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Warum so scheu, MyLady

Warum so scheu, MyLady

Titel: Warum so scheu, MyLady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Elizabeth Cree
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getan? Wäre er bloß seiner inneren Stimme gefolgt und Sarah Chandler aus dem Weg gegangen. Doch dann würde Blanton ihr am nächsten Morgen einen Antrag machen. Er stellte die Karaffe wieder ab. Plötzlich verging ihm die Lust auf einen zweiten Brandy.

3. KAPITEL
    S arah versuchte eine Scheibe Toast hinunterzuwürgen, gab es schließlich auf und sank ins Kissen zurück. Normalerweise freute sie sich an einem so schönen, sonnigen Morgen auf die nächsten Stunden, die sie im wundervollen Garten von Monteville House verbringen würde, um zu malen oder zu zeichnen.
    Aber an diesem Tag hätte sie sich am liebsten unter der Decke verkrochen oder die Zeit zurückgedreht. Dann könnte sie Kopfschmerzen vorschützen, damit sie den Henslowe-Ball nicht besuchen müsste – ganz egal, ob sich ihre Tante Penelope, Lady Henslowe, aufregen würde oder die St. Clairs beleidigt wären. Zumindest hätte sie sich an diesem Morgen nicht an die Ereignisse des vergangenen Abends erinnern müssen, mit dem Gefühl, ein böser Traum wäre Wirklichkeit geworden. Lady Henslowes sichtliches Entsetzen, Lord Henslowes Drohungen, die kühle Miene des Großvaters und – am allerschlimmsten – Lord Huntingtons eisiger Blick …
    Im Vergleich dazu erschienen ihr sogar Cedric Blantons Liebeserklärung und sein widerwärtiger Kuss eher harmlos. Bis jetzt hatte sie noch keine Gelegenheit gefunden, mit ihrem Großvater zu sprechen. Lady Henslowe hatte sie nach dem Zwischenfall in einen kleinen Salon geführt und war davongeeilt, um ein Dienstmädchen zu holen. Wenig später erschien Sarahs Tante Helen, Lady Omberley, mit Amelia im Schlepptau und verkündete, sie alle müssten das Haus sofort verlassen. John, Amelias Mann, wurde vom Spieltisch geholt und beauftragt, die Damen nach Hause zu bringen. Wenn er auch kein Wort über die unerfreuliche Angelegenheit verlor – sein grimmiges Gesicht sprach Bände. Während der Fahrt fand Sarah das drückende Schweigen viel schrecklicher, als wenn die Verwandten ihr bittere Vorwürfe gemacht hätten.
    Erst als sie im Bett lag, fragte Amelia besorgt: “Alles in Ordnung? Ich will deine Nerven nicht strapazieren – aber was ist passiert? Mama und ich hatten das Dinner gerade beendet, als Tante Penelope uns zu sich bat. Völlig außer sich, fast hysterisch beklagte sie sich über Schlangen an ihrem Busen und erklärte, wir müssten uns sofort um dich kümmern, weil Lord Huntington dich zu verführen versucht habe. Dann ließ Großvater uns ausrichten, wir sollten dich nach Hause bringen.” Von plötzlicher Wut erfasst, stieß sie hervor: “Wenn Huntington dir was angetan hat, fordere ich ihn selber zum Duell!”
    “Nein, er … hat nichts verbrochen.” Und mich gerettet, ergänzte Sarah in Gedanken. “Er versuchte mir zu helfen. Als Lord und Lady Henslowe in den Garten kamen, öffnete er gerade meine Brosche, mit der ich einen Riss in meinem Kleid zusammenstecken wollte.”
    “Wieso ist es zerrissen? Und warum warst du mit Huntington im Garten?”
    “Ich ging allein hinaus, und Cedric Blanton folgte mir. O Gott, welchen Unsinn er geredet hat … Ich sei eine Vision im Mondlicht. Das mochte ich mir nicht länger anhören und sagte, ich müsste ins Haus zurückkehren. Plötzlich packte er mein Handgelenk – und küsste mich.” Beschämt wich Sarah dem Blick ihrer Kusine aus.
    “Oh, wie schrecklich!”
    Schaudernd erinnerte sich Sarah an den seltsamen Ausdruck in Blantons Augen. Beinahe hatte sie gefürchtet, er könnte ihr Gewalt antun. Glücklicherweise war Huntington gerade noch rechtzeitig aufgetaucht. “Er wollte mich nicht loslassen. Als ich mich aus seinen Armen befreite, zerriss er mein Kleid. Und dann kam Huntington in den Garten. Blanton behauptete, ich sei seine Verlobte, weil er hoffte, Lord Huntington würde aus lauter Rachsucht überall ausposaunen, mein Ruf sei ruiniert, und ich müsste meinen Verführer heiraten. Aber Huntington versicherte, er würde schweigen, und Blanton verschwand. Huntington öffnete meine Brosche – und im selben Augenblick erschienen die Henslowes.”
    “O Sarah …”
    “Lord Henslowe fragte, ob eine Verlobung stattfinden würde, was Huntington bejahte. Natürlich protestierte ich.”
    “Hast du denn eine Wahl? Wenn sich das alles herumspricht!”
    “Warum sollte es? Außer den Henslowes, dir, Tante Helen und Großvater weiß niemand Bescheid. Und sobald ich Großvater alles erklärt habe …”
    “Leider ist es zu spät”, seufzte Amelia. “Tante

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