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Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)

Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)

Titel: Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daron Acemoglu , James A. Robinson
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verwalteten, beugten sich dem Druck und schufen allmählich inklusive Wirtschaftsinstitutionen, die sich parallel zu den inklusiven politischen Organen entwickelten. Dazu waren in New South Wales noch weniger Machtkämpfe erforderlich als in Virginia, und spätere Versuche, den Trend umzukehren, sollten scheitern.

    Australien schlug, wie die Vereinigten Staaten, einen anderen Weg zu inklusiven Institutionen ein als England. Umwälzungen, wie sie England während des Bürgerkriegs erschütterten, oder wie die Glorreiche Revolution waren dort nicht erforderlich. Das lag an den Umständen, unter denen jene Staaten gegründet worden waren, was natürlich nicht bedeutet, dass die inklusiven Institutionen ohne jeglichen Konflikt entstanden wären, zumal die Vereinigten Staaten zugleich den britischen Kolonialismus abwerfen mussten. England wies eine lange Geschichte der absolutistischen Herrschaft auf, zu deren Beseitigung eine Revolution erforderlich war. In den Vereinigten Staaten und in Australien gab es nichts Vergleichbares. Obwohl sich Lord Baltimore in Maryland und John Macarthur in New South Wales dies gewünscht haben mochten, konnten sie die Gesellschaft nicht fest genug in den Griff bekommen, um ihre Pläne durchzusetzen. Die in den Vereinigten Staaten und in Australien gegründeten inklusiven Institutionen sorgten dafür, dass sich die Industrielle Revolution dort rasch ausbreitete und diese Staaten zu Reichtum gelangen ließ. Kolonien wie Kanada und Neuseeland folgten ihrem Beispiel.
    Es gab noch andere Wege zu inklusiven Institutionen. Große Teile Westeuropas fanden eine dritte Möglichkeit unter dem Einfluss der Französischen Revolution, durch die der Absolutismus in Frankreich gestürzt und eine Reihe zwischenstaatlicher Konflikte ausgelöst wurden, wonach die institutionelle Reform erhebliche Bereiche des Kontinents erfasste. Diese Reform führte in den meisten europäischen Ländern zur Entstehung inklusiver Wirtschaftsinstitutionen, zur Industriellen Revolution und zu wirtschaftlichem Wachstum.

Überwindung der Barrieren: die Französische Revolution
    In den drei Jahrhunderten vor 1789 wurde Frankreich von einer absolutistischen Monarchie beherrscht, und die Gesellschaft unterteilte sich in drei Stände. Die Geistlichkeit machte den Ersten, die Aristokratie den Zweiten und alle Übrigen den Dritten Stand aus. Für die Stände galten unterschiedliche Gesetze, und die beiden ersten genossen Sonderrechte. Der Adel und die Geistlichkeit zahlten keine Steuern, während die Untertanen mehrere unterschiedliche Abgaben leisten mussten, wie von einem überwiegend extraktiven Regime zu erwarten. Und die Kirche war nicht nur von der Besteuerung ausgenommen, sondern sie besaß zudem große Ländereien, in denen sie den Bauern eigene Steuern auferlegen konnte. Der Monarch, der Adel und die Geistlichkeit führten ein üppiges Leben, während die meisten Angehörigen des Dritten Standes bitterer Armut ausgesetzt waren. Unterschiedliche Gesetze garantierten den Aristokraten und den Geistlichen nicht nur äußerst vorteilhafte Wirtschaftsverhältnisse, sondern sie verschafften ihnen auch politische Macht.
    Das Leben in den französischen Städten des 18. Jahrhunderts war hart und ungesund. Die Produktion von Waren wurde von einflussreichen Zünften reglementiert, die ihren Mitgliedern gute Einkommen verschafften, doch andere daran hinderten, die gleichen Berufe zu wählen oder neue Firmen zu gründen. Das sogenannte Ancien Régime rühmte sich seiner Kontinuität und Stabilität. Da der Eintritt von Unternehmern und begabten Individuen in neue Erwerbszweige Instabilität auslösen konnte, wurde er nicht geduldet.
    Das Leben auf dem Lande war wahrscheinlich noch härter als in den Städten. Wie wir geschildert haben, befand sich die extremste Form der Leibeigenschaft, durch die Menschen an die Scholle gefesselt wurden, für Feudalherren arbeiten und ihnen Abgaben leisten mussten, in Frankreich seit Langem im Niedergang. Gleichwohl war die Bewegungsfreiheit der französischen Bauern eingeschränkt, und sie hatten eine Vielzahl von Feudalabgaben an die Monarchie, den Adel und die Kirche zu entrichten.
    Dies ist der Grund, warum die Französische Revolution besonders radikale Züge annahm. Am 4. August 1789 gab die Nationalversammlung eine Erklärung ab, durch welche die französischen Gesetze völlig verändert wurden. Im ersten Artikel hieß es:
    Die Nationalversammlung vernichtet das Feudalwesen völlig. Sie

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