Warum auch nette Männer nicht zum Frühstück bleiben (German Edition)
auch noch viele Frauen abwechselnd vögeln kann. Weshalb mir nach ein paar Monaten sogar Susanna ein klein wenig lästig wird, obwohl ich an ihrer Performance im Bett nicht das Geringste auszusetzen habe. Ich spiele mit dem Gedanken, sie als Assistentin in die Vorstandsetage zu befördern, denn Müller-Mannhagen lässt seine Blicke bisweilen voller Wohlgefallen auf ihr ruhen. Und mal ganz ehrlich: Die eigene Assistentin zu vögeln, die einen zweimal am Tag am Telefon mit der Ehefrau verbindet, riecht nach Komplikationen. Aber auch noch die Geliebte zu betrügen, die sowohl meinen privaten wie auch beruflichen Terminkalender führt, wird irgendwann richtig Ärger geben, und das ist so sicher wie die Morgenlatte.
Manchmal, aber wirklich nur ganz manchmal, denke ich darüber nach, dass ich schon ein ziemliches Arschloch geworden bin. Aber zwischen Susannas kleinen, festen Brüsten haben solche Gedanken keine lange Halbwertszeit, und ich stürze mich in meine neuen Aufgaben im Büro.
Für heute steht auf meinem Terminkalender eine kleine Internetklitsche. Trägt den verschrobenen Namen Digital Pixelpunk, soweit ich Lehmann verstanden habe. Lehmann ist Internetfreak, eine Nervensäge und ein guter Kopf. Ich nehme an, dass Lehmann mich verabscheut. Wollte meinen Job haben oder Susanna behalten oder beides, ich weiß es nicht, und ehrlicherweise ist es mir egal. Aber er ist ein Kämpfer, erinnert mich vage an den jungen LeiLa auf dem Basketballfeld. Gibt einfach nicht auf, auch wenn er zehn Punkte hinten liegt, was in seinem Fall heißt, dass er mir die Sachen fünfmal erklären muss. Redet von Datenbanken, Zugriffszahlen, interaktiven Elementen, der Print-Online-Schere der Werbeerlöse, die sich im zweiten Jahrzehnt des neuen Jahrtausends schließen wird. Das nervt mich manchmal. Aber was soll’s, allein bin ich auf meinem schönen Chefsessel aufgeschmissen. Also betrete ich den Konferenzraum, um mir die Leute von Pixelpunk anzusehen. Lehmann meint, die seien auf etwas gestoßen.
Zum Meeting komme ich ein kleines bisschen zu spät, das ist natürlich Ehrensache, außerdem habe ich Susanna von ihrer Aussicht auf baldige Beförderung erzählt, was sie mit staunenden Augen und der Frage aufnahm: »Und was wird aus uns?«
Eine Frage, die ich nicht direkt beantwortet habe, aber ich bin mir sicher, M&M wird ihr die Antwort auf seine unnachahmliche Art und Weise schon näherbringen, er war entzückt, als ich ihm Susanna gestern für seinen Assistentinnenpool empfahl, und hat mir väterlich auf die Schulter geklopft. Bei dem habe ich einen gut, Susanna ist versorgt und kluge Männer können ihre Karrieren einfach nicht präzise genug planen.
Von: Susanna
Betreff: Wie geht’s denn Dir?
Lieber Leif,
ich bin ein bisschen verunsichert. Wir sehen uns nicht mehr, wir treffen uns nicht mehr, es ist, als ob das, was uns verbunden hat, wie mit einer Schere durchtrennt wurde, und ich würde gerne mit Dir darüber reden. Natürlich weiß ich, dass Du viel zu tun hast, aber ich frage mich die ganze Zeit, was passiert ist, ob ich Dich verletzt habe, als ich Dein Angebot, zum Vorstand zu wechseln, so bedenkenlos angenommen habe? Vielleicht wolltest Du gar nicht, dass ich gehe?
Aber dann denke ich, dass vielleicht auch Du es bist, der das zwischen uns beenden will.
Ich habe gemerkt, wie sehr Du an Deiner Familie hängst. Und Du weißt, dass ich ein sehr pragmatischer Mensch bin, ich glaube, Du weißt auch, dass ich Dir keine Szene machen werde, wenn Du mir sagst, dass Du Dich lieber mit Deiner Frau versöhnen möchtest. Aber hören würde ich es schon gerne von Dir, und zwar von Angesicht zu Angesicht.
Ich bin Dir natürlich sehr, sehr dankbar für die Chance, die Du mir verschafft hast. Das Leben als Assistentin von Müller-Mannhagen ist aufregend, die vielen Einblicke, die ich in alle Bereiche der Firma erhalte, die Vorstandssitzungen, in denen ich Protokoll führe, das alles ist unglaublich spannend. Müller-Mannhagen hält übrigens große Stücke auf Dich, gerade gestern hat er Nottbohm gesagt, Du wärest der klügste Kopf, den die Firma jemals eingestellt hat.
Ich muss jetzt Schluss machen, in zwei Stunden geht der Flieger, Müller-Mannhagen hat Termine bei Neukunden in London und New York, und stell Dir vor, er nimmt mich mit und keine von den anderen. Ich werde 5 Sterne wohnen und mir die Welt ansehen, ist das nicht wundervoll? Die gucken jetzt allerdings alle ein bisschen schief hier bei uns im Team, ich hoffe, die
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