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Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)

Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)

Titel: Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daron Acemoglu , James A. Robinson
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Französischen Revolution der Fall, als das erste Experiment mit der Demokratie zum Terror und dann zweimal zurück zur Monarchie führte, bevor 1870 die Dritte Republik entstehen konnte; außerdem während der Russischen Revolution, als das Verlangen vieler Menschen nach einem gerechteren System als dem des Russischen Reiches eine Ein-Parteien-Diktatur hervorbrachte, die viel brutaler, blutiger und grausamer war als das, was sie ersetzt hatte. Allmähliche Reformen wurden in solchen Gesellschaften erschwert, weil es ihnen an Pluralismus fehlte und sie sich äußerst extraktiv gestalteten. Es waren der aus der Glorreichen Revolution hervorgehende Pluralismus und die von ihm angestoßene Rechtsstaatlichkeit, die den allmählichen Wandel in Großbritannien machbar und wünschenswert werden ließen.
    Der konservative englische Kommentator Edmund Burke, der die Französische Revolution strikt ablehnte, schrieb im Jahre 1790: »… so sollte wohl niemand ohne unendliche Behutsamkeit ein Staatsgebäude niederzureißen wagen, das jahrhundertelang den Zwecken der menschlichen Verbindung auch nur leidlich entsprochen hat, oder es neu zu bauen, ohne Grundrisse und Muster von entschiedner Vollkommenheit vor Augen zu haben.«
    Burke irrte sich, was den großen Kontext betraf. Die Französische Revolution hatte ein morsches Gebäude zusammenbrechen lassen und inklusiven Institutionen nicht nur in Frankreich, sondern auch in großen Teilen Westeuropas den Weg gebahnt. Aber seine Sorge war nicht ganz unbegründet. Die allmähliche Entwicklung der britischen politischen Reformen, die 1688 begonnen hatte und drei Jahrzehnte nach Burkes Tod rascher voranschreiten sollte, war effektiver, weil sie durch ihren allmählichen Fortschritt nachdrücklicher, unaufhaltsamer und letztlich dauerhafter war.

Zerschlagung von Trusts
    In den Vereinigten Staaten hatten die inklusiven Institutionen in den Kämpfen während der Kolonialzeit in Virginia, Maryland sowie in North und South Carolina ihre Wurzeln. Diese Institutionen wurden durch die Verfassung der Vereinigten Staaten mit ihrem System der Kontrollen und der Machtteilung gestärkt. Doch die Verfassung setzte der Entwicklung inklusiver Institutionen kein Ende. Wie in Großbritannien wurden sie durch ein positives, auf dem Tugendkreis basierenden Feedback gefestigt.
    In der Mitte des 19. Jahrhunderts durften alle weißen Männer (jedoch nicht die Frauen oder die Schwarzen) in den Vereinigten Staaten wählen. Die Wirtschaftsinstitutionen nahmen inklusivere Züge an, etwa durch die Verabschiedung des Homestead Act von 1862. Durch ihn wurde potentiellen Siedlern statt den politischen Eliten Grenzland übergeben. Aber genau wie in Großbritannien verschwanden die Bedrohungen der inklusiven Institutionen nie ganz. Durch das Ende des amerikanischen Bürgerkriegs wurde im Norden ein rasches Wirtschaftswachstum angekurbelt. Während sich Eisenbahnen, Industrie und Handel ausweiteten, häuften ein paar Menschen riesige Vermögen an. Der wirtschaftliche Erfolg ließ diese Männer und ihre Unternehmen immer skrupelloser werden. Sie wurden als Robber Barons (Räuberbarone) bezeichnet, weil ihre rücksichtslosen Geschäftspraktiken darauf abzielten, Monopole zu schaffen und potentiellen Konkurrenten das Wasser abzugraben. Einer der berüchtigsten Räuberbarone war Cornelius Vanderbilt, der bekanntermaßen bemerkte: »Was schert mich das Gesetz? Habe ich nicht die Macht?«
    Ein anderer Robber Baron war John D. Rockefeller, der 1870 die Standard Oil Company gründete. Rasch schaltete er seine Konkurrenten in Cleveland aus und versuchte, die Beförderung von Öl und Ölprodukten sowie den Handel mit ihnen zu monopolisieren. Bis 1882 hatte er tatsächlich ein Riesenmonopol – einen Trust – geschaffen. 1890 kontrollierte Standard Oil 88 Prozent des raffinierten Öls in den Vereinigten Staaten, und 1916 wurde Rockefeller zum ersten Milliardär der Welt. Zeitgenössische Karikaturen zeigen Standard Oil als eine Krake, die nicht nur die Ölindustrie, sondern auch Washington umklammert.
    Fast so berüchtigt war John Pierpont Morgan, der Gründer des modernen Bankenkonglomerats J. P. Morgan, aus dem nach vielen Fusionen über Jahrzehnte hinweg schließlich JPMorgan Chase wurde. Zusammen mit Andrew Carnegie gründete Morgan 1901 den bei weitem größten Stahlkonzern der Welt, die U.S. Steel Company, das erste Unternehmen mit einem Kapitalwert von über 1 Milliarde Dollar.
    In den 1890er Jahren bildeten

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