Warum auch nette Männer nicht zum Frühstück bleiben (German Edition)
wurde, auf dem dunklen Parkplatz vor dem Internat, und ich zur Verteidigung gegen die drei böse wirkenden Typen vor mir weit und breit keinen Baseballschläger in Reichweite hatte, da stand plötzlich Robert neben mir, und in seiner Hand machte es glänzend klick, obwohl ich noch nie ein Messer bei seinen Sachen gesehen hatte. Als die Typen eilig verschwanden, schlang Robert zärtlich die Arme um mich, und noch heute ist er der einzige Mann, den ich zur Begrüßung umarme und von dem ich mich auch küssen lasse.
Ja, Jungs, ihr werdet es längst wissen, Robert ist der einzige Mensch auf der Welt, der die ganze traurige Geschichte meines Lebens kennt. Denn einen Freund muss man haben als Mann, und das Leben wird einsam, wenn man ihn aus den Augen verliert, und ein paar Jahre später wird die Trennung von ihm genauso schlimm sein wie die Trennung von irgendeiner Frau, als Robert zurück nach Ligurien geht und es mich in den heimatlichen Norden zieht. Doch bis dahin vergehen noch ein paar Jahre, und die sind bitter nötig, damit ich an Roberts Seite lerne, wieder ein Mann zu sein.
Erst ziehe ich nur mit ihm los, wenn Elke im Urlaub den Rosenbubi vögelt, was etwa zwei bis drei Mal im Jahr der Fall ist, später auch regelmäßig, jeden Mittwoch und jeden Freitag. Robert und ich gehen dann in eine hauptsächlich von Studenten bevölkerte Disco in der Uni-mensa.
Doch sogar Robert gewinnt nicht immer in der Liebe, gerade ist er Single geworden, seine Freundin Maria hat ihn verarscht, nur ist er wesentlich tougher als ich. Robert hat nicht gejammert, er hat nicht geklagt, er hat gebrüllt, dass sie eine Schlampe ist, dann hat er ihr eine gescheuert und sie aus der Wohnung geworfen. Die seelischen Kratzer ignoriert er erfolgreich, indem er wahllos fickend durch Kölns Weiberwelt zieht, und ich folge ihm als staunender Schatten und bewundere seine Technik. Robert hat mehrere Thesen entwickelt:
Vögeln ist schön, viel vögeln ist viel schöner.
Wenn du nicht willst, dass dich eine Frau verarscht, wache nie zwei Mal neben derselben auf.
Frauen aufreißen ist keine Kunst und keine Arbeit, sondern beides!
Kurz und gut: Robert spricht am Abend so lange Frauen an, bis er eine für die Nacht gefunden hat. Nach maximal zehn Minuten Small Talk mit einer Frau legt Robert seine Stirn in sorgenvolle Falten und sagt: »Darf ich dich etwas fragen? Etwas, was mir peinlich ist, ich meine, total peinlich?« Nach dieser Eröffnung stottert er ein bisschen, dann baut er voller grandioser Schüchternheit ein bisschen italienischen Akzent in den Vortrag ein: »Würdest du, ich meine, porco dio, ich weiß nicht, was mit mir los ist … würdest du heute Abend … Würdest du mit mir schlafen, also … vielleicht?«
Ohne Scheiß, ich hab ein paarmal daneben gestanden, und das erste Mal ist mir fast mein Bier aus der Hand gefallen. Erst später entdeckte ich, dass besonders dieses »vielleicht?« am Ende ein Meisterwerk für sich ist. Es zieht die Unverschämtheit des Italo-Mackers ins Ungewisse und nimmt der Attacke wenigstens einen Teil ihrer Ungeheuerlichkeit. Manche Frau scheint sogar das spontane Bedürfnis zu entwickeln, Robert ob seiner offenkundigen Verlegenheit tröstend in den Arm zu nehmen und ihm seine Locken zu tätscheln. Zumeist aber kriegt Robert einen Korb, der sich gewaschen hat. Die Reaktionen reichen von ungläubigem Entsetzen über blanke Empörung bis hin zu pikierter Fassungslosigkeit. Seine statistische Quote bei zehn Anmachen liegt bei neun Körben, was zunächst zwar deprimierend klingt, im Umkehrschluss aber auch bedeutet: Bei maximal zehn Minuten Small Talk pro Frau hat Robert nach spätestens eineinhalb Stunden eine Uschi für die Nacht am Wickel!
Ich allerdings würde das niemals bringen. Erstens traue ich mich nicht, zweitens sehe ich Minimum zwei Klassen weniger hübsch aus als er. Wenn ich mit meiner Wikingernase diese Nummer jemals versuchen würde, hätte ich außer ein paar Ohrfeigen nichts zu erwarten.
Das Unglaublichste aber ist: Von den neun Frauen, die Robert entrüstet einen Vogel zeigen, kommen in den folgenden Wochen ein oder zwei verlegen auf ihn zu und haben es sich anders überlegt. Wenn ich an solchen Abenden Pech habe, ist Robert nach 20 Minuten mit der ersten Braut verschwunden.
Heute habe ich Pech, Robert hat nicht einmal die Jacke ausgezogen, als er mit einem brünetten Wuschelkopf in den Nahkampf geht, der sich seit vorletzter Woche über sein voreiliges »Nein« gegrämt hat. Ich
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