Was auch geschehen mag: Schlossklinik Chefarzt Dr. Sturm (Heftromane für den Kindle) (German Edition)
ihr verlangen, einen Krüppel zu heiraten.«
»Dann hat er an ihr sicher nichts verloren«, erklärte Dr. E ichenborn.
»Vielleicht hat sie Angst gehabt, später einmal finanziell für ihn aufkommen zu müssen«, sagte Dr. Tina Hahn.
»Nein, das kann nicht der Grund gewesen sein, denn bei Herrn Rotenberg handelt es sich um den Besitzer der gleichnamigen Karlsruher Textilwerke«, erwiderte Prof. Sturm. »Seine Mutter schreibt nicht, ob seine Verlobte ebenfalls vermögend gewesen ist, aber es ist anzunehmen. Wenn wir Herrn Rotenberg aufnehmen, hätten wir also zwei Aufgaben. Erstens müßten wir versuchen, sein Bein zu retten, zweitens gegen seine Depressionen ankämpfen. Beides kann sich als gleich schwierig erweisen.«
Er öffnete einen großen, braunen Umschlag und reichte seinen Kollegen die Röntgenaufnahmen, die Herta Rotenberg mitg eschickt hatte. Fast zwanzig Minuten sprachen sie über mögliche Behandlungsarten.
»Ich halte den Fall nicht für aussichtslos«, sagte Dr. Clasen schließlich und gab Sturm die Röntgenaufnahmen zurück. »Wic htig ist natürlich, daß auch der Patient mitarbeitet.«
»Es liegt in unserer Hand, es zu erreichen«, meinte Frau Dr. Mayer, die Ernährungswissenschaftlerin. »Herr Rotenberg muß wieder erkennen, daß es sich lohnt zu leben.«
»Hoffen wir, daß es uns gelingen wird«, erwiderte der Professor und packte seine Unterlagen zusammen. »Somit hätten wir also alles besprochen. Ich werde nachher einen diesbezüglichen Brief an Frau Rotenberg diktieren. Wenn sie sich damit abfinden kann, daß wir eine Heilung nicht garantieren können, werden wir ihren Sohn bei uns aufnehmen.« Er erhob sich.
Nacheinander verließen die Ärzte das Arbeitszimmer des Pr ofessors, um in ihre eigenen Abteilungen hinaufzugehen. Werner Sturm wandte sich dem Büro des Verwaltungschefs zu. Er traf Herbert Fox am Fenster stehend an. »Guten Morgen, Herr Fox«, grüßte er und schloß die Tür hinter sich.
»Es ist schon fast Mittag«, bemerkte der Verwaltungschef. Mißmutig wies er in den Park. »Haben Sie schon mal diesem Be cker, der als Hilfe für Herrn Brause eingestellt worden ist, bei der Arbeit zugesehen? So wie er den Rasen mäht, bin ich schneller mit einer einfachen Küchenschere.« Aufseufzend wandte er sich seinem Schreibtisch zu. »Setzen Sie sich, Herr Professor. Wo drückt der Schuh?«
Dr. Sturm kämpfte gegen ein Schmunzeln an. Die Frage hatte so leidend geklungen, als würde Herbert Fox irgendeine Ford erung erwarten. Er nahm in einem Sessel Platz. »Pfarrer Engel hat mich am Freitagabend aufgesucht«, erzählte er. »Ein Stuttgarter Amtsbruder hat ihm wegen einer jungen Krankenschwester geschrieben, die dringend eine Stelle sucht. Schwester Isabelle hat die letzten eineinhalb Jahre in der Privatpflege gearbeitet.«
»Wie lange Berufserfahrung hat sie?« Fox setzte sich hinter seinen Schreibtisch.
»Sie hat mit achtzehn angefangen und ist jetzt vierundzwanzig«, erwiderte Werner Sturm. »Selbstverständlich brauchen wir gewisse Referenzen, bevor wir uns entscheiden«, fügte er hinzu. »So einfach, wie sich Pfarrer Engel das wahrscheinlich vorstellt, ist es leider nicht.«
»Ich bitte Sie, Herr Professor«, protestierte Herbert Fox e rwartungsgemäß. »Wenn Pfarrer Engel dieses Mädchen empfohlen hat, dann können wir uns auch auf sein Urteil verlassen. Und so knapp, wie wir zurzeit an Personal sind, kann ich nur sagen, je früher Schwester Isabelle bei uns anfängt, um so besser wird es sein. Vergessen Sie nicht, die optimale Versorgung unserer Patienten sollte für uns stets an erster Stelle stehen.«
Es fiel dem Professor schwer, nicht aufzulachen. Ausgerechnet Herbert Fox sagte so etwas, dabei knauserte er an allen Ecken und Enden. »Das ist für mich selbstverständlich, Herr Fox«, erwiderte er. »Ich werde also Herrn Engel sagen, daß sich Schwester Is abelle mit uns in Verbindung setzen soll.«
»Wenn Sie wollen, erledige ich das auch gern«, bot Herr Fox an.
Sturm winkte ab. »Nein, lassen Sie nur, Herr Fox«, meinte er. »Da Pfarrer Engel sich an mich gewandt hat, übernehme ich es.« Mit beiden Händen umfaßte er die Armlehne des Sessels. »Sind eigentlich schon Bewerbungen für die ausgeschriebenen Stellen eingegangen?«
»Erst drei.« Fox schlug auf einige Papiere, die links von ihm auf dem Schreibtisch lagen. »Keine der Schwestern kommt für uns in Frage.« Er richtete die Augen auf den Professor. »Es gibt noch etwas anderes, worüber ich mit Ihnen
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