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Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)

Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)

Titel: Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daron Acemoglu , James A. Robinson
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einer Vielzahl wirtschaftlicher und politischer Institutionen von Großbritannien abheben.
    Die Strafkolonie New South Wales bestand anfangs aus den Häftlingen und ihren Bewachern, hauptsächlich Soldaten. Bis in die 1820er Jahre hinein gab es wenige »freie Siedler« in Australien, und die Deportation von Häftlingen setzte sich, obwohl sie in New South Wales 1840 eingestellt wurde, in Westaustralien bis 1868 fort. Sträflinge mussten »Pflichtarbeit« (im Wesentlichen eine andere Bezeichnung für Zwangsarbeit) leisten, an der sich die Wärter bereicherten. Zunächst bekamen die Häftlinge keine Bezahlung, sondern nur Nahrungsmittel für ihre Arbeit. Die Erzeugnisse behielten die Bewacher für sich.
    Dieses System – wie diejenigen, mit denen die Virginia Company in Jamestown experimentierte – funktionierte jedoch nicht sonderlich gut, da die Häftlinge keinen Anreiz hatten, schwer oder gut zu arbeiten. Säumige wurden ausgepeitscht oder auf die Norfolk-Insel verbannt, die keine 34000 Quadratkilometer umfasst und über 1600 Kilometer östlich von Australien im Pazifischen Ozean liegt. Da weder Verbannung noch Auspeitschung Erfolg zeitigten, schickte man sich an, den Häftlingen Anreize zu bieten. Dies fiel den Soldaten und Wärtern nicht leicht, denn Häftlinge waren Häftlinge. Es gehörte sich nicht, dass sie ihre Arbeitskraft verkauften oder Eigentum besaßen. Andererseits gab es in Australien niemanden, der ihre Arbeit verrichten konnte. Zur Zeit der Gründung von New South Wales befand sich zwar möglicherweise eine Million Ureinwohner auf dem Kontinent, doch sie waren über eine riesige Fläche verstreut und in New South Wales nicht in hinreichender Zahl vertreten, als dass man eine auf ihrer Ausbeutung beruhende Wirtschaft hätte entwickeln können.
    Eine lateinamerikanische Option war in Australien also nicht vorhanden. Deshalb schlugen die Bewacher einen Pfad ein, der letztlich zu noch inklusiveren Institutionen als in Großbritannien führen sollte. Die Häftlinge mussten eine Reihe von Aufgaben erfüllen, doch wenn sie darüber hinaus Zeit hatten, durften sie für sich selbst arbeiten und ihre Erzeugnisse verkaufen. Die Wärter profitierten ebenfalls von der neuen wirtschaftlichen Freiheit der Häftlinge. Die Produktivität erhöhte sich, und die Bewacher richteten Monopole ein, um den Häftlingen Waren zu verkaufen. Am einträglichsten war das Rum-Monopol.
    New South Wales, genau wie andere britische Kolonien, wurde damals von einem Gouverneur, den die britische Regierung ernannt hatte, verwaltet. Im Jahr 1806 berief London William Bligh in dieses Amt – den Mann, der siebzehn Jahre zuvor, 1789, während der berühmten »Rebellion auf der Bounty« Kapitän der H.M.S. Bounty gewesen war. Bligh legte auf eiserne Disziplin Wert – ein Charakterzug, der für die Rebellion verantwortlich gewesen sein dürfte. Seine Einstellung hatte sich nicht geändert, und er brachte sogleich die Rum-Monopolisten gegen sich auf. Sehr bald kam es zu einem weiteren Aufstand, diesmal vonseiten der Monopolisten mit dem früheren Soldaten John Macarthur an der Spitze. Die Ereignisse, die als Rum-Rebellion bekannt werden sollten, hatten zur Folge, dass Bligh erneut von Aufrührern überwältigt wurde, diesmal nicht an Bord der Bounty , sondern an Land. Macarthur ließ ihn einsperren, und die britischen Behörden entsandten Soldaten, um die Rebellion niederzuschlagen. Macarthur wurde verhaftet und nach Großbritannien gebracht. Doch man ließ ihn bald wieder frei, und er kehrte nach Australien zurück, um sowohl in der Politik als auch in der Wirtschaft der Kolonie eine bedeutende Rolle zu spielen.
    Es waren wirtschaftliche Ursachen, die zur Rum-Rebellion geführt hatten. Durch die Taktik, den Häftlingen Anreize zu bieten, nahmen Männer wie Macarthur, der 1790 mit der zweiten Flotte als Soldat in Australien eingetroffen war, eine Menge Geld ein. 1796 zog er sich aus der Armee zurück, um sich auf das Geschäftsleben zu konzentrieren. Damals besaß er bereits einige Schafe und begriff, dass man mit Schafzucht und Wollexport ein Vermögen verdienen konnte. Landeinwärts von Sydney lagen die Blue Mountains, die 1813 schließlich überquert wurden, wonach man gewaltige Flächen offenen Graslands auf der anderen Seite entdeckte. Es war ein Paradies für Schafe.
    Macarthur wurde bald zum reichsten Mann Australiens, und man bezeichnete ihn und die anderen Schafmagnaten als Squatter, da das Land, auf dem sie ihre Schafe

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