Warum fällt das Schaf vom Baum? - Gedächtnistraining mit der Jugendweltmeisterin
Informationen ins Langzeitgedächtnis zu transportieren, hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab. Grundsätzlich gilt jedoch die Regel, dass man wichtigen Lernstoff etwa zehn Minuten nach dem Lernen noch einmal wiederholen sollte, dann einen Tag später, nach einer Woche, nach zwei Wochen und schließlich noch einmal nach einem Monat. Je öfter man den Stoff aufmerksam wiederholt, desto höher liegt also die Wahrscheinlichkeit, ihn auch wirklich lange Zeit im Gedächtnis zu speichern.
|80| Nutzen Sie das Gedächtnistraining über längere Zeiträume, um Erfahrungen mit Ihrem eigenen Erinnerungsverhalten zu sammeln und diese dann bei der Aufnahme neuer Informationen auch entsprechend einsetzen zu können.
|81| Kapitel 6
Wie können Sie Ihr Gedächtnis trainieren?
Der Begriff Mnemotechnik (Gedächtniskunst) kommt von der griechischen Göttin Mnemosyne, der Göttin des Gedächtnisses. Die Griechen machten das Phänomen der Erinnerungsfähigkeit durch die Personifizierung greifbar und verständlicher. Aristoteles ist, soweit wir heute wissen, der erste Philosoph, der sich mit dem Phänomen des Denkens und damit auch mit dem Gedächtnis auseinander gesetzt hat. In seiner Schrift
Über die Seele
stellte er fest, dass man nicht ohne Bilder denken könne. Seitdem haben sich immer wieder Menschen mit diesem Thema beschäftigt.
Die Routen- oder so genannte Loci-Methode (locus lat. Ort) wurde der Überlieferung nach kurz nach Beginn des 5. Jahrhunderts vor Christus vom griechischen Dichter Simonides von Keos entwickelt, der selbst auch ein großer Gedächtniskünstler gewesen sein soll. Diese Methode bedient sich räumlicher Fixpunkte zum Memorieren und wurde vor allem von römischen Rhetorikern eingesetzt, wie zum Beispiel von Seneca, um in der Kunst der freien Rede zu brillieren. Augustinus (354–430 n. Chr.), Kirchenvater und der bedeutendste und letzte Erbe der antiken Philosophen, bezeichnete das Gedächtnis in seinen
Bekenntnissen
als einen Palast, dessen zahlreiche Räume mit Schätzen gefüllt sind, die es zu nutzen gilt.
Heute wissen wir, dass unser Gedächtnis nicht statisch ist, sondern sehr dynamisch, da es durch neue Erfahrungen ständig aktiviert und rekonstruiert wird. Aber es ist erstaunlich, wie genau die Technik der Routenmethode in der Antike bereits beschrieben worden ist. Einige |82| Beispiele außergewöhnlicher Gedächtnisleistungen sind durch den römischen Schriftsteller Plinius den Älteren überliefert. Neben König Cyrus, der alle Soldaten seines Heeres mit Namen kannte, führt Plinius auch Cineas an, einen Gesandten von König Pyrrhus, der nach nur einem Tag alle Edlen in Rom beim Namen nennen konnte.
Die Technik des Memorierens geriet jedoch wie viele Kenntnisse der Römer lange in Vergessenheit. Erst im 12. Jahrhundert stieß sie erneut auf Interesse, und in der Encyclopediana von Panckoucke aus dem Jahre 1791 sind erstmals wieder herausragende Gedächtnisleistungen benannt. So soll sich zum Beispiel der Jesuit Ménestrier vor der Königin von Schweden dreihundert ungewöhnliche Worte gemerkt und wiedergeben haben.
Mittlerweile sind viele Gedächtnistechniken entwickelt worden, um unser Gehirn bei seiner Erinnerungsarbeit zu unterstützen. All diesen Techniken ist gemein, dass sie Verknüpfungen zwischen bekannten Fakten und neuen Daten herstellen und auf diese Weise die Gedächtnisfunktionen des Gehirns unterstützen. Denn durch die Ausgestaltung der Informationen werden dem Gehirn viel mehr Zugriffsmöglichkeiten auf die einzelnen Gedächtnisregionen angeboten, sodass die gewünschten Informationen über andere beteiligte Nervenverbindungen abgerufen werden können, wenn der direkte Weg einmal blockiert ist.
Sie erinnern sich sicherlich an Situationen, bei denen Ihnen etwas auf der Zunge liegt, Sie aber unfähig sind, den gewünschten Begriff oder Namen abzurufen und auszusprechen. Zum Beispiel fällt Ihnen der englische Begriff für Pampelmuse nicht ein. Erst wenn Sie versuchen, weitere Informationen mit dem gesuchten Gegenstand – hier mit der Pampelmuse – in Verbindung zu bringen, indem Sie zum Beispiel an das gemütliche Frühstück im letzten Urlaub denken, bei dem Ihnen auf einem Glasteller eine köstliche Grapefruit – voilà – serviert wurde, kommt Ihnen das Wort mühelos wieder in den Sinn. Oder es taucht in dem Moment wieder auf, in dem Sie sich an den bitteren, herben Geschmack der Frucht erinnern.
Die zur Verfügung stehenden Gedächtnistechniken reichen von
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