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Was allein das Herz erkennt (German Edition)

Was allein das Herz erkennt (German Edition)

Titel: Was allein das Herz erkennt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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bisschen einsam hier draußen auf dem Land, es gibt keine gleichaltrigen Mädchen, mit denen sie spielen könnte. Ich hätte Töchter statt Söhne zur Welt bringen sollen.«
    »Ich wusste, dass es deine Schuld ist«, sagte May augenzwinkernd. »Die Ärzte wollen sie im Juli wieder sehen. Sie möchten, dass ich das Traumtagebuch weiterführe.«
    »Diese Visionen, das wird sich auswachsen. Wirst schon sehen.«
    »Vielleicht wird sie ja später einmal Schauspielerin oder Schriftstellerin; wenn die ihrer Fantasie freien Lauf lassen, hat niemand etwas einzuwenden.«
    »Stimmt«, pflichtete Tobin ihr bei.
    In dem Augenblick kam die Brautgesellschaft auf sie zu und es war Zeit, an die Arbeit zurückzukehren. Dora Wilson, die künftige Braut, machte May mit allen bekannt: ihrer Mutter, ihrer beste Freundin Elizabeth Nichols und zwei langjährigen Freundinnen aus dem College.
    »May, würden Sie so nett sein und ihr Vernunft beibringen?«, rief Doras Mutter. »Sie hat sich in den Kopf gesetzt, an einem Freitagabend zu heiraten, und ich sage ihr immer wieder, dass das nicht geht. Die Hälfte der Verwandtschaft reist per Flugzeug von Cleveland an, und die andere Hälfte fährt von Baltimore aus mit dem Auto hierher. Eine stimmungsvolle Trauung am Nachmittag –«
    »Mutter«, die Stimme der Braut schwankte. »Ich will eine Trauung bei Kerzenschein. Das habe ich mir schon immer gewünscht. Ich –«
    »So was ist doch Schnee von gestern.« Mrs. Wilson winkte ungeduldig ab. »Einfach langweilig, so was hat man in den siebziger Jahren gemacht. Hast du etwa Angst vor dem Tageslicht? Ich verspreche dir, keine Menschenseele wird erraten, wie alt du bist. May hat eine erstklassige Visagistin an der Hand; ich habe mit eigenen Augen gesehen, dass sie bei Shelley Masters wahre Wunder gewirkt hat. Du hast es doch auch gesehen – und wir beide wissen, dass Shelley noch älter ist als du.«
    May warf Tobin einen kurzen Blick zu, dann trennten sie die Streithähne wie Streifenpolizisten, die schon lange ein gut eingespieltes Gespann bilden. Während sich Tobin um Mrs. Wilson kümmerte, nahm May Dora unter ihre Fittiche.
    Zu Beginn ihrer beruflichen Laufbahn hatte May gedacht, dass nur junge Frauen ihre Dienste in Anspruch nehmen würden, die unsicher hinsichtlich ihres eigenen Geschmacks waren. Stattdessen stellte sie fest, dass viele ihrer Kundinnen fünfunddreißig und älter waren und mit beiden Beinen fest im eigenen Berufsleben standen. Sie kamen mit Aktenköfferchen und Handy zur Tür herein. Dora Wilson, die heutige Braut, war einundvierzig. Eine Karrierefrau im Armani-Hosenanzug und Prada-Schuhen. Schnitt und Farbe ihrer Haare waren teuer, stammten von Jason in Silver Bay, und ihr Körper war durchtrainiert. Aber wie die meisten Neukundinnen – beinahe einhellig – richtete auch sie sich nach ihrer Mutter, wenn es um die wichtigen Fragen ging: Anzahl der geladenen Gäste, Hochzeit tagsüber oder abends, kirchliche Trauung oder nicht.
    »Ich glaube, dass sie Recht hat«, sagte Dora, als May zu ihr herüberkam. »Samstagnachmittag wäre besser. Praktischer.«
    »Nein. Sie befindet sich auf dem Holzweg«, entgegnete May und sah Dora in die Augen.
    »Aber meine Verwandten kommen von weither angereist –«
    »Trotzdem.« May erwiderte Doras Blick standhaft und weigerte sich, ihre Augen als Erste abzuwenden. Dora blinzelte, als versuche sie, sich einer Hypnose zu widersetzen. »Es ist Ihr Fest. Sie sind die Braut, Ihre Mutter hatte bereits ihre Chance, ihre Hochzeit nach eigenem Gutdünken zu gestalten. Und Sie haben ein Leben lang von einer Trauung bei Kerzenschein geträumt.«
    »Aber vielleicht war das ein Fehler. Je mehr ich darüber nachdenke –«
    May musterte Dora eindringlich. Heute trug sie Jeans und einen Pullover von L. L. Bean, marineblau mit Punkten, die Sternen glichen. »Wissen Sie, was meine Mutter mir in solchen Situationen empfohlen hat?«
    »Was?«
    »Nicht mehr, sondern weniger nachzudenken.«
    »Weniger? Meine Güte, es gibt unendlich viel zu bedenken, so viele Einzelheiten!« Doras Stimme wurde lauter. »Glauben Sie mir, wenn ich ein Haus verkaufe, sage ich dem potenziellen Käufer auch nicht, dass er weniger nachdenken soll – über den Vertrag, den Preis, bei der Besichtigung … und eine Hochzeit ist noch viel komplizierter!«
    »Lange nicht so kompliziert, Dora«, erwiderte May ruhig. Ihr selbst schwirrte bisweilen der Kopf vor lauter Sorge um Kylie, Erinnerungen an den Erhängten, die

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