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Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Titel: Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cordwainer Smith
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Mit ihm beginnt unsere Geschichte.

II
    Vor einigen Jahrhunderten hatte Lady Ru erklärt: »Man hat Wissensfragmente gefunden. Am Urbeginn der Menschheit, noch bevor es Luftfahrzeuge gab, verkündete der Weise Laodz: ›Wasser tut nichts, aber es durchdringt alles. Untätigkeit findet ihren Weg.‹ Später sagte ein historischer Herrscher: ›Es gibt eine Melodie, die alle Dinge erfüllt. Wir tanzen unser ganzes Leben lang nach ihrem Takt, auch wenn unsere wachen Ohren niemals die Musik hören, die uns lenkt und uns bewegt. Glück kann den Menschen so sanft töten wie Schatten, die man im Traum sieht.‹ Wir müssen zuerst Menschen und erst danach glücklich sein, wenn wir nicht vergeblich leben und sterben wollen.«
    Lord Sto Odin war da offener. Einigen engen Freunden erklärte er die Wahrheit: »Unsere Bevölkerungszahl geht auf den meisten Welten zurück, auch auf der Erde. Die Menschen bekommen zwar Kinder, aber sie interessieren sich nicht sehr dafür. Ich für mein Teil bin ein Drei-Vater von zwölf Kindern, ein Zwei-Vater von vier und ein Ein-Vater, wie ich glaube, von sehr vielen anderen. Ich habe Freude an der Arbeit gehabt und sie mit Freude am Leben verwechselt. Und es ist nicht dasselbe. Die Menschen wollen glücklich sein. Bitte sehr, wir gaben ihnen Glück. Triste, sinnlose Jahrhunderte des Glücks, während derer die Unglücklichen von ihnen korrigiert oder angepasst oder getötet wurden. Unerträgliches, trostloses Glück ohne den Stachel des Kummers, den Rausch der Wut, die heißen Schwaden der Angst. Wie viele von uns haben jemals den ätzenden, eisigen Geschmack alten Grolls gekostet? Das ist es, wofür die Menschen wirklich lebten in den alten Zeiten, als sie vorgaben, glücklich zu sein, und in Wahrheit von Kummer, Zorn, Hass, Raserei, Bosheit und Hoffnung belebt wurden! Diese Menschen vermehrten sich wie wahnsinnig. Sie bevölkerten die Sterne, während sie davon träumten, insgeheim oder offen, einander zu töten. In ihrer Kunst ging es um Mord oder Verrat oder verbotene Liebe. Heute kennen wir keinen Mord. Wir können uns keine Art der Liebe vorstellen, die verboten ist. Und denkt einmal an die Amerikaner mit ihren Schnellstraßen. Wer kann heutzutage noch irgendwohin fliegen, ohne auf dieses gigantische Straßennetz zu stoßen? Die Straßen sind verfallen, aber sie existieren noch. Man kann diese scheußlichen Gebilde sogar vom Mond aus deutlich erkennen. Aber vergesst die Straßen. Denkt an die Millionen Fahrzeuge, die über diese Straßen rasten, an die Menschen, die voller Gier und Zorn und Hass mit ihren Kraftstoff verbrennenden Fahrzeugen aneinander vorbeirauschten. Man sagt, dass allein auf den Straßen in einem Jahr fünfzigtausend Menschen umkamen. Wir würden dies einen Krieg nennen. Was müssen das für Wesen gewesen sein, die Tag und Nacht herumrasten und Dinge bauten, die anderen Menschen helfen würden, noch mehr zu rasen! Sie waren anders als wir. Sie müssen wild, schmutzig, frei gewesen sein. Lebenshungrig auf eine Art, die für uns vielleicht nicht einmal mehr vorstellbar ist. Ohne Schwierigkeit können wir tausendfach höhere Geschwindigkeiten erreichen als sie, aber wen interessiert das heute noch? Warum so schnell reisen? Woanders ist es genauso wie hier, und das gilt bis auf einige Kämpfer und Techniker für alle.« Lord Sto Odin lächelte seine Freunde an und fügte hinzu: »Wobei die Lords der Instrumentalität, also wir, natürlich auch davon ausgenommen sind. Wir reisen aus Gründen, die die Instrumentalität betreffen, und nicht aus Gründen, die für gewöhnliche Leute gelten. Gewöhnliche Leute haben wenig Grund, irgendetwas zu tun. Sie machen die Arbeit, die wir uns für sie ausdenken, um sie glücklich bleiben zu lassen, während die Roboter und Untermenschen die wirkliche Arbeit tun. Sie flanieren. Sie schlafen miteinander. Aber sie sind niemals unglücklich. Sie können nicht unglücklich sein!«
    Lady Mmona stimmte darin nicht mit ihm überein. »Das Leben kann nicht gar so übel sein, wie du sagst. Wir glauben nicht einfach, dass sie glücklich sind – wir wissen es. Telepathisch sehen wir direkt in ihre Köpfe. Wir überwachen ihre Gefühlsmuster mit Scannern. Es ist doch nicht so, dass wir keine Unterlagen hätten. Die Menschen werden immer wieder unglücklich, unablässig müssen wir sie korrigieren. Und dann und wann kommen schlimme Unfälle vor, die nicht einmal wir beheben können. Wenn die Menschen sehr unglücklich sind, dann schreien und weinen

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