Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)
Pluralismus untergrub. Der Gedanke, dass die Herrschenden Einschränkungen unterworfen werden sollten, gehörte mithin zur Logik des Pluralismus, die sich aus der breiten Koalition gegen den Absolutismus der Stuarts ergeben hatte.
Vor diesem Hintergrund sollte es nicht verwundern, dass das Prinzip der Rechtsstaatlichkeit sowie die Verneinung göttlicher Rechte der Monarchen ein Schlüsselargument gegen den Absolutismus der Stuarts lieferte. Wie der britische Historiker E. P. Thompson es ausdrückte, wurden im Kampf gegen die Stuart-Monarchen
gewaltige Anstrengungen unternommen …, um das Bild von einer Führungsschicht zu erzeugen, die selbst den Gesetzen unterworfen war und deren Legitimität auf der Fairness und Universalität jener juristischen Formen beruhte. Und diese Herrschenden waren gewollt oder ungewollt Gefangene ihrer eigenen Rhetorik. Sie spielten Machtspiele nach den Regeln, die ihnen genehm waren, aber sie konnten die Regeln nicht brechen, ohne das gesamte Spiel zu ruinieren.
Das Spiel zu ruinieren wäre darauf hinausgelaufen, dass man das System destabilisiert und den Weg zum Absolutismus für eine Untergruppe der breiten Koalition eröffnet oder sogar die Rückkehr der Stuarts ermöglicht hätte. Was das Parlament daran hinderte, einen neuen Absolutismus zu erschaffen, war laut Thompson der Umstand, dass
nach Aufhebung der Gesetze die königliche Prärogative … vielleicht wieder vom Eigentum und Leben [der Parlamentarier] Besitz ergreifen würde.
Außerdem
lag es in der Natur des Mediums, welches sie [jene Aristokraten, Kaufleute etc., die gegen die Krone kämpften] zu ihrem Selbstschutz gewählt hatten, dass es nicht für die ausschließliche Nutzung durch ihre eigene Schicht reserviert werden konnte. Das Gesetz mit all seinen Formen und Traditionen machte Prinzipien der Gerechtigkeit und Universalität erforderlich …, die auf Menschen aller Art und aller Stände angewandt werden mussten.
Sobald sich die Idee der Rechtsstaatlichkeit etabliert hatte, hielt sie nicht nur den Absolutismus in Schach, sondern erzeugte auch einen Tugendkreis: Wenn die Gesetze für alle gleichermaßen galten, dann konnte sich keine Gruppe und kein Individuum, nicht einmal Cadogan oder Walpole, über das Gesetz erheben, und gewöhnliche Bürger, denen Übergriffe auf fremdes Privateigentum vorgeworfen wurden, hatten immer noch das Recht auf eine faire Verhandlung.
Wir haben geschildert, wie inklusive wirtschaftliche und politische Institutionen entstehen. Aber worauf beruht ihr Beharrungsvermögen? Die Geschichte des Black Act und seiner begrenzten Durchsetzbarkeit sind beispielhaft für den Tugendkreis, einen machtvollen Prozess des positiven Feedbacks, der diese Institutionen trotz aller Zerstörungsversuche am Leben erhält und sogar Kräfte aktiviert, die zu noch größerer Inklusivität führen. Die Logik von Tugendkreisen rührt teilweise daher, dass inklusive Institutionen auf Einengungen der Machtausübung, verankert in der Rechtsstaatlichkeit, und auf der pluralistischen Verteilung der politischen Macht in der Gesellschaft basieren. Die Fähigkeit einer Untergruppe, anderen ihren Willen ungehindert aufzuzwingen, selbst wenn diese anderen gewöhnliche Bürger wie Huntridge sind, bedroht das Gleichgewicht. Wäre es zeitweilig zu Ungunsten der Bauern aufgehoben worden, die gegen den Missbrauch ihres Gemeindelands durch die Eliten protestierten, wie hätte sich dann gewährleisten lassen, dass es sich um eine Ausnahme handelte? Und wenn es erneut aufgehoben worden wäre, was hätte die Krone und die Aristokratie dann daran gehindert, all das wieder an sich zu reißen, was Kaufleute, Unternehmer und Kleinadel im vorherigen Jahrhundert errungen hatten? Vielleicht wäre das gesamte Projekt des Pluralismus bei der nächsten Aufhebung des Gleichgewichts zusammengebrochen, weil eine kleine Interessengruppe die Kontrolle auf Kosten der breiten Koalition übernommen hätte. Dieses Risiko konnte das politische System nicht eingehen. So wurden der Pluralismus und die ihn begleitende Rechtsstaatlichkeit zu dauerhaften Merkmalen der britischen politischen Institutionen. Und sobald diese Prinzipien etabliert waren, konnte die Nachfrage nach einem noch größeren Pluralismus und einer noch stärkeren Beteiligung des Volkes am politischen Prozess wachsen.
Der Tugendkreis entsteht nicht allein aus der inhärenten Logik des Pluralismus und der Rechtsstaatlichkeit, sondern auch aus der Tatsache, dass inklusive
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