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Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Titel: Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cordwainer Smith
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entgegen.
    »Sie sind ein Lügner, Sie sind ein Feigling, Sie sind ein Narr, und ich werde Sie fordern …«
    Lord Femtiosex bemerkte den Mann und hörte sein Geschrei. Er erwachte aus seiner tiefen Konzentration und fragte mit milder Stimme, trotz des Durcheinanders: »Was meinen Sie damit?«
    »Das ist ein irrwitziges Schauspiel. Es gibt kein Mädchen. Kein Feuer. Nichts. Aus irgendwelchen schrecklichen Gründen blenden Sie uns mit Trugbildern, und ich fordere Sie heraus, Sie Tier, Sie Narr, Sie Feigling!«
    In normalen Zeiten musste selbst ein Lord eine Herausforderung annehmen oder die Angelegenheit durch ein offenes Gespräch klären.
    Aber es herrschten keine normalen Zeiten.
    »Das ist die Wirklichkeit«, erklärte Lord Femtiosex. »Ich täusche niemanden.«
    »Wenn das hier wirklich ist, dann gehöre ich zu dir, Jeanne!«, kreischte der junge Soldat. Er sprang in den Ölstrahl, bevor die anderen Soldaten ihn zudrehen konnten, und dann sprang er neben Jeanne ins Feuer.
    Ihr Haar war bereits verbrannt, aber ihre Gesichtszüge waren noch immer unversehrt. Sie hatte ihr hündisches, jaulendes Kreischen eingestellt; Femtiosex unterdrückte ihren menschlichen Verstand nicht mehr. Sie schenkte dem Soldaten, der sich aus freien Stücken zu ihr gesellt und zu brennen begonnen hatte, das freundlichste und fraulichste Lächeln. Dann runzelte sie die Stirn, als wenn es etwas gäbe, das zu tun sie sich erinnern musste, trotz der Schmerzen und der Schrecken, die sie umgaben.
    »Jetzt!«, flüsterte der Jäger. Und er begann Lord Femtiosex zu jagen, so gnadenlos, wie er die fremden Kreaturen von Fomalhaut III gejagt hatte.
    Die Menge ahnte nicht, was Lord Femtiosex zugestoßen war. War er zum Feigling geworden? Oder verrückt? (In Wirklichkeit hatte es der Jäger unter Aufbietung seiner letzten geistigen Reserven geschafft, Femtiosex dazu zu bringen, am Himmel von Fomalhaut III zu balzen; er und Femtiosex waren jetzt männliche vogelähnliche Ungeheuer, die mit wilden Rufen das wunderschöne Weibchen anzulocken versuchten, das sich weit, weit unter ihnen irgendwo in der Landschaft versteckt hatte.)
    Jeanne war frei, und sie wusste, dass sie frei war.
    Sie rief ihre Botschaft hinaus. Die Botschaft betäubte den Jäger und Femtiosex; sie überflutete Elaine; sie ließ sogar Fisi, den Chef der Vögel, ruhiger atmen. Und Jeanne rief so laut, dass binnen einer Stunde Anfragen von anderen Städten an Kalma gerichtet wurden, die wissen wollten, was geschehen war.
    Jeanne dachte eine einzige Botschaft, benutzte keine Worte. Aber in Worte ausgedrückt besagte sie: »Geliebte Menschen, ihr tötet mich. Das ist mein Schicksal. Ich bringe die Liebe, und die Liebe muss sterben, um weiterzuleben. Liebe verlangt nichts, tut nichts. Liebe denkt nicht. Liebe bedeutet, sich selbst und alle anderen Menschen und Dinge zu kennen. Zu kennen – und sich daran zu erfreuen. Ich sterbe nun für euch alle, ihr geliebten Menschen …«
    Sie öffnete ihre Augen zum letzten Mal, öffnete ihren Mund, sog die reine Flamme ein und sackte nach vorn.
    Der Soldat, der die Nerven behalten hatte, obwohl seine Kleidung und sein Körper brannten, sprang aus dem Feuer und rannte, selbst ein Feuer, auf seine Truppe zu. Ein Schuss traf ihn, und er stürzte wie gefällt zu Boden.
    Das Weinen der Menschen war in allen umliegenden Straßen zu vernehmen. Untermenschen, gezähmt und mit Lizenz versehen, standen ohne Scham unter ihnen und weinten auch.
    Lord Femtiosex drehte sich erschöpft zu seinen Mitstreitern um. Das Gesicht Lady Gorokes war eine gemeißelte, erfrorene Karikatur der Trauer, also wandte er sich an Lady Arabella Underwood: »Mir scheint, dass ich etwas falsch gemacht habe, Mylady. Bitte übernehmen Sie.«
    Lady Arabella erhob sich. »Löschen Sie das Feuer«, rief sie Fisi zu. Sie blickte über die Menge. Ihre harten, ehrwürdigen norstilischen Gesichtszüge waren undurchdringlich.
    Elaine, die sie beobachtete, schauderte bei dem Gedanken an einen Planeten voller Menschen, die so unerbittlich, so zäh und so gerissen waren wie diese Frau.
    »Es ist vorbei«, erklärte Lady Arabella Underwood. »Ihr Menschen, verschwindet. Ihr Roboter, räumt auf. Ihr Untermenschen, zurück an die Arbeit.« Sie sah zu Elaine und dem Jäger hinüber. »Ich weiß, wer Sie sind, und ich ahne, was Sie getan haben. Soldaten, schafft sie fort.«
    Jeannes Leichnam war rußgeschwärzt. Das Gesicht wirkte nicht mehr menschlich; der letzte Ausbruch des Feuers hatte ihre Nase

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