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Warum Tee im Flugzeug nicht schmeckt und Wolken nicht vom Himmel fallen: Eine Flugreise in die Welt des Wissens (German Edition)

Warum Tee im Flugzeug nicht schmeckt und Wolken nicht vom Himmel fallen: Eine Flugreise in die Welt des Wissens (German Edition)

Titel: Warum Tee im Flugzeug nicht schmeckt und Wolken nicht vom Himmel fallen: Eine Flugreise in die Welt des Wissens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Clegg
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Objekt? Das weiter entfernte Objekt scheint sich während des Flugs im Verhältnis zu der fixierten Stelle vorwärts zu bewegen, während der nähere Punkt eine Rückwärtsbewegung macht.
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    Da Ihre Augen die Welt aus unterschiedlichen Blickwinkeln sehen – was Voraussetzung für das räumliche Sehen ist –, liefert uns ein Wechsel zwischen den Augen zwei verschiedene Blickwinkel. Je weiter entfernt ein Gegenstand ist, desto weniger bewegt er sich, wenn wir den Winkel verändern, daher scheint sich Ihr Finger vor dem Hintergrund zu verschieben. Ziehen Sie in Gedanken eine Linie von Ihrem linken Auge zu einem weit entfernten Objekt. Und stellen Sie sich nun vor, wie sich diese Linie bewegt, wenn Sie sie zu Ihrem rechten Auge verschieben. In der Nähe Ihrer Augen überstreicht die Linie dabei eine größere Fläche als in der Ferne. Bei den näheren Wolken ist das ähnlich. Sie durchlaufen in derselben Zeit einen viel größeren Winkel, daher schießen sie anscheinend vorbei, während die weiter entfernten sich kaum bewegen.
    Nehmen Sie dasselbe Bild von einer Linie zwischen Ihnen und einem weit entfernten Punkt und führen Sie die Linie auf die mittlere Distanz, auf die Sie sich im zweiten Teil des Experiments fixiert haben. Wenn Sie nun den Blickwinkel vom linken auf das rechte Auge verlagern, erscheint das entfernte Objekt vor ihrer Linie. Im Verhältnis zur mittleren Distanz bewegt es sich scheinbar vorwärts, obwohl es im Verhältnis zum Flugzeug nach wie vor rückwärts wandert. Objekte, die näher als die mittlere Distanz liegen, sind hinter der Linie zu sehen – sie bewegen sich im Verhältnis zur Mitte nach hinten. In Wahrheit bewegen sich diese Objekte außerhalb des Flugzeugs nicht gegeneinander. Allein Ihr wechselnder Blickwinkel lässt sie das scheinbar tun.

Relativ interessant
    Wenn sich etwas im Verhältnis zu etwas anderem wirklich bewegt, wie Sie sich im Verhältnis zu allen Objekten vor dem Flugzeugfenster bewegen (abgesehen von den Teilen, die sich am Flugzeug befinden, etwa den Flügeln), bezeichnet man die Auswirkung dieser Bewegung als Relativität. Wenn Sie nicht mit einem Billigflieger unterwegs sind, wurden Ihnen mittlerweile wohl ein paar Erfrischungen serviert, die eine gute Gelegenheit bieten, Relativität in der Flugzeugkabine zu erfahren.
    »Eine Stunde mit einem hübschen Mädchen vergeht für einen Mann wie eine Minute, aber eine Minute auf einem heißen Ofen scheint länger als eine Stunde zu dauern. Das ist Relativität«, lautet ein berühmter Satz von Einstein zurErklärung einer Form von Relativität. Sitzt im Flugzeug jemand neben Ihnen, haben Sie vielleicht die beiden Extreme kennengelernt – die Zeit vergeht buchstäblich wie im Fluge, während Sie etwas trinken und mit einem angenehmen Nachbarn plaudern, oder sie dehnt sich endlos, weil Sie neben einem Langweiler eingeklemmt sind.
    Einstein bezeichnete diesen Effekt scherzhaft als Relativität, in Wahrheit beschrieb er die subjektive Zeit – unsere Wahrnehmung von Zeit, die sich erheblich vom gleichförmigen Ticken der Uhr, das die objektive, wissenschaftliche Zeit misst, unterscheiden kann. Das ist die Zeit des Wasserkessels, der nie kocht, wenn man darauf wartet. Doch auch die echte physikalische Version der Relativität kann man vom Flugzeugsitz auf vielfältige Weise beobachten.

Galileos großartiger Einfall
    Auch wenn wir sofort an Einstein denken, wenn der Begriff Relativität fällt, erfunden hat er die Vorstellung nicht. Galileo war es, der die modernen Grundlagen der Relativität in den 1630er Jahren entwickelt und seine Zeitgenossen in großes Erstaunen versetzt hat.
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Experiment – Treibeis
    Sie benötigen ein kaltes Getränk mit einem Eiswürfel darin. Stellen Sie das Glas auf Ihren Tisch und beobachten Sie das Eis. Wenn es möglich ist, sollten Sie schauen, was beim ruhigen, gleichmäßigen Flug passiert, was bei Turbulenzen und was, wenn die Maschine beschleunigt oder eine Kurve fliegt.
    Wenn die Maschine gleichmäßig ohne Tempozunahme fliegt, schwimmt das Eis bewegungslos, genau wie das am Boden der Fall wäre. Wenn die Maschine wirklich gleichförmig fliegt, könnten Sie bei geschlossenen Sichtblenden nicht erkennen, ob sie sich überhaupt bewegt. Sie könnten keine physikalischen Grundlagenexperimente im Flugzeug durchführen, die Ihnen sagen würden, dass Sie sich bewegen. Alles wurde sich absolut normal verhalten. Genau das war Galileos großartiger Einfall. Er nahm zwar ein Schiff mit

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