Warum Maenner mauern
wichtigere Verpflichtungen hat – eine versteckte Beleidigung.
Die Masche mit der dringenden Nachricht ist zwar im Geschäftsleben durchaus üblich; in vielen Bereichen nimmt man sie als selbstverständlich hin, weil sie den Betreffenden erfolgreich und viel beschäftigt erscheinen lässt, aber es handelt sich dennoch um passive Aggression. Der Manager möchte Ihnen damit vor allem mitteilen, dass er mächtiger ist als Sie und dass er mehr zu sagen hat. Solche kleinlichen Seitenhiebe müssen das Gegenüber zwangsläufig reizen und irritieren.
Ellen, eine meiner Patientinnen, erzählte mir eine Geschichte über ihren Chef. Er war autoritär und lobte seine Untergebenen und Kollegen so gut wie nie; Konferenzen und Verhandlungen mit Kunden übernahm er meist selbst.
Einige klare Erkenntnisse über die Persönlichkeit ihres Vorgesetzten gewann Ellen, als sie ihm einen Vorschlag für eine neue Produktgruppe unterbreitete, die unter ihrer Leitung vermarktet werden sollte. Seine Antwort überraschte sie: »Eine großartige Idee!« Ellen wusste, wie sparsam er mit positiver Bestätigung war, und deshalb glaubte sie zunächst, sie hätte einen guten Eindruck hinterlassen. Aber dann las sie das »PS« in der Notiz: »Ich werde Darren mit der Einführung der Produktgruppe beauftragen.« Ellen war von der zweideutigen Nachricht verblüfft: Erst lobte er ihre Erfindungsgabe, und dann entzog er ihr den Auftrag.
Als sie das Thema später ansprach, behauptete ihr Chef, es sei ihm nie in den Sinn gekommen, dass sie das von ihr ins Leben gerufene Projekt selbst leiten wollte. Offensichtlich konnte er ihr nicht das Lob zollen, ihre Fähigkeiten anzuerkennen. Stattdessen entmutigte er sie mit seinem Verhalten. Das zweischneidige Kompliment war für Ellen eine schmerzliche Lektion in passiver Aggression. Und ihr blieb nichts anderes übrig, als die Angelegenheit hinunterzuschlucken.
Verweigerung von Entscheidungen
Für den passiv-aggressiven Mann ist es äußerst schwierig, überzeugt und verbindlich einen Standpunkt zu beziehen. Er neigt zu Gratwanderungen: Wenn er mit Ihnen allein ist, wird er Ihnen zustimmen, aber wenn er es mit Ihren Gegnern zu tun hat, steht er auf deren Seite. Wenn sich alle Beteiligten in demselben Raum befinden und mehrheitlich über eine Frage entscheiden müssen, können Sie damit rechnen, dass der passiv-aggressive Mann seine Stimme als Letzter abgibt. Und selbst dann wird er sich höchstwahrscheinlich der Verbindlichkeit entziehen, indem er eine Rede über die Vorzüge von »Kompromissen« hält.
Ein derart entscheidungsschwacher Mann gerät beim Umgang mit Menschen in heiklen Situationen in große Schwierigkeiten, beispielsweise wenn er Mitarbeiter entlassen soll. Er ist nicht gern der »Bösewicht«. Mike, ein passiv-aggressiver Manager der mittleren Führungsebene, erzählte mir einmal:
Bevor ich jemanden hinauswerfe, lasse ich ihn lieber schmoren. Es ist einfacher, ihn zur Kündigung zu veranlassen. Ich setze ihn unter Druck. Ich scheuche ihn dauernd herum. Ich sorge dafür, dass er zu einer Besprechung nicht eingeladen wird und dass er davon erfährt…
Nach Mikes verquerer Logik ist es leichter oder großzügiger, wenn er den Angestellten selbst herausfinden lässt, dass er unerwünscht ist, statt ihm einfach und sauber zu kündigen. »Beendigung« ist ein unmittelbarer Ausdruck von Feindseligkeit, und der erzeugt bei Mike ein zu unangenehmes Gefühl.
Nach Mikes Überzeugung wird der Angestellte so an der Nase herumgeführt, dass er glaubt, er habe sich selbst zur Kündigung entschlossen, und das schützt Mike vor Auseinandersetzungen und Konflikten. Der Angestellte kann ihm auf diese Weise allenfalls mangelnde Unterstützung vorwerfen – eine Unterlassungssünde.
Diese indirekte Methode ist aber letztlich sadistischer, denn die unsichere Situation zieht sich hin, und es wird über längere Zeit hinweg Druck ausgeübt. Und, was noch schlimmer ist: Der Angestellte hofft auf eine Gnadenfrist und auf eine neue Gelegenheit, sich zu beweisen.
Wenn Sie jemanden brauchen, der schnell und überlegt handelt, wird ein solcher Mann höchstwahrscheinlich untätig sein, und deshalb sollten Sie sich bei Schwierigkeiten oder in Notlagen nicht auf ihn verlassen. Überlassen Sie ihm nicht das letzte Wort. Er ist keine Führernatur, also verlangen Sie das auch nicht von ihm.
Den Schwarzen Peter weitergeben
Wenn ein passiv-aggressiver Mann für seine Handlungen keine Verantwortung übernehmen kann, wendet
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