Warum Maenner mauern
Kaffeepausen und führt private Telefongespräche. Eine Tasse Kaffee verschüttet sie zufällig auf wichtigen Papieren; wenn Sie sich mit einem Kunden in einer diffizilen Situation befinden, macht sie eine unpassende Bemerkung, und zwar in einem Ton, den sie für charmant hält. Und wenn Sie mit ihr rechnen, ist sie krank.
Ob Mann oder Frau, Sekretärin oder Mitarbeiter, das Klischee stimmt. Wenn die dumme Sekretärin einen Fehler macht, entschuldigt sie sich überschwänglich, aber man bemerkt, dass sie aus ihren Fehlern nicht lernt – sie verlegt weiterhin Akten, und man kann nicht auf sie zählen. Wenn man sie bittet, etwas zu tun, stellt sie sich taub, stumm und blind. Sie ist die passive Zuhörerin, die sich halsstarrig weigert, die notwendigen Fragen zu stellen, um Ihre Anweisungen zu verstehen. Sie starrt einen unverwandt an, und dann macht sie selig weiter, ohne sich um Klärung zu bemühen, obwohl sie keine Ahnung hat, was Sie wollen. Fragt man sie, ob sie alles verstanden hat, schwört sie, es sei alles klar. Aber wenn sie zu ihrer Arbeit zurückkehrt, stellt sich heraus, dass Ihre Anweisungen von einem anderen Planeten zu stammen scheinen.
Die Dinge zweideutig zu lassen ist bequem: Es bietet ihr eine Entschuldigung, wenn sie der Verantwortung oder Erwartung nicht gerecht wird, denn dann kann sie sagen: »Ich wusste nicht, dass Sie dies und nicht jenes wollten«, oder noch provokativer: »Warum haben Sie mir nicht gleich gesagt, was Sie wollen?« Dieses Verhalten kann so frustrierend werden, dass Sie vielleicht irgendwann klein beigeben und sich schwören, es das nächste Mal selbst zu tun – eine Lösung, die wenig nützt, denn sie vermehrt Ihre Arbeitsbelastung.
Das Klischee der nichtsnutzigen Sekretärin, die Sie schließlich vielleicht entlassen müssen, um Ihre Firma zu retten, ist der Inbegriff passiv-aggressiver Einfältigkeit, sei es nun ein Mann oder eine Frau. Wenn ein passiv-aggressiver Mann sich selbst behindert wie die zum Verrücktwerden dumme Sekretärin, dann behindert er gleichzeitig auch Sie. Das Versagen ist kein Zufall, sondern ein Ausdruck von Feindseligkeit, und dementsprechend sollte man damit umgehen.
Nehmen wir beispielsweise Howard. Er gab sich konsequent einfältig, nachdem man ihn bei Beförderungen mehrmals übergangen hatte. Der zweiunddreißigjährige Buchhalter war seit sieben Jahren bei einer Wirtschaftsprüfungsfirma beschäftigt. Ben, sein Vorgesetzter, ließ ihn regelmäßig und in konstruktiver Weise wissen, was er von Howards Leistung hielt, aber Howard änderte sich nicht.
Als Ben ihn zusammen mit zwei Kollegen für die Arbeit an einem wichtigen Projekt einteilte, machte Howard ein so missmutiges Gesicht, dass sein Ärger für jeden offensichtlich war. Ben beachtete es nicht, denn er war nicht bereit, mit Howard darüber zu verhandeln, mit wem und an welchen Aufgaben er arbeiten sollte. Er nahm an, Howard sei erwachsen und zu Teamarbeit in der Lage und werde die Arbeit schon erledigen. Das war, wie sich herausstellte, ungerechtfertigter Optimismus.
Von Anfang an erwies es sich als schwierig, mit Howard zurechtzukommen: Er blieb Konferenzen fern, hielt sich nicht an Verabredungen, bewältigte seinen Anteil der Arbeit nicht, und wenn er etwas tat, dann meist unvollständig und mangelhaft. Seine Ausreden, warum er nicht ausreichend arbeitete, waren fadenscheinig und dumm, und schließlich gab er sich überhaupt keine Mühe mehr, welche zu erfinden: Er kam einfach nicht mehr ins Büro, sondern feierte mehrere Tage lang krank.
Howards Verschleppungstaktik und sein Fehlen bereiteten den anderen an dem Projekt beteiligten Mitarbeitern Probleme; Patty, eine Kollegin von ihm, ist meine Patientin. Sie berichtete mir:
Wir beschwerten uns bei Ben und baten ihn, Howard von dem Projekt abzuziehen. Er war einfach unmöglich. Wir wollten lieber seinen Anteil an der Arbeit übernehmen, als weiterhin mit seinen Fehlern kämpfen. Wir konnten den Kerl nicht dazu bringen, irgendetwas richtig zu machen, und dabei waren wir doch seine Freunde.
Schließlich taten Pattys Beschwerden bei Ben ihre Wirkung – er hatte es schon zu lange vermieden, das »Howard-Problem« in Angriff zu nehmen. Ben hatte ihn immer für nutzlosen Ballast gehalten, aber jetzt wurde ihm klar, dass es in Wirklichkeit noch schlimmer war: Howard untergrub die Moral der Arbeitsgruppe und schmälerte auch die Leistungen der anderen Mitarbeiter. So konnte es nicht weitergehen.
Jetzt stand Ben vor der Frage, wie
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