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Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)

Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)

Titel: Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daron Acemoglu , James A. Robinson
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unter extraktiven Institutionen durch die Angst vor schöpferischer Zerstörung gebremst wird. Papin entwickelte 1679 einen Dampfdruck-Kochtopf (oder »Digestor«) und wendete das Prinzip 1690 auch auf einen Kolbenmotor an. Im Jahr 1705 baute er mit diesem rudimentären Motor das erste Dampfboot der Welt. Mittlerweile war er Mathematikprofessor an der Universität Marburg in Hessen-Kassel. Er beschloss, mit dem Dampfer über die Fulda zur Weser und von dort bis London zu fahren. Damals musste jedes Schiff an der Stadt Minden haltmachen, denn der Flussverkehr auf Fulda und Weser unterlag dem Monopol einer Schiffergilde. Papin muss geahnt haben, dass es Schwierigkeiten geben würde, denn sein Freund und Mentor, der berühmte Physiker Gottfried Leibniz, bat den Landgrafen in einem Schreiben, Papin »unbelästigt durchfahren« zu lassen. Aber Leibniz’ Petition wurde von »Seiner Landgräflichen Hoheit« abgewiesen.
    Trotzdem trat Papin die Reise an. Als sein Dampfer in Minden eintraf, versuchte die Schiffergilde als Erstes, ihn durch eine Verfügung des Ortsrichters beschlagnahmen zu lassen. Dieser Plan schlug fehl, woraufhin die Schiffer Papins Boot samt der Dampfmaschine in Stücke schlugen. Papin starb später in Armut und wurde in einem anonymen Grab beigesetzt.
    In der Metallurgie leistete Henry Cort in den 1780er Jahren wichtige Beiträge. Er führte neue Techniken zur Beseitigung von Verunreinigungen im Eisen ein, so dass man einen qualitativ viel höherwertigeren Stahl produzieren konnte, der für die Herstellung von Maschinenteilen, Nägeln und Werkzeug unverzichtbar war. Die Produktion riesiger Schmiedestahlmengen mit Hilfe von Corts Techniken wurde zudem durch die Innovationen Abraham Darbys und seiner Söhne erleichtert, die seit 1709 mit der Benutzung von Kohle zur Verhüttung von Eisen experimentierten. Diesen Prozess verfeinerte John Smeaton 1762, indem er Wasserkraft für den Betrieb von Blaszylindern bei der Koksgewinnung einsetzte. Danach verschwand Holzkohle aus der Eisenproduktion. An seine Stelle trat Kohle, die viel billiger und leichter verfügbar war.
    Innovationen sind offenkundig kumulativ, und Mitte des 18. Jahrhunderts kam es zu einer deutlichen Beschleunigung. Nirgends war dies sichtbarer als in der Textilherstellung. Sie basiert auf der Spinnerei, bei der man Pflanzen- oder Tierfasern, etwa Wolle oder Baumwolle, zu Garn verarbeitet, das dann zu Stoffen gewoben wird. Eine der großen technologischen Innovationen des Mittelalters war das Spinnrad, das die Handspinnerei ersetzte. Diese Erfindung erschien um 1280 in Europa und stammte wahrscheinlich aus dem Nahen Osten. Die Methoden der Spinnerei änderten sich bis ins 18. Jahrhundert nicht. Wesentliche Neuerungen begannen 1738, als Lewis Paul ein Spinnereiverfahren patentieren ließ, bei dem man Walzen anstelle von Menschenhänden zum Herausziehen der Fasern benutzte. Die Maschine funktionierte noch nicht einwandfrei, aber die Innovationen von Richard Arkwright und James Hargreaves sollten die Spinnerei dann wahrhaft revolutionieren.
    1769 ließ Arkwright, eine der herausragenden Persönlichkeiten der Industriellen Revolution, seinen »Wasserrahmen« patentieren, der eine beträchtliche Verbesserung gegenüber Pauls Maschine darstellte. Er ging eine Partnerschaft mit den Strumpfwarenproduzenten Jedediah Strutt und Samuel Need ein. 1771 bauten sie in Cromford eine der ersten Fabriken der Welt. Die neuen Maschinen wurden mit Wasserkraft betrieben, doch später vollzog Arkwright den entscheidenden Sprung zur Dampfkraft. 1774 beschäftigte seine Firma bereits sechshundert Personen; er expandierte zügig weiter und gründete schließlich Fabriken in Manchester, Matlock, Bath und New Lanark in Schottland. Arkwrights Innovationen wurden 1764 durch Hargreaves’ Erfindung der Spinning Jenny ergänzt, die Samuel Crompton 1779 zum »Mule« (Maultier) und Richard Roberts zum »Self Acting Mule« (automatisches Maultier) weiterentwickelte. Diese Neuerungen waren revolutionär, denn am Anfang desselben Jahrhunderts hatten Handspinner noch 50000 Stunden benötigt, um hundert Pfund Baumwolle zu spinnen. Arkwrights Wasserrahmen dagegen brauchte nur 300 und das automatische Maultier lediglich 135 Stunden.
    Parallel zu den Spinnereien wurden die Webereien mechanisiert. Ein bedeutender erster Schritt war die Erfindung des »Flying Shuttle« durch John Kay im Jahr 1733. Obwohl es anfangs nur die Produktivität von Handwebern erhöhte, sollte seine

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