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Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)

Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)

Titel: Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daron Acemoglu , James A. Robinson
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protestierten die schwarzen Südafrikaner und erhoben sich gegen das Regime, das ihre Grundrechte nicht anerkannte und die Erträge des wirtschaftlichen Wachstums nicht mit ihnen teilte. Nach dem Soweto-Aufstand von 1976 verbesserten sich die Organisation und Durchschlagskraft der Proteste, was letztlich den Untergang des Apartheid-Staats bewirkte. Es war die Stärkung der Schwarzen, denen es gelang, sich zu organisieren und zu erheben, durch die der dualen südafrikanischen Wirtschaft ein Ende gesetzt wurde – ähnlich, wie sie durch die politische Gewalt der südafrikanischen Weißen überhaupt erst geschaffen worden war.

Umgekehrte Entwicklung
    Die heutige Weltungleichheit existiert, weil manche Staaten im 19. und 20. Jahrhundert in der Lage waren, die technologischen und organisatorischen Vorteile der Industriellen Revolution zu nutzen, und andere nicht. Technologischer Wandel ist nur einer von mehreren Wohlstandsmotoren, doch der vielleicht entscheidende. Die Länder, die auf die neuen Technologien verzichteten, konnten auch die anderen Wohlstandsmotoren nicht nutzen. Wie ausgeführt, wurde dieses Scheitern von ihren extraktiven Institutionen verursacht, entweder infolge des Beharrens ihrer absolutistischen Regime oder wegen des Mangels an staatlicher Zentralisierung. Aber es ist auch deutlich geworden, dass die extraktiven Institutionen, welche die Armut der betreffenden Staaten bewirkten, in mehreren Fällen durch ebenden Prozess, der das europäische Wachstum antrieb, herbeigeführt oder zumindest gestärkt wurden: durch die europäische kommerzielle und koloniale Expansion. Mehr noch, die Ertragskraft der europäischen Kolonialreiche stützte sich überall auf der Welt auf die Zerstörung unabhängiger Gemeinwesen und indigener Wirtschaften oder auf die Schaffung ganz neuer extraktiver Institutionen wie in der Karibik, wo die Europäer nach der fast völligen Vernichtung der einheimischen Bevölkerung afrikanische Sklaven herbeiholten und das Plantagensystem aufbauten.
    Wir werden nie erfahren, welche Entwicklung unabhängige Stadtstaaten wie jene auf den Banda-Inseln, in Aceh oder in Birma (Myanmar) ohne die europäische Okkupation eingeschlagen hätten. Vielleicht hätten sie ihre eigene Glorreiche Revolution erlebt oder auf der Grundlage des wachsenden Handels mit Gewürzen und anderen wertvollen Produkten allmählich inklusivere politische und wirtschaftliche Institutionen entwickelt. Diese Möglichkeit wurde jedoch durch die Expansion der Niederländischen Ostindien-Kompanie durchkreuzt. Das Unternehmen machte durch seinen Völkermord jegliche Hoffnung auf eine eigenständige Entwicklung der Banda-Inseln zunichte. Die Bedrohung durch die Kompanie bewirkte auch, dass sich die Stadtstaaten in vielen anderen Teilen Südostasiens vom Handel zurückzogen.
    Die Geschichte einer der ältesten Kulturen Asiens hat ähnliche Züge, wiewohl die Entwicklung nicht von den Niederländern, sondern von den Briten umgekehrt wurde. Die Rede ist von Indien, dem im 18. Jahrhundert größten Textilproduzenten und -exporteur der Welt. Indische Baumwoll- und Musselinstoffe überschwemmten die europäischen Märkte und wurden überall in Asien und sogar in Ostafrika vertrieben. Als Hauptlieferant für die Britischen Inseln fungierte die English East India Company. 1600, zwei Jahre vor ihrem niederländischen Gegenstück gegründet, verbrachte die Company das 17. Jahrhundert mit Versuchen, ein Monopol für die wertvollen Exporte aus Indien zu errichten. Sie konkurrierte mit den Portugiesen, die Stützpunkte in Goa, Chittagong und Bombay besaßen, und den Franzosen, die sich in Pondicherry, Chandernagora, Yanam und Karakail festgesetzt hatten.
    Besonders ungünstig für die East India Company war die Glorreiche Revolution, weil das Monopol, das ihr die Stuart-Könige gewährt hatten, nach 1688 in Frage gestellt und sogar für über ein Jahrzehnt abgeschafft wurde. Es kam, wie beschrieben, zu einem erheblichen Machtverlust, weil britische Textilhersteller das Parlament veranlassen konnten, die Einfuhr von Kattun, dem profitabelsten Handelsobjekt der East India Company, zu verbieten.
    Im 18. Jahrhundert änderte die Company unter Führung von Robert Clive ihre Strategie und begann, ein kontinentales Reich aufzubauen. Damals war Indien noch in zahlreiche miteinander rivalisierende Gemeinwesen gespalten, von denen sich etliche unter der nominellen Kontrolle des Mogulkaisers in Delhi befanden. Die East India Company schob sich

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