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Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)

Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition)

Titel: Warum Nationen scheitern: Die Ursprünge von Macht, Wohlstand und Armut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daron Acemoglu , James A. Robinson
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südafrikanische Region am dünnsten besiedelt und am weitesten von entwickelten Staaten mit einer gewissen Kontrolle über ihre Territorien entfernt. Gleichwohl ist Südafrika heute einer der reichsten Staaten im subsaharischen Teil des Kontinents. Auch in fernerer Vergangenheit findet man großen Wohlstand in den Tropen. Dort gediehen einige der bedeutenden vormodernen Kulturen, beispielsweise Angkor im heutigen Kambodscha, Vijayanagara in Südindien oder Axum in Äthiopien; ferner die bedeutenden Industal-Kulturen Mohenjo-Daro und Harappa im jetzigen Pakistan. Die Geschichte lässt also wenig Zweifel daran, dass es keine geradlinige Verbindung zwischen einer tropischen Lage und wirtschaftlichem Erfolg gibt.
    Zwar erzeugen Tropenkrankheiten in Afrika viel Leid und bewirken eine hohe Säuglingssterblichkeit, doch sie sind nicht der Grund für die dortige Armut. Vielmehr sind Krankheiten überwiegend eine Folge der Armut und der Unfähigkeit oder des Widerwillens von Regierungen, öffentliche Gesundheitsmaßnahmen zu ihrer Bekämpfung einzuleiten. England war im 18. Jahrhundert ebenfalls ein sehr ungesunder Staat, aber die Regierung investierte schrittweise in sauberes Wasser, in die Abwasserklärung und schließlich in eine effektive Krankenversorgung. Die bessere Gesundheit und die höhere Lebenserwartung waren nicht die Ursache des englischen Wirtschaftserfolgs, sondern sie verdankten sich vielmehr den vorherigen politischen und wirtschaftlichen Veränderungen. Das Gleiche gilt für Nogales, Arizona.
    Die Geographie-Hypothese besagt außerdem, die Tropen seien arm, weil die dortige Landwirtschaft ihrem Wesen nach unproduktiv sei. Es heißt, tropische Böden seien dünn und nicht geeignet, Nährstoffe zu speichern, und würden bei einer landwirtschaftlichen Nutzung zudem rasch durch Wolkenbrüche erodiert. Dieses Argument hat gewiss einiges für sich, aber wir werden nachweisen, dass der ausschlaggebende Faktor dafür, dass die Agrarproduktivität – der landwirtschaftliche Ertrag pro Morgen – in vielen armen Ländern, insbesondere im subsaharischen Afrika, so niedrig ist, wenig mit den Bodenverhältnissen zu tun hat. Vielmehr sind die von den Regierungen und Institutionen für die Bauern geschaffenen Eigentumssysteme und Anreize hierfür verantwortlich. Wir werden außerdem aufzeigen, dass die Weltungleichheit gar nicht durch Unterschiede in der landwirtschaftlichen Produktivität zu erklären ist. Die große Ungleichheit in der modernen Welt, die im 19. Jahrhundert entstand, wurde durch die uneinheitliche Verteilung der industriellen Techniken und Fertigungsstätten verursacht, nicht durch unterschiedliche Agrarerträge.
    Eine weitere einflussreiche Version der Geographie-Hypothese wird von dem Ökologen und Evolutionsbiologen Jared Diamond vertreten. Er führt aus, dass die Ursprünge der interkontinentalen Ungleichheit zu Beginn der Neuzeit, vor fünfhundert Jahren, auf der unterschiedlichen, historisch bedingten Ausstattung mit Pflanzen- und Tierarten beruhe, welche später die landwirtschaftliche Produktivität beeinflusst hätten. In einigen Gegenden, zum Beispiel im Fruchtbaren Halbmond im heutigen Nahen Osten, habe es zahlreiche Arten gegeben, welche die Menschen domestizieren konnten. Anderswo, beispielsweise in Amerika, sei dies nicht der Fall gewesen. Die Existenz vieler Arten, die sich zur Domestizierung anboten, habe es sehr attraktiv für Gesellschaften werden lassen, den Übergang von einem Jäger-und-Sammler- zu einem bäuerlichen Leben zu vollziehen. Dadurch habe sich die Landwirtschaft im Fruchtbaren Halbmond früher als in Amerika entwickelt. Die Bevölkerungsdichte sei gestiegen und habe Arbeitsteilung, Handel, Urbanisierung und politischen Fortschritt ermöglicht. Entscheidend dabei sei, dass es in Gegenden, in denen der Ackerbau dominierte, viel zügiger zu technologischen Neuerungen gekommen sei als in anderen Teilen der Welt. Die unterschiedliche Verfügbarkeit von Tier- und Pflanzenarten führte daher laut Diamond zu einer unterschiedlich intensiven Landwirtschaft, wodurch auf den Kontinenten differierende Wege zu technologischem Wandel und Wohlstand entstanden seien.
    Obwohl Diamonds These einen plausiblen Ansatz zur Zusammensetzung des von ihm betrachteten Puzzles liefert, bietet sie keine Erklärung für die heutige Weltungleichheit. Beispielsweise argumentiert Diamond, dass die Spanier wegen ihrer längeren Agrargeschichte und ihrer deshalb überlegenen Verfahren fähig gewesen

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