Warum Tee im Flugzeug nicht schmeckt und Wolken nicht vom Himmel fallen: Eine Flugreise in die Welt des Wissens (German Edition)
zählen.)
Stellen Sie Ihre Uhr bereits auf die Zeit am Zielort um, sobald Sie an Bord kommen, und richten Sie sich danach. Versuchen Sie, so weit wie möglich das zu tun, was Sie normalerweise bis zur Ankunftszeit tun würden. Das heißt, wenn Sie morgens landen, sollten Sie versuchen, vor dem Eintreffen mindestens sechs Stunden zu schlafen. Landen Sie abends, sollten Sie die acht Stunden zuvor möglichst wach bleiben. Halten Sie sich nach der Ankunft weiterhin an diesen Rhythmus. Wenn es nach der Ortszeit nicht der Zeitpunkt ist, zu dem Sie ein Nickerchen machen, sollten Sie auch keines zulassen.
Das Hauptproblem im Flugzeug ist, dass Sie vielleicht die Essenszeiten verpassen – richten Sie sich aber trotzdem so weit wie möglich nach den Zeiten an Ihrem Bestimmungsort. Wenn das bedeutet, dass Sie auf das angebotene Essen verzichten müssen, sollten Sie der Versuchung, es in sich hineinzuschaufeln, widerstehen. Wenn Sie Economy fliegen, versäumen Sie wahrscheinlich sowieso nicht viel. Und wenn Ihr Platz teurer war, sollten die Flugbegleiter flexibel genug sein, Ihnen das Essen zu bringen, wenn Sie es wollen, und nicht, wenn es der Zeitplan vorsieht.
Ehrlich gesagt ist es sowieso am besten, im Flugzeug nicht allzu viel zu essen – und wie gesagt auf Alkohol und Koffein zu verzichten. Ist es dann bei Ihrer Ankunft Tag, sollten Sie einen kleinen Spaziergang machen – Bewegung hilft, dem Jetlag beizukommen. Sorgen Sie dafür, dass Sie Ihre Mahlzeiten zu den lokalen Essenszeiten einnehmen, nicht nach dem Rhythmus, der für Ihren Abflugort gilt.
Zuflucht zu Medikamenten
Es gibt eine Reihe von Studien zum Nutzen des Anti-Jetlag-Wirkstoffs Melatonin, für den Sie vielleicht Werbung im Internet gefunden haben. Es heißt, dieses Zirbeldrüsenhormon könne das Gehirn täuschen, damit es die Auswirkungen des Zeitzonenwechsels ignoriert. Untersuchungen der Universität Heidelberg haben gezeigt, dass sich der Melatoninspiegel im Körper bei Langstreckenflügen verändert – und zwischen Melatoninspiegel und Schlafvermögen besteht ein direkter Zusammenhang. Es ist aber eher fraglich, ob Melatonin als »Heilmittel« für den Jetlag verschrieben werden sollte. (Bedenken Sie, dass ein Jetlag keine Krankheit ist.) Die britische Medizinzeitschrift The Lancet berichtet dazu:
Der offenkundige Nutzen [von Melatonin] beim Abmildern der Jetlag-Symptome könnte auf einige unklare psychotrope Wirkungen zurückzuführen sein, aber genau die könnten unerwünscht sein, insbesondere, wenn sie Tagfunktionen verändern … Melatonin hemmt möglicherweise die geschlechtliche Entwicklung bei Ratten und könnte eine Regression der Keimdrüsen bei Wühlmäusen herbeiführen. Auch beim Menschen hat es Auswirkungen auf endokrine Drüsen. Diese Auswirkungen darf man nicht leichtfertig abtun.
Damit das Melatonin überhaupt wirken kann, muss man ein rigides Zeitschema bei der Einnahme rund um den Flugtermin einhalten. Macht man dabei einen Fehler, verschlimmert der Wirkstoff den Jetlag, statt ihn abzumildern. Bedenklicher sind, wie bei allen Hormonbehandlungen, mögliche Nebenwirkungen. Stellt man dem dienicht-invasive Methode wie die vorgeschlagene zeitliche Anpassung von Mahlzeiten und Schlaf gegenüber, erscheint die Einnahme von Melatonin vorsichtig ausgedrückt ziemlich zweifelhaft.
Zumindest gibt es Hinweise, dass Melatonin eine Wirkung hat – auch wenn die möglichen Nebenwirkungen schlimmer als das ursprüngliche Problem sind. Andere Vorschläge, gegen den Jetlag anzugehen, bauen im Vergleich dazu allein darauf, den Körper zu täuschen. Es existiert eine ganze Palette von alternativen Therapien und exotischen Behandlungen. Manche schließen einen komplizierten Speiseplan mit tagelangem Fasten und Schlemmen vor dem Flug ein. Bei anderen sollen grelle Lampen, denen sich der Reisende aussetzt, seinen natürlichen Rhythmus durcheinanderbringen. Die vielleicht einzigen Therapien, die eine Überlegung wert sind, sind Aromatherapie und Homöopathie.
Beide haben keinerlei Auswirkungen auf den Körper. (Das überrascht nicht, denn homöopathische Mittel enthalten üblicherweise nichts von den aktiven Wirkstoffen, die auf der Flasche angegeben sind.) Aber sie sind gut, um den Placebo-Effekt zu stimulieren. Das geschieht, wenn Ihr Gehirn glaubt, dass etwas von Nutzen ist, und natürliche Stoffe im Körper freisetzt, die tatsächlich wirken können. Solche Placebo-Mittel können als Ergänzung zur simplen Schlaf- und Wasser-Methode
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