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Warum macht Sex Spaß?

Warum macht Sex Spaß?

Titel: Warum macht Sex Spaß? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jared Diamond
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mindestens zwei ihr Paarungssystem verändert haben. Anderen Indizien zufolge hielten sich die Männchen des Missing link einen Harem, und dann hätten Gorillas sowie manche Kulturen der Menschen dieses System einfach beibehalten. Die Schimpansen dagegen müssen die Promiskuität wiederentdeckt haben, und viele menschliche Kulturen erfanden die Monogamie. Auch hier erkennt man, wie Menschen und Schimpansen sich in entgegengesetzte Richtungen entwickelt haben – bei den Paarungssystemen ebenso wie bei den Signalen für den Eisprung.
     
    Insgesamt sieht es so aus, als hätte sich die Monogamie bei den höheren Primaten mindestens siebenmal unabhängig entwickelt: bei uns, bei den Gibbons und bei mindestens fünf getrennten Gruppen von Kleinaffen. Harems müssen mindestens achtmal entstanden sein, unter anderem auch beim Missing link. Schimpansen und mindestens zwei Kleinaffenarten erfanden die Promiskuität neu, die ihre Vorfahren zugunsten der Haremhaltung aufgegeben hatten.
     
    Damit haben wir sowohl die Paarungssysteme als auch die Signale für den Eisprung im gesamten Stammbaum der Primaten bis in die entfernte Vergangenheit rekonstruiert. Jetzt können wir endlich beide Erkenntnisse gemeinsam betrachten und fragen: Welches Paarungssystem herrschte jeweils an den Stellen im Stammbaum vor, an denen sich der versteckte Eisprung entwickelte?
     
    Dabei stellt sich folgendes heraus: Von den früheren Arten, die ihren Eisprung zunächst ankündigten und später den versteckten Eisprung entwickelten, war nur eine einzige monogam. Bei acht oder vielleicht sogar elf von ihnen handelte es sich um Arten, die promiskuitiv lebten oder Harems hielten – eine davon war auch der Vorfahr des Menschen, der aus dem Missing link mit seinem Harem hervorging. Man kann also schließen, daß nicht die Monogamie, sondern Promiskuität oder Haremhaltung das System ist, das zur Entwicklung des versteckten Eisprungs führt
    (siehe Abbildung 3).
     
    Genau das sagt die Viele-Väter-Theorie voraus. Zur Papa-zu-Hause-Theorie dagegen paßt dies nicht.
     
    Umgekehrt kann man auch fragen: Welche Signale für den Eisprung herrschten an den Stellen im Stammbaum vor, an denen sich die Monogamie entwickelte?
     
    Wie sich dabei herausstellt, ist Monogamie nie bei Arten mit stark zur Schau gestelltem Eisprung entstanden. Sie tauchte vielmehr bei Arten auf, die ihren Eisprung bereits versteckten, und manchmal auch bei solchen mit schwachen Signalen für den Eisprung
    (siehe Abbildung 4).
     
    Diese Schlußfolgerung stimmt mit der Papa-zu-Hause-Theorie überein.
     
    Wie lassen sich die beiden scheinbar widersprüchlichen Befunde vereinbaren? Erinnern wir uns, was Sillén-Tullberg und Møller im dritten Schritt ihrer Analyse feststellten: Bei fast allen monogamen Primaten ist der Eisprung verborgen. Jetzt erkennen wir, daß dieses Ergebnis in zwei Stufen entstanden sein muß. Zuerst entwickelte sich bei einer promiskuitiven oder haremhaltenden Spezies der versteckte Eisprung, und dann wechselte die Spezies zur Monogamie (siehe Abbildung 4).
     

     
     

Vielleicht erscheint unsere sexuelle Entwicklungsgeschichte jetzt sehr verworren. Wir waren von einer einfachen Frage ausgegangen, auf die es eigentlich eine einfache Antwort geben müßte: Warum verstecken wir unseren Eisprung, und warum betreiben wir Sex zum Vergnügen an allen Tagen des Monats? Und nun habe ich keine einfache Antwort gegeben, sondern wir haben erfahren, daß sie komplizierter ist und zwei Schritte beinhaltet.
     
    Letztlich geht es einfach darum, daß die Funktion des versteckten Eisprungs sich während der Evolution der Primaten mehrmals verändert und sogar ins Gegenteil verkehrt hat.
     
    Er entstand zu einer Zeit, als unsere Vorfahren noch promiskuitiv oder in Harems lebten. Damals konnte die Affenfrau ihre sexuelle Gunst mit Hilfe des versteckten Eisprungs vielen Männern zuteil werden lassen, und anschließend wußte jeder dieser Männer, daß er der Vater ihres Kindes sein könnte , aber keiner konnte es beschwören. Deshalb hatte keiner dieser potentiellen Mörder den Wunsch, dem Kind der Affenfrau etwas zuleide zu tun, und manche von ihnen beschützten es vielleicht sogar oder halfen mit, es zu ernähren. Nachdem sich bei der Affenfrau zu diesem Zweck der versteckte Eisprung entwickelt hatte, nutzte sie ihn, um sich einen guten Affenmann auszusuchen, den sie dann veranlaßte oder zwang, zu Hause bei ihr zu bleiben und ihrem Baby Schutz und Hilfe zu gewähren – wobei er

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