Warum aendert sich alles
Menschenbildner, hatte zwei Eigentümlichkeiten, die wichtige Merkpunkte für jede Erziehung sein sollten: Er lachte oder lächelte, und er war ironisch. Beides faszinierte die Hörer. BeiÃende Ironie kann fehlplaziert und tödlich sein; was ist die hirnstimulierende, dem Lachen nahe, freundliche Ironie?
Daà man etwas anderes sagt, als man meint, ist es noch nicht, denn das tun auch die Lügner und ein Pulk von anderen ironielosen Leuten: Alle, die zu müde sind, um ihre Meinung korrekt auszudrücken, die unzähligen Zerstreuten und dann die Heerschar von Sprechern, die mit der Sprache einfach nicht zurechtkommen. Vielleicht: Daà man sehr wohl denkt, was man sagt, aber es dennoch nicht meint? Der Advokat sagt, was er denkt, um den Prozeà zu gewinnen, aber er meint nicht, was er denkt und sagt, weil er wie alle anderen überzeugt ist, daà sein Mandant der Mörder ist, ohne Ironie. Worin also liegt der bejahend-verneinende Winkelzug der Ironie? Vielleicht so: Wer ironisch spricht, sagt etwas und gibt etwas anderes zu verstehen. Das ist richtig, aber noch zu weit, denn auch James Bond sagt, er wolle von Venedig nach Hongkong fliegen, gibt aber mit diesen Worten zu verstehen, daà er den Abend zu zweit in einer Gondel verbringen möchte. Besser wäre: Wer ironisch spricht, sagt etwas und gibt das Gegenteil zu erkennen. Die Hörer oder Leser benötigen nur die Fähigkeit, dasjenige ins mitgedachte Gegenteil zu verkehren, was direkt gesagt wird. Die Anweisung dazu liegt in einem verschmitzten Lächeln der Prosa oder Poesie. Auch das reicht freilich noch nicht, denn der Ironiker möchte, daà man seine direkte Rede schwebend im Modus des »vielleicht doch« versteht. Was durch sein Gegenteil beleuchtet wird, ist von diesem insgeheim vielleicht auch eingenommen. Ein parakonsistentes Ja und Nein; nachweisbar ist meist weder das eine noch das andere, manchmal beides, ein Spiel und ernst gemeinter Scherz.
Wann beginnen Kinder, die Ironie in der Rede ihrer intelligentenEltern zu begreifen? Wann reden sie selbst im Modus der Ironie?
Was ist Bildung?
Bei der Beantwortung müssen wir durch zwei Extreme hindurchsteuern. Die eine Auffassung bestimmt die Bildung aus der Selbstrealisierung des Menschen, aus dem Binnenraum seiner Natur, die andere beantwortet die Frage von auÃen: Bildung besteht im Besitz von Kompetenzen, die morgen verlangt werden. Die erste Antwort läuft Gefahr, nach dem zeitlosen Wesen des Menschen zu suchen und in eine abseitige Innerlichkeit zu geraten, die zweite folgt der AuÃensteuerung durch den Markt und macht die Bildung zu einer Installation von Fähigkeiten, die vermutlich von der Industrie- und Informationsgesellschaft verlangt werden, Krippenplätze nur mit Computer.
Zwischen beidem liegt ungefähr folgende Antwort: Bildung ist die Fähigkeit, als selbstbewuÃte/r Weltbürger/in in der jeweiligen Zivilgesellschaft zu leben. Dazu bedarf es bestimmter Grundkenntnisse, über die alle verfügen müssen, und zugleich der Eigenentwicklung, die das jeweilige Individuum charakterisiert. Zum letzten gehört, daà man Genie und Versager sein kann und daà beides einbezogen wird in das Mitspielen in der Gesellschaft, so daà der Versager in seiner Rolle der King ist, ein allseits geachteter Depp.
Kein Mensch hat seine Erzeuger um seine Geburt gebeten. Wenn er in das Leben hinübergezogen wird und diesen Akt hinterher mit groÃem Geschrei kommentiert, dann liegt im Protest die Aufforderung an die Schuldigen, ihn gefälligst physisch und geistig gut zu versorgen und nach bestem Wissen und Vermögen zu einem gesunden, fähigen, sittlichen Weltbürger zu machen. Bildung ist in diesem Sinn ein globales Naturrecht, das allen positiven Gesetzgebungen zuvor- liegt. Die Adressaten dieses Rechts sind erstens die Eltern, wenn sie denn vorhanden sind, und zweitens die Menschengesellschaft,die von den Staaten vertreten wird. Der Staat zwingt die Neugeborenen nach einer kurzen Säuglings-Atempause hinein in die Schule, Schulpflicht ist Rechtspflicht; die Schule formt die Schüler dazu, möglichst selbständige Bürger zu werden, mit Ãberspringern und Sitzenbleibern, beide haben das Recht, zu aktiven Gliedern der Gesellschaft geformt zu werden.
Gebildet
Hört man in das Wort hinein, entdeckt man Folgendes: Wir bestehen aus vier Teilen, dem Erkennen, Fühlen und Wollen, und das alles zusammengefaÃt in
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