser hinunter. »Was ist mit Kathy?« fragte er dann. »Wir sollten uns darüber unterhalten.« Es tat gut, jemanden zu haben, mit dem er sein dringendstes, quälendstes Problem besprechen konnte, auch wenn dieser Jemand er selbst war; zumindest hatte er dann so die Illusion, nicht allein dazustehen.
    »Nun, du hast – du wirst – sie von JJ-180 abbringen. Aber erst nachdem sie erhebliche körperliche Schäden erlitten hat. Sie wird nie wieder hübsch aussehen, selbst nicht mit Hilfe der vielen Schönheitsoperationen, denen sie sich noch oft unterziehen wird, bevor sie aufgibt. Das ist nicht alles, aber ich möchte dir nicht noch mehr erzählen;, es würde deine Probleme nur noch verschlimmern. Nur eines möchte ich dich fragen. Hast du jemals von dem Korsakow-Syndrom gehört?«
    »Nein«, sagte Eric. Aber natürlich hatte er davon gehört. Es gehörte zu seinem Beruf.
    »Gewöhnlich handelt es sich dabei um eine Psychose, an der Alkoholiker erkranken; eine pathologische Zerstörung des kortikalen Gehirngewebes, hervorgerufen durch eine langjährige Trunksucht. Aber der Gebrauch von narkotischen Drogen ruft die gleichen Phänomene hervor.«
    »Willst du damit andeuten, daß Kathy daran leidet?«
    »Erinnerst du dich nicht daran, daß sie mehrmals schon drei Tage lang hintereinander nichts gegessen hat? Und an ihre gewalttätigen, zerstörerischen Wutanfälle – an ihren periodisch auftretenden milden Verfolgungswahn? Korsakow-Syndrom. Es liegt nicht an JJ-180, sondern an den vielen Drogen, die sie zuvor schon genommen hat. Als man alles vorbereitete, um sie zurück nach San Diego zu bringen, haben die Ärzte von Cheyenne bei ihr ein EEG durchgeführt und es festgestellt. Man wird dich sehr bald nach deiner Ankunft im Jahr 2055 darüber informieren. Also bereite dich schon einmal darauf vor.« Nach einem Moment des Zögerns fügt er hinzu: »Es ist irreversibel. Aber das brauche ich dir wohl nicht zu sagen.«
    Dann fielen beide in Schweigen.
    »Es ist hart«, fuhr sein 2056er Selbst schließlich fort, »mit einer Frau verheiratet zu sein, die psychotisch ist. Von ihrer körperlichen Schädigung mal ganz abgesehen. Sie ist trotzdem noch meine Frau. Unsere Frau. Auf jeden Fall ist sie halbwegs normal, wenn man sie unter Phenothiazin setzt. Weißt du, es ist seltsam, daß ich – wir – es nicht festgestellt haben, obwohl wir jeden Tag mit ihr zusammen waren. Soviel zur Subjektivität. Natürlich hat sich die Krankheit nur langsam verschlimmert; das liegt in ihrer Natur. Ich glaube, daß wir sie vielleicht in eine Anstalt bringen müssen, aber ich verschiebe die Entscheidung immer wieder. Wahrscheinlich werde ich das erledigen, wenn wir den Krieg gewonnen haben. Was nicht mehr lange dauern wird.«
    »Du hast dich dessen vergewissert? Mit JJ-180?«
    »Niemand außer dem Lilistern benutzt JJ-180 noch, und den Sternmenschen geht es, wie du weißt, nur um ihre giftigen und suchterzeugenden Eigenschaften. Wir haben so viele alternative Zukünfte kennengelernt, daß die Aufgabe, sie mit unserer Welt zu verbinden, bis nach dem Krieg zurückgestellt werden muß. Man benötigt buchstäblich Jahre, um eine Droge vollständig zu erforschen; das wissen wir beide. Aber natürlich werden wir den Krieg gewinnen; die Riegs haben bereits das halbe Imperium des Lilisterns erobert. Aber jetzt hör mir zu. Ich habe Instruktionen für dich, und du mußt meine Anweisungen ausführen; andernfalls wird sich eine neue alternative Zukunft bilden, wodurch möglicherweise verhindert wird, daß ich dich aus den Händen der Sternpolizisten befreie.«
    »Ich verstehe«, nickte Eric.
    »In Arizona, im Kriegsgefangenenlager Nummer 29, befindet sich ein Rieg, der Mayor beim riegschen Nachrichtendienst ist. Sein Deckname lautet Di Do Zi; du kannst unter dieser Bezeichnung Kontakt mit ihm aufnehmen, da wir und nicht sie diesen Decknamen benutzen. Die Lagerverwaltung hat ihn mit der Bearbeitung von Versicherungsansprüchen betraut, die gegen die Regierung erhoben werden; seine Aufgabe ist es, eventuelle betrügerische Manipulationen aufzudecken –

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