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Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)

Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)

Titel: Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daron Acemoglu , James A. Robinson
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Während die Industrie in Manchester und Birmingham expandierte, begannen die neuen Fabrikbesitzer und mittelständische Gruppen, die sich um sie herum bildeten, gegen ihre wahlrechtliche Benachteiligung und die ihren Interessen widersprechenden Regierungsmaßnahmen zu protestieren. Dabei konzentrierten sie sich auf die Korngesetze, welche die Einfuhr sämtlicher Getreidearten, hauptsächlich jedoch von Weizen, unter einem bestimmten Preis verboten, wodurch sichergestellt wurde, dass die Gewinne der Großgrundbesitzer unangetastet blieben. Diese Maßnahme nützte den inländischen Weizenproduzenten, doch sie schadete den Fabrikanten, die höhere Löhne zahlen mussten, damit die Arbeiter die steigenden Brotpreise bezahlen konnten.
    Da die Arbeiter in den neuen Fabriken und Industriezentren konzentriert wurden, war es leichter für sie, sich zu organisieren und aufzubegehren. Noch vor den 1820er Jahren wurde der Ausschluss der neuen Fabrikanten und der Fertigungszentren von der politischen Mitbestimmung unhaltbar. Am 16. August 1819 sollte eine Kundgebung gegen das politische System und die Aktionen der Regierung auf den St. Peter’s Fields in Manchester stattfinden. Der Organisator war Joseph Johnson, ein örtlicher Bürstenhersteller und Mitbegründer der radikalen Zeitung Manchester Observer . Er wurde von John Knight unterstützt, einem Baumwollfabrikanten und Reformer, sowie von John Thacker Saxton, dem Chefredakteur des Manchester Observer . Sechzigtausend Demonstranten erschienen, und viele hielten Schilder mit Aufschriften wie »Keine Korngesetze«, »Allgemeines Stimmrecht« und »Geheime Wahl« hoch (1819 wurde noch offen abgestimmt). Die Behörden waren wegen der Versammlung sehr nervös geworden und hatten 600 Kavalleristen von den Fifteenth Hussars bereitgestellt. Als die Ansprachen begannen, beschloss ein Amtsrichter, einen Haftbefehl gegen die Redner zu erlassen. Die Menge widersetzte sich jedoch den Versuchen der Polizei, die Redner in Gewahrsam zu nehmen, und es brachen Kämpfe aus. Nun fielen die Husaren über die Demonstranten her. Innerhalb weniger chaotischer Minuten wurden elf Menschen getötet und wahrscheinlich 600 verletzt. Der Manchester Observer sprach vom Peterloo-Massaker.
    Aber angesichts der Veränderungen, die sich bereits in den wirtschaftlichen und politischen Institutionen vollzogen hatten, war Repression langfristig keine Lösung in England. Das Peterloo-Massaker sollte ein isolierter Vorfall bleiben. Nach dem Aufruhr gaben die politischen Institutionen dem Druck nach, um die destabilisierende Gefahr viel breiterer sozialer Unruhen zu vermeiden. Das galt vor allem nach dem Juliaufstand von 1830 in Frankreich gegen Karl X., der versucht hatte, den durch die Revolution von 1789 beseitigten Absolutismus wiederherzustellen. 1832 verabschiedete die englische Regierung das Erste Reformgesetz, das Birmingham, Leeds, Manchester und Sheffield das Wahlrecht erteilte und den Kreis der Wahlberechtigten erweiterte, so dass Fabrikanten im Parlament repräsentiert werden konnten. Diese Verschiebung der politischen Macht hatte zur Folge, dass sich die Regierungspolitik an den neuen Interessen ausrichtete. Im Jahr 1846 gelang es, die verhassten Korngesetze zu Fall zu bringen, was wieder einmal veranschaulicht, dass schöpferische Zerstörung nicht nur eine Neuverteilung der Einkommen, sondern auch der politischen Macht nach sich zieht. Andererseits führte die politische Machtverschiebung natürlich auch zu einer weiteren Umverteilung der Einkommen.
    Dieser Prozess wurde durch die Inklusivität der englischen Institutionen ermöglicht. Diejenigen, die unter schöpferischer Zerstörung zu leiden hatten und sie fürchteten, waren nicht mehr in der Lage, ihr Einhalt zu gebieten.

Warum in England?
    Die Industrielle Revolution begann wegen der einzigartigen inklusiven Wirtschaftsinstitutionen in England und machte dort die größten Fortschritte. Die Grundlage dafür bildeten die inklusiven politischen Institutionen, welche die Glorreiche Revolution hervorgebracht hatten. Diese bewirkte, dass die Eigentumsrechte auf eine sicherere und zeitgemäßere Basis gestellt wurden, die Finanzmärkte die Voraussetzungen für eine positive Entwicklung erhielten, die Außenhandelsmonopole abgeschafft und die Hemmnisse für die industrielle Expansion beseitigt wurden. Die Glorreiche Revolution ließ das politische System offen und empfänglich für die wirtschaftlichen Bedürfnisse und Ambitionen der Gesellschaft

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