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Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)

Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)

Titel: Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daron Acemoglu , James A. Robinson
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politische Institutionen dazu neigen, ihre wirtschaftlichen Pendants zu stärken. Daraus ergibt sich eine ausgewogenere Verteilung der Einkommen, durch die breite Teile der Gesellschaft gestärkt und die politischen Wettbewerbsbedingungen noch fairer werden. So schrumpfen die Anreize zur Übernahme der politischen Macht und zur Neuerschaffung extraktiver politischer Institutionen. Solche Faktoren spielten für die Entwicklung wahrhaft demokratischer politischer Institutionen in Großbritannien eine wichtige Rolle.
    Daneben bringt der Pluralismus ein offeneres System hervor und erlaubt unabhängigen Medien, sich zu entfalten, wodurch es Gruppen, die ein Interesse am Fortbestehen inklusiver Institutionen haben, leichter fällt, drohende Gefahren wahrzunehmen und sich entsprechend zu organisieren. Es ist äußerst bedeutsam, dass der englische Staat die Medienzensur nach 1688 einstellte. Auch in den Vereinigten Staaten spielten die Medien eine ähnlich wichtige Rolle für die Stärkung der Rechte der Bevölkerung und für die Fortsetzung des Tugendkreises der institutionellen Entwicklung, wie später noch ausgeführt wird.
    Obwohl der Tugendkreis bewirkt, dass inklusive Institutionen zur Dauerhaftigkeit neigen, ist diese Tendenz weder unvermeidlich noch unumkehrbar. Sowohl in Britannien als auch in den Vereinigten Staaten waren inklusive wirtschaftliche und politische Institutionen zahlreichen Prüfungen ausgesetzt. Im Jahr 1745 gelangte der Junge Prätendent mit einem Heer nach Derby, kaum 160 Kilometer von London entfernt, und stand kurz davor, das während der Glorreichen Revolution entstandene System zu zerstören. Aber er wurde besiegt.
    Wichtiger als von außen herangetragene Probleme waren jedoch potentielle innere Schwierigkeiten, durch die sich die inklusiven Institutionen ebenfalls hätten auflösen können. Wie wir im Zusammenhang mit dem Peterloo-Massaker 1819 in Manchester beschrieben haben und im Folgenden noch detaillierter herausarbeiten werden, dachten die britischen politischen Eliten daran, zu Unterdrückungsmaßnahmen zu greifen, damit das politische System nicht noch weiter geöffnet wurde; doch sie wichen in letzter Minute zurück. Auch in den Vereinigten Staaten standen die wirtschaftlichen und politischen Institutionen vor ernsten Herausforderungen, und die Gegenkräfte hätten durchaus erfolgreich sein können, denn natürlich war es keineswegs vorgegeben, dass sie scheitern würden. Nicht nur der Tugendkreis, sondern auch die Unwägbarkeit der Geschichte sorgte dafür, dass die britischen und die US-amerikanischen inklusiven Institutionen überlebten und mit der Zeit erheblich erstarkten.

Der langsame Marsch der Demokratie
    Die Reaktionen auf den Black Act verdeutlichten gewöhnlichen britischen Bürgern, dass sie mehr Befugnisse besaßen, als sie geahnt hatten. Sie waren in der Lage, ihre traditionellen Rechte und ihre wirtschaftlichen Interessen vor Gericht und im Parlament – durch Petitionen und Lobbying – zu verteidigen. Aber dieser Pluralismus hatte noch keine wirksame Demokratie hervorgebracht. Die meisten erwachsenen Männer – und sämtliche Frauen – durften noch nicht wählen, und die bestehenden demokratischen Strukturen bargen viele Ungerechtigkeiten in sich.
    All das sollte sich ändern. Der Tugendkreis inklusiver Institutionen bewahrt nicht nur das, was bereits erlangt worden ist, sondern bereitet auch einer noch größeren Inklusivität den Boden. Die Chancen für die britische Elite des 18. Jahrhunderts, die Macht mühelos im Griff zu behalten, standen schlecht. Diese Elite war ans Ruder gekommen, indem sie das göttliche Recht von Königen in Frage stellte und der politischen Mitwirkung des Volkes die Tür öffnete, doch dann hatte sie das Wahlrecht nur einer kleinen Minderheit eingeräumt. Es war lediglich eine Frage der Zeit, bis immer mehr Bürger die Mitwirkung am politischen Prozess verlangten. Und in den Jahren vor 1831 taten sie genau das.
    In den ersten drei Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts kam es zu verstärkten sozialen Unruhen in Großbritannien, hauptsächlich als Reaktion auf zunehmende wirtschaftliche Unbilligkeiten und auf Forderungen der entrechteten Massen nach größerer politischer Repräsentation. Die Ludditen-Aufstände von 1811–1816, bei denen Arbeiter gegen die Einführung neuer, ihre Löhne beeinträchtigender Fertigungsverfahren gekämpft hatten, wurden von Kundgebungen abgelöst, auf denen man explizit mehr politische Rechte verlangte,

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