Warum Maenner mauern
man mit einem passiv-aggressiven Mann am Arbeitsplatz umgeht. Konstruktive Kritik zu üben war ein hoffnungsloses Unterfangen, das wusste er; und eine Strafpredigt über »Besserung oder Kündigung« würde die ohnehin unangenehme Situation nur weiter verschärfen. Ben musste Howard entweder entlassen (das heißt, resignieren) oder ihn so nehmen, wie er war, denn freiwillig würde er sicher nicht kündigen. Also entschloss sich Ben, ihm zu kündigen, allerdings mit großen Bedenken (sogar Patty hatte ein schlechtes Gewissen, als ihr nichtsnutziger Kollege gehen musste).
Der passiv-aggressive Angestellte ist für seinen Vorgesetzten im Allgemeinen eine echte Herausforderung, denn im Arbeitsleben wird derartiges Verhalten weitaus weniger hingenommen als im Privatleben. Wenn man persönlich nicht beteiligt ist, kann man viel leichter Grenzen ziehen, Ultimaten setzen und geradeheraus reden. Ben hatte den Fehler begangen, sich nicht früher mit dem »Howard-Problem« auseinanderzusetzen. Er hätte toten Ballast nie tolerieren dürfen: In dem Augenblick, wo ihm Howards Missmut auffiel, hätte er ihn damit konfrontieren müssen. Man sollte die ersten Warnsignale nicht ignorieren.
Die meisten Menschen werden durch Stolz und Leistungswillen motiviert; ein passiv-aggressiver Mann auf dem Höhepunkt der Selbstzerstörungswut zeigt dagegen keinen derartigen Stolz auf Erreichtes. Im Gegenteil: Er verfügt über eine bemerkenswerte Fähigkeit, Unvollständigkeit und Unfähigkeit hinzunehmen. Wenn er mangelhafte Arbeit abliefert, dann wegen dieser Ambivalenz bezüglich Leistung und Produktivität. Jedes Mal, wenn er drei Schritte weitergekommen ist, geht er wieder zwei zurück, und dabei zerstört er manchmal sogar zuvor Erreichtes, weil er Unterstützung ablehnt und bestätigende Ergebnisse vorzeitig zunichtemacht. Wenn alles zügig läuft, sorgt er für Verzögerungen und Hindernisse. Wie Howard sabotiert er den Fortschritt. Dabei ist es keineswegs so, dass er gerne den Einfaltspinsel und Idioten spielt, sondern er ist ängstlich und verärgert. Es ist der klassische Fall von »Angst vor dem Erfolg«.
Mir ist aufgefallen, dass Männer, die solche Meister der Unproduktivität sind, ein anderes Zeitgefühl haben als ihre Umgebung. Einfalt vergeudet Zeit. Normalerweise veranlasst uns die Ungeduld zu Veränderungen, selbst wenn wir sie nur widerwillig vollziehen, aber der passiv-aggressive Mann wartet darauf, dass die Veränderungen über ihn kommen – aber wenn das geschieht, widersetzt er sich häufig. Und während er wartet, schwindet vielfach der Wert echter Gelegenheiten – er lässt sie unwiderruflich vorüberziehen. Wenn Sie mit einem »Howard« arbeiten müssen, sollten Sie nicht versuchen, ihn auf Einzelheiten seiner Einfältigkeit festzunageln oder die Dinge für ihn »in Ordnung zu bringen«. Sichern Sie Ihre eigene Leistung, indem Sie stets belegen, was Sie getan haben – wenn nötig, schicken Sie Ihrem Chef täglich Notizen. Vor einem Howard müssen Sie sich schützen. Handelt es sich um einen weniger schweren Fall, legen Sie die Zweifel zu seinen Gunsten aus. Loben Sie ihn für das, was er gut macht (wenn er noch beschäftigt ist, muss er zu irgendetwas gut sein), und bestätigen Sie ihn, wenn er ängstlich ist. Sind Sie Howards Vorgesetzte, sollten Sie ihm eine Reihe kleinerer Aufgaben zuteilen, und zwar jeweils mit einem absolut verbindlichen Schlusstermin. Schrauben Sie Ihre Maßstäbe nicht herunter, indem Sie diesen Termin verlängern! Wenn er es nicht schafft, müssen Sie ihn vielleicht entlassen, wie Ben es tat. Sie können nicht zulassen, dass sein Verhalten die Produktivität oder das allgemeine Arbeitsklima stört.
Auf der Beleidigungsschiene
Der passiv-aggressive Mann ist vorwiegend mit sich selbst beschäftigt, und deshalb benimmt er sich oft unabsichtlich beleidigend oder anmaßend. Es kommt durchaus vor, dass er etwas Niederträchtiges oder Sarkastisches sagt, ohne die Wirkung seiner Äußerungen im Geringsten zu erkennen. Gleichzeitig wissen alle anderen nicht, was er wirklich denkt.
Er braucht das Gefühl, wichtig und unentbehrlich zu sein, und deshalb konstruiert er ständig Spielchen, die einfach zum Verrücktwerden sind. Manche Manager bedienen sich dazu beispielsweise des Telefons: Sie sorgen dafür, dass die Sekretärin dauernd mit »dringenden« Nachrichten Besprechungen unterbricht oder vorzeitig beendet. Solche Unterbrechungen sollen den Besucher daran erinnern, dass der Manager andere,
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