Warum die Deutschen? Warum die Juden?: Gleichheit, Neid und Rassenhass - 1800 bis 1933 (German Edition)
kleinen Unterbrechung bis zum Tode 1919 Reichstagsabgeordneter. 1915 erschien sein Buch »Mitteleuropa«, das nach Meyers Lexikon von 1940 »ein wertvolles Kriegsziel aufstellte«, nämlich weitreichende deutsche Annexionen und Einflusssphären für die Zeit nach dem erhofften Siegfrieden.
1918 gehörte Naumann zu den Mitbegründern der Deutschen Demokratischen Partei, die nationale, (längst degenerierte) liberale und soziale Positionen vereinigte, und empfahl das Zusammengehen mit der SPD. Dieses Bündnis kam zustande und bildete mit der katholischen Zentrumspartei die Weimarer Koalition der politischen Mitte. Seit 1958 besteht die Friedrich-Naumann-Stiftung als eine der Freien Demokratischen Partei Deutschlands verbundene, an vielen Orten der Welt tätige Organisation. Da Naumann zu Recht als einer der Väter der Weimarer Demokratie gilt, wird heute über seinen 1897 ausgearbeiteten »National-sozialen Katechismus« nicht mehr gesprochen. In gut protestantisch belehrender Art kommt dieses politische Programm als Abfolge von 268 Fragen und Antworten daher. Weil es so wenig bekannt ist, zitiere ich daraus ausführlich und jeweils ungekürzt die Nummern 1–3, 7, 9, 11, 21–23, 26, 30, 31, 34, 37, 38, 50, 55, 56, 59, 66–68, 104, 105, 119–128, 264, 268:
» Warum nennt ihr euch nationalsozial? Weil wir überzeugt sind, dass das Nationale und das Soziale zusammengehören.
Was ist das Nationale? Es ist der Trieb des deutschen Volkes, seinen Einfluss auf der Erdkugel auszudehnen.
Was ist das Soziale? Es ist der Trieb der arbeitenden Menge, ihren Einfluss innerhalb des Volkes auszudehnen.
Ist es wahrscheinlich, dass der Einfluss der arbeitenden Menge steigen wird? Es ist nicht nur wahrscheinlich, sondern sogar gewiss, denn die Zahl und die Bildung der arbeitenden Bevölkerung wachsen unaufhörlich.
Sind also noch große Kriege zu erwarten? Ja, sehr große. England, Russland und China sind die drei großen Mächte, deren Zusammenstoß unvermeidlich ist.
Können wir Deutschen uns nicht in den großen Kämpfen der Zukunft neutral verhalten? Wir können es, wenn wir wollen, dass unser Volk untergeht.
Warum ist ein internationaler Sozialismus aussichtslos? Weil die Kulturstufe der verschiedenen Völker sehr verschieden und der Fortschritt eines Volkes vom Rückgang eines anderen abhängig ist.
Kann man den Einfluss aller Kulturvölker nicht gemeinsam ausdehnen? Nein, denn dazu ist der Absatzmarkt für diese Völker nicht groß genug. Dieser Markt wächst langsamer als das Streben nach Ausdehnung in den Kulturvölkern. Der Kampf um den Weltmarkt ist ein Kampf ums Dasein.
Ist es nicht richtiger, den Markt im eigenen Volke auszudehnen? Dieses soll so viel als möglich geschehen, aber es wird an der Tatsache nichts ändern, dass wir immer mehr Getreide, Petroleum, Baumwolle und andere Lebensbedürfnisse vom Ausland beziehen müssen, wenn wir leben wollen.
Was ist der Staat? Der Staat ist das Volksleben selbst, soweit es in Gesetzgebung und Verwaltung zutage tritt. Er ist nicht eine Einrichtung der herrschenden Klasse, obwohl er von dieser missbraucht wird.
Lässt sich die wirtschaftliche Abhängigkeit der Volksmenge nicht vermindern? Ja, dieses ist das Ziel der sozialen Reform. Der Erfolg der Reform hängt vom Gedeihen des Volkskörpers im Ganzen ab.
Inwiefern hängt die soziale Reform vom Gedeihen des ganzen Volkskörpers ab? Weil in einem sinkenden Volk keine neuen wirtschaftlichen Schichten sich emporarbeiten können, wie man in Spanien und Italien sieht.
Hat also die Sozialreform in Deutschland gute Aussichten? Ja, sobald sie in Zusammenhang mit der Machterweiterung des deutschen Volkes betrieben wird.
Aus welchem Grund muss also die arbeitende Menge national sein? Aus Selbsterhaltungstrieb.
Was für eine Politik ist demnach zu fordern? Eine Politik der Macht nach außen und der Reform nach innen.
Was ist also die Aufgabe einer festen und stetigen auswärtigen Politik? Die Ausdehnung deutscher Wirtschaftskraft und deutschen Geistes.
Welcher Art können solche Grundsätze (vaterländischer Politik) sein? Es muss festgestellt werden, ob wir uns für einen großen Kampf gegen die erste Seehandelsmacht der Erde, d.h. gegen England, vorzubereiten haben, wenn wir unseren wirtschaftlichen Einfluss ausdehnen wollen, und ob bei der Gegnerschaft gegen England nicht der alte Gegensatz gegen Frankreich geringer werden und die politische Freundschaft mit Russland nötig sein wird.
Welche Folgen müsste ein solcher Plan der äußeren
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