Warum auch nette Männer nicht zum Frühstück bleiben (German Edition)
los. Streng genommen könnte man bei meinen Aktivitäten an der Börse auch an hässliche Straftatbestände denken, aber mein Steuerberater meint, beim Insiderhandel müsse man sich schon wirklich dämlich anstellen, bevor es unangenehm wird, und schließlich würde ja nicht ich persönlich die Aufträge an die kleinen Internetklitschen vergeben, das könne ja nur der Vorstand. Und so macht mir dieses neue Betätigungsfeld viel Freude, und was kann ich denn schon dafür, dass ich ausgerechnet vier Wochen vor der entsprechenden Pressemitteilung über die Kooperation zwischen Internetklitsche und uns, dem kräftigen Bullen am Werbemarkt, beschlossen habe, mir die richtigen Aktien zuzulegen, schließlich achte ich aus strafrechtlichen Gründen immer darauf, dass ich streue und zur Hälfte auch frei nach Schnauze kaufe, was mir einige Blindgänger in meinem Aktienportfolio beschert, aber so kann ich im Falle eines Falles jederzeit nachweisen, dass ich gezockt habe und einfach Glück hatte in diesen Goldgräberzeiten.
Also schwappt bald die erste Viertelmillion auf mein Konto, ein halbes Jahr später sind es schon 500 000 Euro, Tendenz rapide steigend, und wenn das so weitergeht, ist auch das Haus im feinen Othmarschen nicht mehr weit. Aber weil ich im Herzen doch ein Bausparer bin, nehme ich stets die Hälfte der schnellen Gewinne, stoße die heißen Investments ab und investiere in konservative DAX-Werte. Man muss ja auch an die Zukunft denken, und für die hat Elke definitiv so etwas wie Elblick eingeplant.
Susanna entzückt mich derweil mit unkompliziertem Sex an den unmöglichsten Orten, nicht zuletzt auf der für mich reservierten Herrentoilette gleich neben meinem Büro. Zu denken, sie wäre lediglich ein karrieregeiles Büroluder beim Versuch, sich nach oben zu vögeln, wäre dennoch ungerecht. Manchmal, wenn ich gegen 23 Uhr nach einem anstrengenden Meeting ihre kleine Wohnung verlasse, wirkt sie aufrichtig betrübt, und sie wächst mir zusehends ans Herz.
Als ich Susanna ein paar Monate vorher kennenlernte, saß sie mir aufmerksam und ängstlich gegenüber, sie war die Assistentin meines Vorgängers und fürchtete nun, in den Sachbearbeiterpool gesteckt zu werden, falls ich mir eine Neue wünschte. Ich fragte sie: »Kann irgendwer hier irgendetwas besser als du?« Sie senkte den Blick und schüttelte den hübschen Schopf. »Fein«, sagte ich, »dann reserviere uns heute Abend mal einen Tisch mit Elbblick.«
Bei Scampi und Weißwein entdeckte ich, dass Susanna nicht nur eine reizende junge Frau ist, sondern auch ein ausgesprochen helles Köpfchen. Wir gingen jeden einzelnen meiner 22 neuen Mitarbeiter durch, seine Stärken, seine Schwächen, seine Kreativität und seinen Leistungswillen, und nur bei Lehmann, meinem Stellvertreter, scheute sie ein bisschen vor der Beurteilung zurück. »Schläfst du mit ihm?«, wollte ich wissen, sie wurde rot und verstummte. »Wenn schon in der eigenen Firma«, fügte ich hinzu, »dann such dir lieber die richtigen Leute.« Susanna verzog keine Miene, aber in ihren forschenden Blicken las ich, dass sie die Einladung verstanden hatte.
Und Susanna ist wirklich ein hübsches Mädchen! Von Tag zu Tag registrierte ich erfreuter, dass sie mich einen Tick länger anschaute, als es sein musste, dass sie auch mit Fragen zu mir ins Büro kam, die sie gut und gerne selbst entscheiden konnte, und immer öfter folgte auf das dienstliche Gespräch ein Miniflirt, an dessen Ende sie lachend aus der Tür schwebte und mir von dort noch einen letzten Blick zuwarf. Zielsicher beauftragte ich sie damit, uns einen Kongress in München zu buchen, in dessen Verlauf sie meine Geliebte wurde, ich musste gar nichts machen, nach dem Abendessen nahm ich einfach ihre Hand, suchte mein Hotelzimmer auf und die Natur nahm ihren Lauf.
Als ich ihr Gehalt zwei Monate später um 50 Prozent erhöhte, wurde sie rot und sagte verschämt: »Aber nicht deshalb, oder?«
»Natürlich nicht«, antwortete ich. »Du bist einfach gut, die Einzige, die diesen irren Laden hier im Griff hat. Ohne dich wäre ich aufgeschmissen, wirklich.«
Es ist so einfach, wirklich schrecklich einfach, wenn man nur weit genug oben in der Hierarchie sitzt, und ich überlasse dem Cowboy das Feld, denn ganz ehrlich: Mein Kumpel Robert, der jetzt über 1000 Kilometer entfernt in Italien lebt, hat recht gehabt. Vögeln bringt Spaß, viel vögeln bringt viel Spaß, und mir scheint, dass jetzt obendrein ein Lebensabschnitt beginnt, in dem ich
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