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Warum fällt das Schaf vom Baum? - Gedächtnistraining mit der Jugendweltmeisterin

Warum fällt das Schaf vom Baum? - Gedächtnistraining mit der Jugendweltmeisterin

Titel: Warum fällt das Schaf vom Baum? - Gedächtnistraining mit der Jugendweltmeisterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Stenger
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der Bilder
    Wie Sie bereits gemerkt haben, ist Visualisierung etwas, dessen wir uns oft unbewusst bedienen. Denn damit ist einfach Ihre Vorstellungskraft gemeint, also sich einen Gegenstand, einen abstrakten Begriff oder eine Idee durch ein Bild zu verdeutlichen oder wie es im Fremdwörterbuch heißt: »für das Auge etwas gefällig gestalten«. Das klingt zwar etwas altmodisch, trifft die Sache aber schon ganz gut, denn im Bereich des Gedächtnistrainings ist damit gemeint, das man lernt, bewusst zu sehen, was man hört oder liest. Auch viele – altmodische – Wörter unserer |57| Sprache wie zum Beispiel ›Augenweide‹, ›Ohrenschmaus‹, oder Redewendungen wie ›sich etwas vor Augen führen‹ oder ›sich ein Bild von etwas machen‹ nutzen diese Möglichkeit, Sinneserfahrungen nachvollziehbar und verständlich zu beschreiben.
    Die Fähigkeit, bewusst in Bildern zu sehen und zu denken, wird uns heute immer weniger abverlangt, da wir zunehmend durch farbige Bilder ›verwöhnt‹ werden. Vor der Erfindung von Fotografie, Film und Fernsehen musste die Illustration eines gedruckten Textes in den Köpfen stattfinden, denn Texte waren nur wenig bebildert. Und bei der Umsetzung der erzählten Geschichten, Nachrichten, Märchen – auf der Straße, im Wirtshaus oder in der Familie – war jeder auf seine eigenen Visualisierungskünste angewiesen. Heute dagegen nimmt die Bilderflut immer mehr zu. Diese scheinbaren Abbildungen der Wirklichkeit in der Werbung oder in den Medien beeinflussen bewusst oder unbewusst unser Verhalten.
    Zusätzlich ist unser Sprachverständnis zunehmend abstrakter geworden ist. Um etwas zu verstehen, brauchen wir uns heute nicht mehr unbedingt ›ein Bild zu machen‹ und setzen auch beim Zuhören kaum noch unsere Vorstellungskraft und unsere Fantasie, ein. Wir haben uns an diese Abstraktion der Sprache gewöhnt, wodurch die Welt in unserem Kopf in gewisser Weise – trotz der Farbigkeit unserer Medien – farbloser geworden ist.
    Was hat nun Visualisierung mit Gedächtnistraining zu tun? Viel, denn unser Gehirn – in Hunderttausenden von Jahren immer mehr genetisch verfeinert – kann sich, wie Sie ja auch bereits selbst festgestellt haben, besser an Bilder erinnern als an Worte. Daher ist es als Grundvoraussetzung für ein gutes Gedächtnis zunächst wichtig, das ›Bildermachen‹ zu trainieren.
    Ein Ausschnitt aus einem Interview mit Peter Jackson, dem Regisseur des Films
Der Herr der Ringe
verdeutlicht sehr schön, was ich Ihnen an dieser Stelle vermitteln möchte: »Bei der Arbeit am Drehbuch entsteht der Film in mir. In meinem Kopf läuft die ganze Zeit ein kleiner Film. Ich kann jederzeit die Augen zumachen und ihn sehen, mit Special Effects und allen Schnitten und allem Drum und Dran. Und auf diesen kleinen Film kann ich mich verlassen.«
    |58| Genau diese Fähigkeit, uns etwas Bildliches viel besser und leichter merken zu können, müssen wir uns nun zunutze machen. Das haben Sie ja schon bei Ihrem ersten Erfolgserlebnis gemerkt. Wie war das doch gleich mit dem Schiff, den Socken und dem Sonnenhut? Fällt Ihnen auch noch der Rest ein? Wenn ja, dann sind Sie ja schon auf dem besten Wege, ein richtiger Gedächtnissportler zu werden. Wenn nicht, auch kein Problem, denn mit ein bisschen Übung wird auch diese Aufgabe am Ende des Buches ein Kinderspiel darstellen. Wichtig ist, nicht beim ersten Versuch gleich aufzugeben. Dem einen fällt es eben leichter, sich mentale Bilder im Kopf zu machen, der andere braucht einfach ein bisschen länger, bis er sie vor seinem inneren Auge sieht. Wie das geht, möchte ich Ihnen an verschiedenen Beispielen demonstrieren.
    Beispiele
    Fangen wir mit etwas Einfachem an. Stellen Sie sich nun eine richtig schöne Giraffe vor, so eine, wie Sie sie im Zoo vielleicht schon mal beobachtet haben. Am besten geben wir ihr auch noch einen Namen, zum Beispiel ›Anneliese‹. Falls Ihnen dieser Name nicht gefällt, denken Sie sich einfach einen anderen aus. Sie können später zur Übung statt einer Giraffe auch ein anderes Tier personifizieren. Nun schließen Sie die Augen und stellen Sie sich Anneliese in ihrer ganzen Pracht vor. Was für ein Fell hat die Giraffe? Wie wird sie sich wohl anfühlen? Stellen Sie sich vor, wie Sie Anneliese am Hals streicheln. Wie schaut Anneliese mit ihren großen Augen, wenn sie traurig ist oder sich über etwas freut. Wichtig ist, dass Sie versuchen, sich die verschiedenen Gesichtsausdrücke tatsächlich vorzustellen. Welche

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