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Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)

Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)

Titel: Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daron Acemoglu , James A. Robinson
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die monopolistischen Trusts zeigt, dass politische Institutionen, wenn sie inklusiv sind, infolge des Tugendkreises eine gegenläufige Kraft hervorbringen.
    Inklusive Wirtschaftsinstitutionen liefern die Grundlage, auf der inklusive politische Einrichtungen gedeihen können, die Abweichungen vom System ökonomischer Inklusivität einschränken. Die Entflechtungspolitik (das sogenannte Trust-Busting) in den Vereinigten Staaten veranschaulicht diesen Aspekt des Tugendkreises, der im Gegensatz zu den eingangs beschriebenen Entwicklungen in Mexiko steht. Während es in Mexiko kein politisches Organ gibt, das Carlos Slims Monopol einschränkt, sind der Sherman und der Clayton Act in den Vereinigten Staaten im vergangenen Jahrhundert wiederholt herangezogen worden, um Trusts, Monopole und Kartelle zu zerschlagen und die Inklusivität der Märkte sicherzustellen.
    Die Erfahrung der USA in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zeigt auch die bedeutende Rolle der freien Medien, wenn es darum geht, breite Bevölkerungsschichten und damit den Tugendkreis zu bestärken. Im Jahr 1906 prägte Roosevelt den Begriff »Muckraker« nach einer literarischen Gestalt – dem Mann mit der Mistgabel in John Bunyans Pilgerreise  – zur Bezeichnung von Enthüllungsjournalisten. Der Begriff wurde bald auf Journalisten bezogen, welche die Exzesse der Robber Barons sowie die Korruption in der Orts- und Bundespolitik bloßstellten.
    Die wohl berühmteste Vertreterin der Muckraker war Ida Tarbell. Ihr 1904 erschienenes Buch The History of the Standard Oil Company war maßgeblich daran beteiligt, die öffentliche Meinung gegen Rockefeller und seine Geschäftsinteressen aufzubringen, was im Jahr 1911, wie erwähnt, zur Zerschlagung von Standard Oil führte. Ein anderer einflussreicher Muckraker war der Anwalt und Autor Louis Brandeis, der später von Präsident Wilson zum Richter am Supreme Court ernannt werden sollte. Brandeis beschrieb in seinem Buch Other People’s Money And How Bankers Use It eine Reihe von Finanzskandalen und tat sich im Pujo-Komitee hervor. Der Zeitungsmagnat William Randolph Hearst war ebenfalls ein prominenter Muckraker. Er veröffentlichte 1906 in seiner Zeitschrift The Cosmopolitan eine Reihe von Artikeln des Journalisten David Graham Phillips unter dem Titel »The Treason of the Senate«. Dadurch beflügelte er die Kampagne zur Einführung von Direktwahlen für den Senat, eine weitere entscheidende Reform der Progressiven, die 1913 durch die Siebzehnte Verfassungsänderung zustande kam.
    Die Muckraker spielten eine wesentliche Rolle bei der Einflussnahme auf Politiker, damit diese gegen die Trusts vorgingen. Die Räuberbarone hassten die Muckraker, doch die politischen Institutionen der Vereinigten Staaten machten es unmöglich, die Journalisten zum Schweigen zu bringen. Inklusive politische Institutionen erlauben den freien Medien, sich zu entfalten, und diese sorgen dafür, dass Bedrohungen inklusiver wirtschaftlicher und politischer Institutionen weithin bekannt werden und auf Gegenwehr stoßen. Solche Freiheit ist unter extraktiven politischen Institutionen, unter dem Absolutismus oder unter Diktaturen undenkbar, denn extraktive Regime verhindern von vornherein, dass eine ernstzunehmende Opposition entstehen kann. Die Informationen, welche die freien Medien lieferten, waren in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in den Vereinigten Staaten offensichtlich von größter Bedeutung. Ohne sie hätte die US-Öffentlichkeit nicht genug über das wahre Ausmaß der Macht sowie über die Machtmissbräuche der Räuberbarone erfahren und wäre nicht zu Aktionen gegen die Trusts mobilisiert worden.

Die Richterernennungen
    Franklin D. Roosevelt, der Kandidat der Demokratischen Partei und Cousin von Teddy Roosevelt, wurde 1932 mitten in der Weltwirtschaftskrise zum Präsidenten gewählt. Er gelangte mit dem Wählerauftrag an die Macht, eine Reihe ehrgeiziger Maßnahmen zur Bekämpfung der Krise durchzusetzen. Zur Zeit seiner Amtseinführung Anfang 1933 war ein Viertel der Arbeitnehmer erwerbslos und in vielen Fällen verarmt. Die Industrieproduktion war seit dem Beginn der Krise im Jahr 1929 um die Hälfte eingebrochen, und niemand wollte noch investieren. Die von Roosevelt vorgeschlagenen Pläne zur Bewältigung der Situation wurden als New Deal bekannt. Er hatte mit 57 Prozent der Stimmen einen deutlichen Sieg errungen, und die Demokratische Partei hatte sowohl im Kongress als auch im Senat die Mehrheit, was ihr

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