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Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)

Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)

Titel: Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daron Acemoglu , James A. Robinson
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20000 Dollar oder mehr. Hier finden wir die üblichen Verdächtigen: Nordamerika, Westeuropa, Australasien und Japan.
    Ein weiteres interessantes Muster lässt sich auf dem amerikanischen Doppelkontinent ausmachen. Auf einer Reichtumsskala stehen die Vereinigten Staaten und Kanada auf den ersten Plätzen, gefolgt von Chile, Argentinien, Brasilien, Mexiko, Uruguay und vielleicht auch – je nach Ölpreis – Venezuela. Dann kommen Kolumbien, die Dominikanische Republik, Ecuador und Peru. Am unteren Ende befindet sich eine ebenfalls ausgeprägte, viel ärmere Gruppe aus Bolivien, Guatemala und Paraguay. Vor fünfzig Jahren war diese Rangliste die gleiche, und vor hundert und vor hundertfünfzig Jahren ebenfalls. Es lässt sich also feststellen, dass nicht nur die Vereinigten Staaten und Kanada reicher sind als Lateinamerika, sondern dass wir es auch mit einer klaren und hartnäckig fortbestehenden Trennung zwischen den reichen und den armen Nationen innerhalb Lateinamerikas zu tun haben.
    Abschließend sei noch auf ein interessantes Muster im Nahen Osten verwiesen. Dort finden wir ölreiche Nationen wie Saudi-Arabien und Kuwait, deren Einkommensniveau dem unserer führenden Dreißig nahekommt. Doch wenn der Ölpreis fiele, würden sie rasch auf der Tabelle nach unten sinken. Nahöstliche Länder mit wenig oder ohne Öl, etwa Ägypten, Jordanien und Syrien, gruppieren sich um ein ähnliches Einkommensniveau, wie es Guatemala oder Peru aufweisen. Ohne Ölvorkommen sind die nahöstlichen Länder ausnahmslos arm, wenn auch, wie die Länder in Zentralamerika und in den Anden, nicht so bedürftig wie jene im subsaharischen Afrika.

Karte 3: Weltweiter Wohlstand im Jahr 2008   
    Die heutigen Wohlstandsmuster halten sich zwar sehr beharrlich, aber sie sind nicht unwandelbar. Zum einen ist der größte Teil der gegenwärtigen Weltungleichheit, wie bereits betont, seit dem späten 18. Jahrhundert im Gefolge der Industriellen Revolution entstanden. Noch in der Mitte des 18. Jahrhunderts war das Wohlstandsgefälle viel geringer, und auch die Rangfolge, die seitdem so stabil gewesen ist, sah davor, wenn wir weit genug zurückblicken, anders aus. In den Amerikas zum Beispiel unterscheidet sich das Ranking der letzten hundertfünfzig Jahre radikal von dem vor fünfhundert Jahren. Auch haben viele heutige Staaten mehrere Jahrzehnte raschen Wachstums hinter sich, darunter manche Staaten in Ostasien seit dem Zweiten Weltkrieg und, in jüngerer Vergangenheit, China. In etlichen hat sich der Prozess jedoch umgekehrt. Beispielsweise wuchs Argentinien bis 1920 fünf Jahrzehnte lang zügig und wurde zu einem der reichsten Länder der Welt, bevor es eine langjährige Talfahrt antrat. Die Sowjetunion ist noch nennenswerter, denn sie wuchs zwischen 1930 und 1970 stürmisch, um dann einem raschen Kollaps zu erliegen.
    Wie erklären sich diese bedeutenden Wohlstandsunterschiede und die Wachstumsmuster? Warum begannen die westeuropäischen Nationen und ihre kolonialen, mit Siedlern bestückten Ableger, im 19. Jahrhundert fast unaufhaltsam zu wachsen? Wie erklärt sich die beharrliche Rangliste der Ungleichheit innerhalb der Amerikas? Warum konnten subsaharische afrikanische und nahöstliche Staaten nicht das in Westeuropa zu beobachtende Wirtschaftswachstum erreichen, während sich zahlreiche ostasiatische Länder mit halsbrecherischer Geschwindigkeit entwickelten?
    Man könnte glauben, dass es, da die Weltungleichheit so immens und folgenreich ist und so ausgeprägte Muster aufweist, eine allgemein akzeptierte Erklärung dafür gibt. Das ist nicht der Fall. Die meisten Hypothesen, die Sozialwissenschaftler zu den Ursachen von Armut und Wohlstand vorlegen, treffen nicht zu und können die Lage der Dinge nicht überzeugend erklären.

Die Geographie-Hypothese
    Eine weithin akzeptierte Theorie über die Gründe der Weltungleichheit ist die Geographie-Hypothese, der zufolge die große Kluft zwischen reichen und armen Ländern durch geographische Faktoren geschaffen wird. Viele arme Staaten, nämlich jene in Afrika, Zentralamerika und Südasien, liegen zwischen dem nördlichen und dem südlichen Wendekreis. Reiche Staaten dagegen befinden sich zumeist in gemäßigten Breiten. Diese räumliche Konzentration von Armut und Wohlstand lässt die Geographie-Hypothese, die den Ausgangspunkt für die Theorien und Ansichten zahlreicher Sozialwissenschaftler und anderer Experten bildet, auf den ersten Blick attraktiv erscheinen. Dadurch wird sie

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