Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)
Ihre Gedanken wurden von allen Erinnerungen an ihre Leistung befreit.
Schließlich erschien Loveduck vor den Lords der Instrumentalität. Er glaubte, auf dem goldenen Schiff gedient zu haben und erinnerte sich nicht an das, was er getan hatte. Er hatte den chronopathischen Idioten vergessen. Und auch sein kleines »Transportfahrzeug«. Tränen liefen ihm über das Gesicht, als ihm die Lords der Instrumentalität ihre höchsten Auszeichnungen verliehen und ihn mit einer ungeheuren Geldsumme entlohnten. Sie sagten: »Sie haben gut gedient und Sie sind entlassen. Der Segen und der Dank der Menschheit werden Ihnen für immer gewiss sein …«
Loveduck begab sich zurück auf seinen großen Landsitz und fragte sich immer wieder, ob sein Dienst wirklich so wertvoll gewesen war. Er fragte sich ebenfalls in den restlichen Jahrhunderten seines Lebens, wie ein Mensch – einer wie er – ein so gewaltiger Held sein konnte, ohne sich im Geringsten daran zu erinnern, wie er es dazu gebracht hatte.
IX
Auf einem weit entfernten Planeten wurden die Überlebenden eines von Raumsogs Kreuzern aus der Haft entlassen. Aufgrund genauer Befehle von der Erde hatte man ihre Erinnerungen verwirrt, so dass sie den Hergang der Niederlage nicht enthüllen konnten. Ein hartnäckiger Reporter allerdings ließ einen der Raumfahrer nicht in Ruhe.
Doch auch nach langen Stunden, in denen er viel getrunken hatte, war die Antwort des Überlebenden immer die gleiche:
»Golden war das Schiff – oh, so golden! Golden war das Schiff – oh, so golden!«
Die tote Lady von Clowntown
I
Ihr kennt bereits das Ende – das gewaltige Drama um Lord Jestocost, dem siebten seines Geschlechts, und wie das Katzenmädchen K’mell eine ungeheure Verschwörung anzettelte. Aber ihr kennt nicht den Anfang, wisst nicht, wie der erste Lord Jestocost zu seinem Namen kam. Dass das Entsetzen und die Inspiration, die seiner Mutter, Lady Goroke, aus dem berühmten, wahrhaft lebensnahen Drama des Hundemädchens H’jeanne erstanden waren, der Grund dafür waren. Ja, es ist sogar noch weniger wahrscheinlich, dass ihr die andere Geschichte kennt – die, die sich vor der H’jeannes zugetragen hat. Sie wird manchmal als die Geschichte über die »Namenlose Hexe« bezeichnet, was absurd ist, denn sie besaß in Wirklichkeit einen Namen. Er lautete »Elaine« und ist uralt, und er gehört zu den verbotenen Namen.
Elaine war ein Irrtum. Ihre Geburt, ihr Leben – alles Irrtümer. Der Rubin hatte einen Fehler gemacht. Wie hatte das nur geschehen können?
Gehen wir zurück nach An-fang, dem Friedensplatz in An-fang, dem Platz des Beginnens in An-fang, wo alle Dinge ihren Ursprung haben. Hell war es dort. Ein roter Platz, ein toter Platz, ein freier Platz, unter einer gelben Sonne.
Dies war die Wahre Erde, die Menschenheimat selbst, wo sich der Erdhafen seinen Weg hoch hinaufbohrt, durch Hurrikanwolken, die höher sind als die Berge.
An-fang lag in der Nähe einer Stadt, der einzigen bewohnten Stadt mit einem präatomaren Namen. Ihr lieblich sinnloser Name lautete Meeya Meefla, wo die Linien der antiken Straßen, seit Jahrtausenden von keinem Rad berührt, auf ewig parallel zu den warmen, hellen, klaren Stränden des alten Südostasiens verliefen.
Das Hauptquartier des Menschenprogrammierers befand sich in An-fang, und dort ereignete sich auch der Irrtum.
Ein Rubin erbebte. Zwei Turmalinnetzen gelang es nicht, den Laserstrahl zu korrigieren. Ein Diamant registrierte den Fehler. Der Fehler und die Korrektur wurden dem Zentralcomputer eingespeist.
Durch diesen Fehler wurde auf dem allgemeinen Geburtskonto von Fomalhaut III der Beruf »Laientherapeut, weiblich, intuitive Fähigkeit zur Korrektur menschlicher Physiologie mit lokal vorhandenen Mitteln« eingespeist. Auf manchen der frühen Schiffe hatte man diese Frauen als Hexen bezeichnet, weil sie auf unerklärliche Weise Heilungen herbeiführten. Für Pionierkulturen waren solche Laientherapeuten unersetzlich; in gefestigten Post-Riesmann’schen Gesellschaften erwiesen sie sich als furchtbare Belastung: Mit den verbesserten Lebensbedingungen verschwanden die Krankheiten, die Unfallziffern sanken und die medizinische Arbeit wurde institutionalisiert.
Wer hat schon Verwendung für eine Hexe, selbst wenn es eine gute Hexe ist, wenn ein Krankenhaus mit tausend Betten bereitsteht, dessen Personal sich nach klinischen Erfahrungen sehnt … und wenn nur sieben von diesen tausend Betten mit Wahren Menschen belegt sind.
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