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Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)

Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)

Titel: Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daron Acemoglu , James A. Robinson
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Natürlich … Ich würde die Arbeit zur Pflicht machen … Warum sollte es einem Nigger gestattet sein, nichts zu tun? Ich finde, ein Kaffer sollte zur Arbeit gezwungen werden, damit er sich seinen Lebensunterhalt verdient.
    Ausschuss: Wenn ein Mann ohne Arbeit leben kann, wie können Sie ihn dann zur Arbeit zwingen?
    Albu: Dann muss er mit einer Steuer belegt werden …
    Ausschuss: Sie würden dem Kaffer also nicht gestatten, in diesem Staat Land zu besitzen, sondern er soll für den weißen Mann arbeiten, um diesen reich zu machen?
    Albu: Er muss seinen Teil der Arbeit übernehmen, um seinen Nachbarn zu helfen.
    Beide Ziele – die Ausschaltung des Wettbewerbs für weiße Bauern und die Bereitstellung einer großen Zahl mit Niedriglöhnen abgespeister Arbeitskräfte – wurden durch den Natives Land Act von 1913 erreicht. Durch das Gesetz, das Lewis’ Idee der dualen Wirtschaft vorwegnahm, wurde Südafrika in einen modernen wohlhabenden und einen traditionellen armen Teil gespalten. Allerdings erzeugte das Gesetz selbst Wohlstand und Armut. In ihm hieß es, dass 87 Prozent des Bodens den Europäern zu übergeben seien, die etwa 20 Prozent der Bevölkerung ausmachten. Die übrigen 13 Prozent wurden den Afrikanern überlassen. Der Land Act hatte viele Vorgänger, denn nach und nach hatten die Europäer die Afrikaner in immer kleinere Reservate gezwungen. Aber erst durch dieses Gesetz institutionalisierte man die Verhältnisse und bereitete die Bühne für die Herausbildung des südafrikanischen Apartheid-Regimes, in dem die weiße Minderheit über alle politischen und wirtschaftlichen Rechte verfügte, während die schwarze Mehrheit von beiden ausgeschlossen blieb. In dem Gesetz wurde festgelegt, dass mehrere Reservate, darunter Transkei und Ciskei, afrikanische »Homelands« werden sollten. Später wurden die Letzteren Bantustans genannt, was zur Rhetorik des Apartheid-Regimes gehörte, denn es behauptete, die afrikanischen Völker Südafrikas seien keine Einheimischen, sondern Nachfahren des Bantu-Volkes, die ungefähr tausend Jahre zuvor aus Ost-Nigeria hierher gezogen seien. Deshalb hätten sie kein größeres – und in der Praxis ein geringeres – Recht auf das Land als die europäischen Siedler.
    Karte 16 zeigt die kümmerlichen Bodenflächen, die den Afrikanern durch den Land Act von 1913 und ein weiteres Gesetz von 1936 zugewiesen wurden. Sie enthält auch Informationen über den Umfang einer ähnlichen Landzuteilung von 1970 beim Aufbau einer weiteren dualen Wirtschaft in Simbabwe (siehe dazu das dreizehnte Kapitel).
    Die Gesetzgebung von 1913 enthielt zudem Klauseln, die schwarze Farmpächter und illegale Siedler daran hindern sollten, das Land weißer Eigentümer in irgendeiner anderen Eigenschaft als der von Mietarbeitern zu bestellen. Wie der Minister für Eingeborenenangelegenheiten erklärte:
    Der Zweck des Gesetzes bestand darin, in Zukunft sämtlichen Transaktionen ein Ende zu setzen, die auf eine Partnerschaft zwischen Europäern und Eingeborenen im Hinblick auf das Land oder die Früchte des Bodens hinausliefen. Alle neuen Verträge mit Eingeborenen müssen Dienstverträge sein. Vorausgesetzt, ein derartiger gültiger Vertrag liegt vor, gibt es nichts, was einen Arbeitgeber davon abhält, einen Eingeborenen in Naturalien oder durch das Recht zur Bestellung eines klar umrissenen Grundstücks zu bezahlen … Aber der Eingeborene darf dem Eigentümer nichts dafür bezahlen, dass er ein Besitzrecht an dem Land bekommt.

Karte 16: Die Landflächen, die Afrikanern von den weißen Minderheitsregimen in Südafrika und Simbabwe zugewiesen wurden   
    Nach Ansicht der Entwicklungsökonomen, die Südafrika in den 1950er und 1960er Jahren besuchten, als dieses akademische Fachgebiet Gestalt annahm und die Ideen von Arthur Lewis um sich griffen, war der Kontrast zwischen den Homelands und den wohlhabenden, modernen Gebieten der weißen Europäer genau das, worum es in der Theorie der dualen Wirtschaft ging. Der europäische Teil der Wirtschaft war städtisch, und seine gut ausgebildeten Vertreter bedienten sich der modernen Technologie. Die Bewohner der Homelands dagegen waren arm, rückständig und wohnten auf dem Lande; ihre Arbeit erwies sich als sehr unproduktiv, und sie hatten eine schlechte Ausbildung. Damit schienen die Homelands das zeitlose, rückständige Afrika zu repräsentieren.
    Tatsache ist jedoch, dass die duale Wirtschaft keineswegs natürlich oder unvermeidlich war, sondern

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