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Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)

Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)

Titel: Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daron Acemoglu , James A. Robinson
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Robert Bates untersuchte in den 1980er Jahren, weshalb die afrikanische Landwirtschaft so unproduktiv war, obwohl sie nach den Lehrbüchern der dynamischste ökonomische Sektor hätte sein müssen. Er sah ein, dass dies nichts mit der geographischen Lage oder den anderen im zweiten Kapitel erörterten Faktoren zu tun hatte, sondern die Ursache vielmehr darin bestand, dass die Preispolitik der Wirtschaftsverbände den Bauern jegliche Motivation raubte, in ihr Land zu investieren, Düngemittel zu verwenden und den Boden zu schonen.
    Die Aktionen der Wirtschaftsverbände waren deshalb so ungünstig für die ländliche Bevölkerung, weil diese keine politische Macht besaßen. Zudem wurden die Grundbesitzverhältnisse noch unsicherer, was die Investitionsanreize weiter schwächte. In Sierra Leone herrschen die Paramount Chiefs fast uneingeschränkt. Obwohl Familien, Clans und Dynastien Nutzungsrechte an Grund und Boden haben, entscheiden letztlich die Chiefs darüber, wer wo landwirtschaftlich arbeiten darf. Nur die Grundstücksrechte der Bauern, die mit dem Chief etwa durch Familienbeziehungen verbunden sind, gelten als sicher. Land darf nicht gekauft oder verkauft oder als Sicherheit für einen Kredit beliehen werden. Und wenn man außerhalb einer Chieftaincy geboren wurde, darf man keine Dauerkulturen wie Kaffee, Kakao oder Palmen anpflanzen, damit keine »faktischen« Eigentumsrechte entstehen.
    Der Kontrast zwischen den extraktiven Institutionen, welche die Briten in Sierra Leone entwickelten, und den inklusiven Systemen, die sich in anderen Kolonien, etwa Australien, herausbildeten, ist am Umgang mit den Bodenschätzen zu erkennen. Im Januar 1930 entdeckte man in Kono im Osten von Sierra Leone alluviale Diamanten. Sie befanden sich also nicht in tiefen Bergwerken, sondern in angeschwemmten Erdschichten, und die Hauptmethode des Abbaus bestand darin, sie in Flüssen zu schürfen. Manche Sozialwissenschaftler sprechen in solchen Fällen von »demokratischen Diamanten«, weil sie vielen Menschen den Abbau ermöglichen und damit potentiell inklusive Gelegenheiten schaffen. Nicht jedoch in Sierra Leone.
    Die britische Regierung ignorierte den demokratischen Charakter des Diamantenschürfens, richtete ein Monopol für das gesamte Protektorat ein, nannte es Sierra Leone Selection Trust und übergab es dem gigantischen südafrikanischen Diamantminenbetreiber De Beers. 1936 erhielt De Beers zudem das Recht, die Diamond Protection Force zu gründen, eine Privatarmee, die größer werden sollte als jene der Kolonialregierung in Sierra Leone. Trotzdem entstand durch die allgemeine Zugänglichkeit der alluvialen Diamanten eine schwierige Situation für die Polizei. In den 1950er Jahren wurde die Diamond Protection Force von Tausenden illegaler Diamantensucher überwältigt, wodurch massive Konflikte und Chaos entstanden. 1955 gewährte die britische Regierung lizenzierten Gräbern außerhalb des Sierra Leone Selection Trust Zutritt zu einigen der Diamantenfelder, wobei De Beers die üppigsten Vorkommen in Yengema, Koidu und Tongo Field weiterhin für sich behielt.
    Nach der Unabhängigkeit verschlechterten sich die Dinge. 1970 verstaatlichte Siaka Stevens den Sierra Leone Selection Trust und überführte ihn in die National Diamond Mining Company (Sierra Leone) Limited, an der die Regierung, also Stevens, einen Anteil von 51 Prozent besaß. Dies war der erste Schritt seines Planes, die gesamte Diamantenförderung im Land an sich zu bringen.
    Im Australien des 19. Jahrhunderts ging es nicht um Diamanten, sondern um Goldvorkommen, die 1851 in New South Wales und dem neu geschaffenen Staat Victoria entdeckt wurden. Wie die Diamanten in Sierra Leone war das Gold in Australien alluvial, und man musste eine Entscheidung darüber treffen, wie dieses Schwemmgold am besten zu fördern sei. Manche, etwa James Macarthur, der Sohn von John Macarthur, dem prominenten Anführer der Squatter, schlugen vor, die Bergbaugebiete zu umzäunen und die Monopolrechte zu versteigern. Sie strebten nach einer australischen Version des Sierra Leone Selection Trust. Viele Australier wünschten sich jedoch freien Zugang zu den Goldrevieren. Das inklusive Modell setzte sich durch, und statt ein Monopol einzurichten, gestatteten die australischen Behörden allen gegen eine jährliche Gebühr, nach Gold zu suchen. Bald wurden die Digger, wie man diese Abenteurer nannte, zu einflussreichen Kräften in der australischen Politik, besonders in Victoria. Sie

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