Warum Burnout nicht vom Job kommt. - die wahren Ursachen der Volkskrankheit Nr. 1
Das sind die Parameter, auf die Ärzte und Psychologen ein Burnout zurückführen. Seit das Syndrom 1974 erkannt und wissenschaftlich erfasst wurde, war diese Annahme in Fachkreisen Konsens. Der Psychoanalytiker Herbert Freudenberger prägte den Begriff, der das Bild des Feuers aufkommen lässt. Es lodert stark, bis die Ressourcen aufgebraucht sind.
Tatsächlich sind die sogenannten Ausbrenner fast immer Menschen, die mit hohem Engagement und Leistungswillen an eine Sache herangehen. Und weil das, was sie machen, stets besonders gut werden soll, erledigen sie viele Aufgaben lieber selbst, anstatt sie anderen zu überlassen. Im Feuer der Begeisterung merken sie nicht, welchen Raubbau sie an ihren Kräften treiben. Sie vergessen, dass Ressourcen nachwachsen müssen, das heißt, Hege und Pflege und vor allem Zeit brauchen. Aber kann dieser Mechanismus nur im Berufsleben auftreten? Davon wurde und wird immer noch ausgegangen. Dass Burnout nur Berufstätige treffen kann, ist für die Fachöffentlichkeit so etwas wie ein Axiom, das von Natur aus keines Beweises mehr bedarf.
An diesem Grundsatz habe auch ich nie gezweifelt. Bis eines Tages eine Teilnehmerin erzählte, dass die Elternzeit für sie die stressigste Zeit überhaupt gewesen sei. Nicht der Job, sondern das Jahr allein zu Hause habe sie nicht ertragen. Und sie war keineswegs die Einzige, die diese Erfahrung gemacht hatte.
Schon nach den ersten Seminarrunden hatte sich bestätigt, dass die Frauen an ihren hohen Ansprüchen leiden. Deshalb wollte ich herausfinden, wie sie Erziehung und Arbeitsalltag unter einen Hut bringen. Statt aber die Schwierigkeiten zu beschreiben, die durch die Doppelbelastung entstehen, begann eine Teilnehmerin, nennen wir sie Ilka, von ihrer Elternzeit zu erzählen. Einen Moment lang dachte ich: Nun geht sie am Thema vorbei. Aber als ich merkte, wie gebannt die anderen zuhörten, ließ ich mich auf die Geschichte ein.
„Karriere und Kinder, das war schon immer klar ... Mein Mann Hinnerk und ich haben uns schon zu Studienzeiten vorgenommen, bald Kinder zu bekommen: Wir wollten die Familienphase schnell durchziehen. Damals habe ich nicht geahnt, was für ein Kraftakt das ist. Meine Anna ist gerade zwei geworden und ich arbeite seit einem Jahr wieder. Aber seitdem ich wieder berufstätig bin, fällt es mir sogar leichter, mit ihr umzugehen, als während der Elternzeit. Anna war ein Schreikind, sie schläft bis heute kaum eine Nacht durch. Die ersten zwölf Monate nach der Geburt war ich nur gerädert, ich konnte nächtelang nicht zur Ruhe kommen. Und immer, wenn ich mich aufgerafft hatte, sie zu beruhigen, fing sie nach wenigen Minuten von Neuem an. Und gerade in dieser Zeit hat Hinnerk besonders viel gearbeitet. Er musste ja das fehlende Einkommen kompensieren. Wer durfte sich also allein um das Baby kümmern? Manchmal wünschte ich mir, ich wäre ein Mann, der morgens aus dem Haus gehen kann ... Ich fühlte mich so angebunden und ausgeliefert.“
Ilka legte eine Pause ein, blickte etwas verunsichert in die Runde, bevor sie fortfuhr: „Um ehrlich zu sein ... nach einem halben Jahr fand ich bereits das Windelnwechseln so anstrengend, dass ich es nur gemacht habe, wenn es wirklich nicht mehr anders ging. Ich musste schon für Kleinigkeiten Wahnsinnskräfte mobilisieren, ich musste mich aufraffen, nur um die Waschmaschine zu füllen. Einmal bin ich aus der Dusche gekommen und habe am ganzen Körper gezittert, es wollte gar kein Ende mehr nehmen. Aus dem Nichts heraus. Das machte mir wirklich Angst ... Gut, dass ich jetzt wieder arbeiten gehen kann. Ich mag Kinder, aber das ausschließliche Leben mit dem Kleinkind war nichts für mich.“
Es war ein hoch emotionaler Moment: Viele Teilnehmerinnen identifizierten sich sofort mit der Mutter. Sie erzählten, dass es ihnen damals mit ihrem Baby ganz ähnlich ergangen sei. Es habe ihnen nicht gutgetan, den ganzen Tag mit dem Kind und dem Haushalt allein zu sein. Sie fühlten sich oft schwach und seien schon wegen Lappalien in Tränen ausgebrochen.
Belastende Erfahrungen, mit denen sie bislang offensichtlich allein waren. Es wirkte ungemein befreiend für die Frauen, davon berichten zu können – und sofort verstanden zu werden. Für mich war es eine besonders interessante Phase des Seminars. Das Thema lautete doch Work-Life-Balance: Wie bringe ich Beruf und Familie unter einen Hut? Und statt über diesen Spagat zu reden, versteiften sich mehrere Teilnehmerinnen ausgerechnet auf die Zeit, in
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