Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)
überstiegen.
Schlag, schlag den großen Bambus!
Schlag, schlag, schlag den großen Bambus für mich!
Hastig setzte die Maschine ihre Gedächtnisspeicher und Computer in Betrieb, suchte nach der Kodebezeichnung für »Bambus« und bemühte sich, das Wort dem gültigen Kontext anzupassen.
Die Maschine belästigte den Mann erneut. »Instruktionen unklar. Instruktionen unklar. Bitte korrigieren.«
»Ruhe!«, sagte der Mann.
»Befehl undurchführbar«, erklärte die Maschine. »Bitte korrigieren und wiederholen, bitte korrigieren und wiederholen, bitte korrigieren und wiederholen.«
»Halt doch endlich deinen Mund«, sagte der Mann, aber er wusste, dass die Maschine seinem Befehl nicht nachkommen würde. Ohne sich weiter Gedanken darüber zu machen, wandte er sich der anderen Melodie zu und sang zweimal die ersten beiden Zeilen:
Elaine, mein Herz,
komm, heil den Schmerz!
Elaine, mein Herz,
komm, heil den Schmerz!
Wiederholung war der Maschine als Sicherung eingegeben worden, aufgrund der Überlegung, dass kein Wahrer Mensch einen Fehler wiederholen würde. Der Name »Elaine« besaß keinen korrekten Nummernkode, aber die doppelte Betonung schien eine Bestätigung für die Notwendigkeit, »Laientherapeut, weiblich« heranzuzüchten. Die Maschine registrierte, dass ein Wahrer Mensch das Problem bereinigt hatte, das ihm als Notfall gemeldet worden war.
»Akzeptiert«, bestätigte die Maschine.
Zu spät riss das Wort den Aufsichtsführenden aus seiner Versunkenheit. »Was ist akzeptiert?«, fragte er.
Er erhielt keine Antwort. Bis auf das Flüstern der warmen Luft, die von Ventilatoren bewegt wurde, gab es kein Geräusch.
Der Aufsichtsführende blickte aus dem Fenster. Er konnte ein Stück von dem blutig schwarzen Rot des Friedensplatzes von An-fang erkennen; dahinter lag der Ozean, unendlich schön und unendlich langweilig.
Er seufzte hoffnungsvoll. Er war jung. »Ich schätze, es spielt wohl keine Rolle«, sagte er sich und griff wieder nach seiner Gitarre.
(Siebenunddreißig Jahre später fand er heraus, dass es doch eine Rolle gespielt hatte. Lady Goroke selbst, eine der Obersten der Instrumentalität, entsandte einen Unterführer der Instrumentalität, um festzustellen, wer H’jeanne zum Leben verholfen hatte. Als der Mann herausfand, dass Elaine die Wurzel des Übels war, beauftragte Lady Goroke ihn, herauszufinden, wie Elaine in ein wohlgeordnetes Universum gelangen konnte. Man stieß auf den Aufsichtsführenden. Er war noch immer Musiker und erinnerte sich überhaupt nicht mehr an die Geschichte. Man hypnotisierte ihn. Noch immer erinnerte er sich an nichts. Der Unterführer rief einen Notfall aus und die Polizeidroge Vier, »Vollkommene Erinnerung«, wurde dem Musiker injiziert. Im selben Augenblick entsann dieser sich der läppischen Szene, aber er behauptete immer noch, es hätte alles keine Rolle gespielt. Die Angelegenheit wurde Lady Goroke vorgetragen, und sie wies die Behörden an, dem Musiker die ganze schreckliche, wundervolle Geschichte von H’jeanne auf Fomalhaut zu erzählen – genau die Geschichte, die jetzt hier vorgetragen wird –, und er weinte. Weiter wurde er nicht bestraft, doch Lady Goroke befahl, dass die Erinnerung daran für den Rest seines Lebens in seinem Gedächtnis bleiben sollte.)
Der Mann nahm seine Gitarre – und die Maschine fuhr mit ihrer Arbeit fort. Sie wählte einen befruchteten menschlichen Embryo aus, verlieh ihm den absonderlichen Namen »Elaine«, bestrahlte den genetischen Kode mit starken Anlagen zur Hexerei und vermerkte dann auf der Personalkarte, dass das Geschöpf in Medizin ausgebildet, mit einem Segelschiff nach Fomalhaut III transportiert und für den Dienst auf diesem Planeten freigestellt werden sollte.
Elaine wurde geboren, ohne gebraucht zu werden, ungewollt und ohne eine Fähigkeit, die irgendeinem existierenden menschlichen Wesen helfen oder Schaden zufügen konnte. Bereits verdammt und ohne jeden Nutzen begann sie ihr Leben.
Es ist nicht bemerkenswert, dass sie einer erbärmlichen Zukunft entgegensah. Fehler kamen vor. Bemerkenswert war allein die Tatsache, dass es ihr gelang, zu überleben, ohne verändert, korrigiert oder durch die Sicherheitsanlagen getötet zu werden, die die Menschheit zu ihrem eigenen Schutz in die Gesellschaftsordnung eingebaut hatte.
Ungewollt nutzlos durchlebte sie die eintönigen Monate und sinnlosen Jahre ihres Lebens. Sie war wohlgenährt, reich gekleidet, in verschiedenen Wohnungen untergebracht. Sie
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