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Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)

Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)

Titel: Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daron Acemoglu , James A. Robinson
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Grasland zugänglich machte (noch heute ist ein Ort in jenen Bergen nach ihm benannt). Seine Sympathie galt den Häftlingen, vielleicht weil sein Vater wegen Straßenräuberei angeklagt worden war und die Deportation nach Australien hatte akzeptieren müssen, um eine Verhandlung und eine mögliche Verurteilung zu vermeiden. Damals setzte sich Wentworth nachdrücklich für inklusivere politische Institutionen ein: für eine gewählte Versammlung, Schwurgerichtsverfahren für ehemalige Häftlinge und ihre Familien und für die Beendigung von Deportationen nach New South Wales. Er gründete eine Zeitung namens Australian , die den Angriff auf die bestehenden politischen Institutionen fortsetzte. Macarthur konnte Wentworth nicht leiden und dessen Forderungen schon gar nicht. Er stellte eine Liste von Wentworths Anhängern auf und charakterisierte sie folgendermaßen:
zum Tod durch Erhängen verurteilt, bevor er hier eintraf
wiederholt am Handwagen ausgepeitscht worden
ein Londoner Jude
ein jüdischer Gastwirt, der kürzlich seine Lizenz verloren hat
ein Auktionär, der wegen Sklavenhandels deportiert wurde
hier häufig ausgepeitscht worden
Sohn von zwei Häftlingen
ein Schwindler – hoch verschuldet
ein amerikanischer Abenteurer
ein Anwalt von wertlosem Charakter
verheiratet mit der Tochter von zwei Häftlingen
verheiratet mit einer Gefangenen, die früher ein Tambourin-Mädchen war
    Aber auch der energische Widerstand Macarthurs und der Squatter konnte den Strom der Ereignisse in Australien nicht aufhalten. Das Streben nach repräsentativen Institutionen war nicht zu unterdrücken. Bis 1823 hatte der Gouverneur New South Wales mehr oder weniger nach eigenem Gutdünken regiert, doch nun wurden seine Befugnisse durch einen von der britischen Regierung ernannten Rat eingeschränkt. Anfangs stammten dessen Mitglieder aus der Schicht der Squatter und der anderen Nichthäftlinge (Macarthur war unter ihnen), doch das konnte sich nicht fortsetzen. Im Jahr 1831 beugte sich Gouverneur Richard Bourke dem Druck und erlaubte Exhäftlingen zum ersten Mal, als Geschworene an Gerichtsverhandlungen teilzunehmen. Die früheren Häftlinge und auch viele freie Siedler wollten, dass der Deportation von Verurteilten aus Großbritannien ein Ende gesetzt wurde, weil dadurch Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt entstand und die Löhne nach unten getrieben wurden. Die Squatter befürworteten solche niedrigen Löhne, aber sie gerieten ins Hintertreffen. 1840 wurden die Deportationen nach New South Wales eingestellt, und 1842 entstand ein gesetzgebender Rat, dessen Mitglieder zu zwei Dritteln gewählt und zu einem Drittel ernannt wurden. Exhäftlinge durften sich ebenfalls zur Wahl stellen und ihre Stimme abgeben, wenn sie genug Vermögen hatten, was auf etliche zutraf.
    In den 1850er Jahren führte Australien das Wahlrecht für alle weißen männlichen Staatsbürger ein. Die Forderungen der ehemaligen Häftlinge und ihrer Angehörigen gingen nun weit über das hinaus, was William Wentworth sich hatte ausmalen können. Mittlerweile gehörte er sogar zu den Konservativen, die auf einem ungewählten gesetzgebenden Rat bestanden. Doch genau wie Macarthur vor ihm konnte Wentworth dem Drängen nach inklusiveren politischen Institutionen nicht Einhalt gebieten. 1856 sollten der Staat Victoria, der 1851 aus New South Wales ausgegliedert worden war, sowie der Staat Tasmanien die ersten Gegenden der Welt werden, in denen man geheime Wahlen einführte, was dem Stimmenkauf und der gewaltsamen Wahlbeeinflussung ein Ende setzte. Noch heute bezeichnet man die herkömmliche Methode geheimer Wahlen als australische Stimmabgabe.
    Die anfänglichen Verhältnisse in Sydney, New South Wales, hatten vieles mit denen in Jamestown, Virginia, 181 Jahre zuvor gemeinsam, obwohl die Siedler in Jamestown hauptsächlich Zwangsarbeiter und keine Häftlinge waren. In beiden Fällen ließ die politische Konstellation keine extraktiven Kolonialinstitutionen zu. In den beiden Kolonien gab es weder dicht besiedelte Gegenden mit Ureinwohnern, die ausgebeutet werden konnten, noch einen direkten Zugang zu Edelmetallen wie Gold und Silber, noch Böden und Kulturpflanzen, die Sklavenplantagen rentabel gemacht hätten. Der Sklavenhandel florierte in den 1780er Jahren noch, und man hätte New South Wales mit Sklaven füllen können, wenn dies einträglich gewesen wäre. Das war nicht der Fall. Sowohl die Virginia Company als auch die Soldaten und freien Siedler, die New South Wales

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